Prada, Pumps und Babypuder
Großbildschirmen entlang, die Dannys bisherige Kollektionen zeigen, bis zu einem Art-Deco-Tisch, hinter dem Danny auf einem thronartigen Stuhl sitzt. Über ihm hängt ein Banner, auf dem Exklusiv – Treffen Sie Danny Kovitz! steht. Drei Mädchen mit Pferdeschwänzen und tarnfarbenen Militärjacken stehen vor dem Tisch und bewundern Danny dabei, wie er ein paar schlichte weiße T-Shirts für sie signiert. Er sieht mich und zwinkert mir zu.
»Danke«, bedeute ich ihm lautlos zurück und sende ihm einen Kuss durch die Luft. Ein hundertprozentiger Star.
Ich weiß, wie sehr er dies alles genießt.
Neben dem Tisch steht Eric und gibt einem Fernsehteam ein Interview.
»Ich fand schon immer, dass The Look eine Design-Initiative braucht…«, sagt er wichtigtuerisch. Dann bemerkt er mich und bricht errötend ab. »Ähm… Darf ich Ihnen Rebecca Brandon vorstellen, die Leiterin der Einkaufsberatung. Von ihr stammt die Idee…«
»Hallo, allerseits!« Ich trete selbstbewusst lächelnd vor die Kamera. »Eric und ich haben als Team an diesem Projekt gearbeitet, und ich denke, es läutet eine neue Ära für The Look ein. Diejenigen, die vor kurzem noch über uns gelacht haben, können sich jetzt schwarzärgern .«
Ich rede noch ein bisschen und überlasse dann wieder Eric das Feld.
Zu meinem Erstaunen habe ich nämlich gerade Jess bei den Sonnenbrillen entdeckt.
Sie ist allein da, in Jeans und Parka. Ich hatte ihr von der Auftaktveranstaltung erzählt, aber ich war mir nicht sicher, ob sie kommt.
»Jess!«, rufe ich, als ich auf sie zugehe. »Dass du gekommen bist!«
»Das ist ja der Hammer, Becky.« Jess sieht sich die Menschenmassen an. »Glückwunsch!«
»Danke!«, strahle ich. »Ist das nicht klasse? Hast du die ganzen Fernsehteams gesehen?«
»Draußen stand einer von der Times «, nickt Jess. »Und vom Standard. Die Medien sind ganz heiß.« Sie lächelt. »Becky Brandon hat es wieder einmal geschafft.«
»Na ja…« Ich werde rot und zucke mit den Schultern. »Wie geht es dir denn? Wie laufen die Vorbereitungen für Chile?«
»Och, gut.« Jess seufzt.
Bei Jess weiß man nie, woran man ist. Selbst wenn sie glücklich ist, wirkt sie immer ein bisschen düster. (Das meine ich nicht böse, so ist sie nun mal.) Aber jetzt sieht sie irgendwie wirklich unglücklich aus.
»Jess… was ist denn los?« Ich lege ihr die Hand auf den Arm. »Irgendwas stimmt doch nicht.«
»Nein«, sagt Jess. Sie hat Tränen in den Augen. »Tom ist verschwunden.«
»Verschwunden?«, frage ich entsetzt.
»Ich wollte es dir eigentlich gar nicht sagen. Du sollst dich doch nicht aufregen. Aber seit drei Tagen hat ihn niemand gesehen. Ich glaube, er schmollt.«
»Weil du ihn verlässt?«
Sie nickt, und ich bin ein bisschen böse auf Tom. Warum denkt er immer nur an sich?
»Er hat seinen Eltern nur eine einzige SMS geschickt: dass es ihm gut geht. Das ist alles. Er könnte sonstwo stecken. Und natürlich gibt Janice mir die Schuld…«
»Wie kommt sie denn darauf? Er ist ein…« Ich breche ab.
»Hast du eine Ahnung, wo er stecken könnte, Becky? Du kennst ihn doch schon dein ganzes Leben.«
Ich zucke die Achseln. Wie ich Tom kenne, kann er alles getan haben. Vielleicht hat er sich »Jess, verlass mich nicht« auf die Genitalien tätowieren lassen.
»Hör mal… Er taucht sicher wieder auf«, sage ich schließlich. »Er ist doch nicht doof. Bestimmt besäuft er sich bloß irgendwo.«
»Hallo, Becky.« Jasmine kommt auf uns zu, beladen mit Schals und Hüten. Ihre Wangen sind gerötet.
»Hey, Jasmine. Ist das nicht toll? Wie sieht es denn oben aus?«
»Das totale Chaos.« Sie verdreht die Augen. »Alles voll von Kunden. Zum Glück haben wir mehr Personal bekommen.«
»Ist das klasse!« Ich strahle, aber sie sieht mich ohne Begeisterung an.
»Mir hat es vorher besser gefallen. Wir müssen heute alle länger bleiben. Ich hatte noch keine Minute für mich.«
»Aber so macht das Geschäft vielleicht nicht pleite, und du behältst deinen Job«, sage ich. Das scheint Jasmine aber wenig zu beeindrucken.
»Egal…« Plötzlich hält sie inne. »Becky… hast du dir die Augenbrauen zupfen lassen?«
Ich hatte mich schon gefragt, wann sie das endlich bemerkt!
»Och«, sage ich lässig. »Ja. Sind gut geworden, oder?« Ich fahre mir mit dem Finger über eine Braue.
»Wo hast du das machen lassen?«, fragt sie.
»Das kann ich dir leider nicht sagen«, sage ich bedauernd. »Ist ein kleines Geheimnis. Sorry.«
Jasmine ist wütend. »Sag
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