Prada, Pumps und Babypuder
hält sogar Teepartys für ihre Patientinnen ab, ist das nicht cool? Alle bringen ihre Kinder mit und bekommen tolle Geschenktüten…«
Mein Herz schlägt wie wild, als ich all das höre. Geschenktüten? Partys mit Supermodels? Ich kann gar nicht glauben, dass ich das bisher alles verpasst habe. Warum habe ich noch nichts von Venetia Carter gehört?
Das ist alles Lukes Schuld. Er war es, der uns gleich zu diesem blöden alten Dr. Braine geschleppt hat. Wir haben nicht mal an jemand anderen gedacht.
»Und macht sie das gut, ich meine, die Geburtshilfe?«, frage ich. Ich versuche, ganz ruhig zu bleiben.
»Oh, Venetia ist wunderbar«, sagt Saskia. »Sie ist ganz anders als diese altmodischen Ärzte. Sie baut eine richtige Beziehung zu ihren Patientinnen auf. Meine Chefin Amanda hat mit ihr eine spektakuläre ganzheitliche Wassergeburt erlebt – mit Lotusblüten und einer Thai-Massage.«
»Mein Mann will nicht so viel Geld für sie ausgeben«, meint ihre Freundin verärgert. »Er ist so was von geizig. Saskia, du hast vielleicht ein Glück…«
»Wie kommt man denn zu ihr durch?« Die Worte sprudeln einfach so aus mir heraus. »Haben Sie ihre Adresse? Oder ihre Telefonnummer?«
»Oh«, sagt die Wickeltop-Frau. Sie und Saskia schauen sich zweifelnd an. »Da sind Sie vermutlich zu spät dran. Sie ist bestimmt schon ausgebucht.«
»Hier, ich kann Ihnen das hier geben, Sie können es ja mal probieren.« Saskia holt aus ihrer Mulberry-Tasche eine Broschüre heraus, auf der ein fein gezeichnetes Baby zu sehen ist. Darunter steht in eleganter marineblauer Schrift »Venetia Carter«. Ich schlage die erste Seite auf. Sie ist voll von glühenden Empfehlungsschreiben, die diskret mit Namen unterschrieben sind. Lauter berühmte Namen! Auf der Rückseite steht eine Adresse in Maida Vale.
Nicht zu fassen. Wir wohnen doch in Maida Vale! Ein Zeichen!
»Danke«, hauche ich. »Ich probiere es.«
Saskia und ihre Freundin machen sich wieder auf den Weg, ich hole mein Handy raus und drücke die Schnellwahltaste für Luke.
»Luke!«, rufe ich, sobald er abnimmt. »Gut, dass ich dich erwische! Rate mal, was passiert ist!«
»Becky, ist alles in Ordnung?«, fragt er beunruhigt. »Was ist denn los?«
»Mir geht’s gut. Aber hör mal, wir müssen den Arzt wechseln! Ich habe gerade von dieser brillanten Frauenärztin gehört, Venetia Carter. Da gehen alle hin, sie ist anscheinend wahnsinnig toll, und die Praxis ist ganz bei uns in der Nähe! Passender könnte es nicht sein! Ich rufe sie gleich mal an!«
»Becky, wovon zum Teufel sprichst du?« Luke scheint mir nicht zu glauben. »Wir wechseln doch nicht den Arzt! Wir haben schon einen Arzt, erinnerst du dich? Und zwar einen sehr guten.«
Hat er denn gar nicht zugehört?
»Das weiß ich doch«, sage ich. »Aber Venetia Carter bringt die Babys der Filmstars zur Welt! Ganzheitlich!«
»Was meinst du denn mit ›ganzheitlich‹?« Das scheint Luke überhaupt nicht zu beeindrucken. Gott, ist der engstirnig.
»Jede Frau erlebt bei ihr eine tolle Geburt! Sie macht das mit Thai-Massagen! Ich habe hier bei Bambino gerade zwei Frauen kennengelernt, die mir erzählt haben…«
»Also, ich weiß wirklich nicht, warum diese Ärztin besser sein soll als Dr. Braine«, unterbricht mich Luke. »Wir wissen, wie erfahren er ist. Wir wissen, dass er hervorragende Arbeit leistet. Und er ist ein Freund der Familie…«
»Aber – aber…« Vor lauter Frustration hüpfe ich schon auf und ab.
»Aber was?«
Ich weiß nicht mehr weiter. Ich kann jetzt auf keinen Fall sagen: »Sie gibt Teepartys mit Supermodels.«
»Vielleicht möchte ich ja einfach lieber von einer Frau betreut werden!« Das fiel mir zum Glück gerade noch rechtzeitig ein. »Hast du daran schon mal gedacht?«
»Dann bitten wir Dr. Braine, uns eine Kollegin zu empfehlen«, gibt Luke fest zurück. »Becky, Dr. Braine ist seit Jahren der Frauenarzt unserer Familie. Wir sollten wirklich nicht wegen zwei dahergelaufener junger Frauen zu einer unbekannten Ärztin wechseln, nur weil sie gerade angesagt ist.«
»Aber diese Ärztin ist nicht unbekannt! Darum geht es doch gerade! Sie behandelt alle Prominenten!«
»Becky, hör einfach auf.« Lukes Stimme hört sich jetzt richtig bestimmt an. »Das ist doch eine Schnapsidee. Deine Schwangerschaft ist schon halb rum, da wechselt man doch nicht einfach den Arzt. Punkt. Iain ist gerade reingekommen, ich muss jetzt Schluss machen. Bis später.«
Aufgelegt. Ich starre ärgerlich das Telefon
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