Prada, Pumps und Babypuder
reden.«
»Du machst das Richtige«, sage ich sofort. »Das weißt du doch.«
Luke nickt.
»Mir ist auch schon viel wohler. Sie haben mich dermaßen unter Druck gesetzt. Sie haben die ganze Firma unter Druck gesetzt.«
»Genau. Du brauchst sie nicht, Luke! Du hast es gar nicht nötig, hinter einer arroganten Firma herzulaufen, die denkt, ihr gehöre die ganze Welt…«
Luke hebt die Hand. »So einfach ist das nicht. Ich muss dir was sagen.« Er hält inne und rührt in seinem Kaffee. »Arcodas hat uns nicht bezahlt.«
»Was?« Ich sehe ihn verständnislos an. »Du meinst… überhaupt noch nicht?«
»Eine einzige Zahlung ganz am Anfang. Seither nichts mehr. Sie schulden uns… na ja… eine ganze Menge…«
»Das kann ja wohl nicht wahr sein! Man muss seine Rechnungen doch bezahlen! Ich meine, das verstößt doch gegen…«
Ich breche ab. Errötend. Mir fallen gerade ein paar Kundenkartenabrechnungen in meiner Nachttischschublade ein, die ich vielleicht noch nicht bezahlt habe.
Aber das ist doch was ganz anderes. Ich bin schließlich kein riesiges internationales Unternehmen.
»Sie sind bekannt dafür. Wir sind hinter dem Geld hergelaufen, haben gedroht…« Luke reibt sich die Augenbrauen. »Als wir noch gut im Geschäft waren, dachten wir natürlich, dass wir das Geld schon bekommen. Jetzt müssen wir eventuell klagen.«
»Na, dann klagt doch!«, sage ich trotzig. »Damit dürfen sie nicht durchkommen!«
»Aber in der Zwischenzeit…« Luke hebt seine Tasse und setzt sie dann wieder ab. »Um ehrlich zu sein, läuft es gerade nicht gut, Becky. Wir haben sehr schnell expandiert. Zu schnell, im Nachhinein betrachtet. Ich muss Mieten bezahlen, Gehälter… wir bluten. Bis wir wieder festen Boden unter den Füßen haben, müssen wir unser Geld ein bisschen beisammenhalten.«
»Aha.« Ich schlucke. Bluten ist ungefähr die schlimmste Wendung, die ich je gehört habe. Ich sehe förmlich vor mir, wie aus einem großen Loch Tag und Nacht Geld strömt, das uns bitterlich fehlen wird.
»Wir müssen für das Haus nun doch ein Darlehen aufnehmen.« Luke zuckt zusammen und trinkt einen Schluck Kaffee. »Es könnte sich alles um ein paar Wochen verschieben. Ich rufe den Makler heute noch an. Ich glaube schon, dass wir es irgendwie hinkriegen.«
Er trinkt seinen Kaffee aus. Zwischen seinen Augenbrauen hat sich eine tiefe Sorgenfalte gebildet. Arschlöcher. Sie haben ihn fertiggemacht.
»Du machst es trotzdem richtig, Luke.« Ich nehme seine Hand und drücke sie fest. »Auch wenn wir dadurch ein bisschen Geld verlieren… egal.«
Wart’s ab. Wart’s nur ab, Iain Mistkerl Wheeler.
Ich stehe auf, gehe um die Frühstückstheke herum und umarme Luke, so gut es geht. Das Baby ist mittlerweile so groß, dass es sich kaum noch bewegen kann.
Hey, Baby. Ich sende dem Kind eine Botschaft. Komm erst nach der Party, okay?
Letztens erst habe ich gelesen, dass viele Mütter mit ihren ungeborenen Kindern kommunizieren, also sende ich hier und da auch ein paar Botschaften.
Morgen ginge. So gegen Mittag?
Wenn du es in unter sechs Stunden schaffst, bekommst du eine Belohnung!
»Ich hätte auf dich hören sollen, Becky.« Lukes kleinlauter Ton überrascht mich. »Du hast schon ganz am Anfang gegen Arcodas protestiert. Und du hast Iain nie gemocht.«
»Ich habe ihn verabscheut«, nicke ich.
Nein, ich sage dir nicht, was für eine Belohnung. Da musst du schon abwarten.
Es klingelt, und Luke geht an die Gegensprechanlage. »Hi… bringen Sie es bitte hoch. Es ist ein Päckchen«, sagt er.
Plötzlich bin ich angespannt. »Von einem Kurier?«
»Mmh.« Er zieht sich den Mantel an. »Erwartest du etwas?«
»Irgendwie schon.« Ich schlucke. »Luke… das Päckchen könnte dich interessieren. Es könnte wichtig sein.«
»Noch mehr Bettwäsche?« Luke sieht nicht gerade begeistert aus.
»Nein! Keine Bettwäsche! Es ist…« Ich breche ab, weil es an der Wohnungstür klingelt. »Du wirst schon sehen.« Ich eile hinaus in den Flur.
»Ein Päckchen für Sie. Bitte unterschreiben Sie hier«, brummelt der Kurier. Ich unterschreibe auf dem elektronischen Block, nehme den gepolsterten Umschlag entgegen und drehe mich zu Luke um.
»Luke, ich habe hier etwas ziemlich Wichtiges.« Ich räuspere mich. »Etwas, das die Sachlage verändern könnte. Du musst allerdings ein bisschen locker bleiben… wegen der Herkunft dieser Sache.«
»Ist das nicht für Jess?« Luke sieht auf den Umschlag.
»Jess?« Ich folge seinem Blick und lese
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