Prada, Pumps und Babypuder
hineinschiebe. Minnie schläft, und ich gehe zu den Zeitschriften. Ich könnte Mum eine Zeitschrift mitbringen, da würde sie sich bestimmt freuen. Ich will gerade Good Housekeeping in die Hand nehmen, da zögere ich. Die Vogue.
Die neue Vogue. Auf dem Titelblatt steht »Londons coolste werdende Mütter«.
Mit zitternden Händen nehme ich eine Ausgabe aus dem Regal, reiße die Gratisbeilage ab und blättere…
Oh mein Gott! Da ist ein riesiges Bild von mir! Ich stehe im Missoni-Kleid auf der geschwungenen Treppe, und das Bild ist untertitelt: »Rebecca Brandon, Einkaufsguru und Ehefrau des PR-Unternehmers Luke Brandon, erwartet ihr erstes Kind.«
Wohnhaft in Maida Vale, geht es im Begleittext weiter, zeigt sich der elegante Stil der ehemaligen Fernsehberaterin Becky Brandon im gesamten Haus. Es hat sechs Schlafzimmer, und die beiden Kinderzimmer »Für sie« und »Für ihn« hat sie selbst entworfen und dabei keine Kosten gescheut. »Für mein Baby nur das Beste«, sagt sie. »Die Möbel haben wir bei einem Künstlerstamm in der Mongolei entdeckt.«
Ich blättere um – und da ist noch ein Bild von mir. Ich stehe im Märchenprinzessinnen-Kinderzimmer, die Hand auf dem Bauch. Darunter steht ein großes Zitat: »Ich habe fünf Kinderwagen. Ich denke nicht, dass das übertrieben ist.«
Becky plant eine natürliche Geburt mit Lotusblumen. Sie ist bei der In-Frauenärztin Venetia Carter in Behandlung. »Venetia und ich sind gut befreundet«, schwärmt Becky. »Wir stehen uns sehr nahe. Vielleicht bitte ich sie, Patentante zu werden.«
Es fühlt sich an, als ob das alles Lichtjahre her ist. Wie aus einer anderen Welt.
Aber das schöne Kinderzimmer versetzt mir einen kleinen Stich. Minnie hätte es wundervoll gefunden, da bin ich sicher.
Egal. Irgendwann wird sie ein ganz tolles Kinderzimmer bekommen. Sogar schöner als das da.
Ich nehme die Vogue mit an die Kasse, und die Verkäuferin sieht von ihrer Zeitschrift auf.
»Hi!«, sage ich. »Die nehme ich, bitte.«
In der Nähe des Schaufensters entdecke ich einen neuen Ständer, über dem ein Schild »Geschenke« hängt – und während die Verkäuferin die Kasse öffnet, gehe ich kurz hinüber. Bilderrahmen, kleine Vasen, Broschen im Stil der dreißiger Jahre.
»Sie waren schon mal hier, oder?«, sagt die Verkäuferin und sieht auf die Zeitschrift. »Um Weihnachten rum waren Sie sogar andauernd hier, oder?«
Andauernd. Also ehrlich. Dass die Leute immer so übertreiben müssen.
»Ich bin gerade wieder in die Gegend gezogen.« Ich lächele sie freundlich an. »Ich heiße Becky.«
»Das haben wir schon gemerkt.« Sie packt die Vogue in eine Tüte. »Wir nennen sie ›die Frau…‹«
»Psst!«, unterbricht die andere Verkäuferin errötend und stupst sie an.
Jetzt bin ich aber gespannt. Was wollte sie denn bloß sagen?
»Keine Sorge, ich nehme es Ihnen schon nicht übel!« Ich werfe lässig meine Haare zurück. »Nennen Sie mich… ›die Frau mit dem Denny-and-George-Tuch‹?«
»Nein.« Die Verkäuferin sieht mich mit leerem Blick an. »Wir nennen Sie ›die Frau mit dem altmodischen Kinderwagen‹.«
Oh.
Mmh. So schlimm ist er nun auch wieder nicht. Und die sollen erst mal abwarten, bis er pink gesprayt ist. Dann ist er plötzlich topmodern.
»Drei Pfund, bitte«, sagt sie und streckt die Hand aus. Ich will gerade meinen Geldbeutel rausholen – als ich in dem Geschenkeständer Rosenquarzketten entdecke.
Oh. Ich liebe Rosenquarz.
»Die sind im Angebot«, sagt die Verkäuferin, die meinem Blick gefolgt ist. »Sehr schön.«
»Ja.« Ich nicke nachdenklich.
Nur wollten wir ja im Moment den Gürtel etwas enger schnallen. Als wir aus dem Krankenhaus nach Hause kamen, haben Luke und ich uns lange und ausführlich darüber unterhalten: Bargeld, Bankschulden und all so was. Und wir haben uns geeinigt, dass wir nichts Unnötiges kaufen, bis Lukes Firma wieder auf festen Füßen steht.
Aber ich will schon seit Ewigkeiten eine Rosenquarzkette haben. Und sie kostet nur 15 Pfund, das ist ja wohl echt ein Schnäppchen. Und ich habe eine kleine Belohnung verdient, weil ich die Investitionswette für das Baby gewonnen habe, oder?
Außerdem kann ich meine neue indonesische Onlinekreditkarte nehmen, von der Luke gar nichts weiß.
»Ich nehme eine«, sage ich also und greife nach einer Kette mit schimmernden rosa Steinen.
Sollte Luke sie bemerken, sage ich, dass es sich um ein pädagogisches Spielzeug handelt. Welches die Mutter um den Hals tragen muss.
Ich
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