Prada, Pumps und Babypuder
Kostüm selbst zu tragen. Ich habe es sogar schon anprobiert, und was soll ich sagen, es ist ziemlich dehnbar! Aber das werde ich Luke natürlich nicht auf die Nase binden.
»Wie bist du denn drauf, Luke?« Ich hebe das Kinn. »Ich wusste gar nicht, dass du so spießig bist.«
Dr. Braine folgt unserer Unterhaltung verblüfft. »Ich nehme also an, Sie wollen das Geschlecht des Kindes nicht vorher wissen?«
»Nein, danke«, sagt Luke bestimmt. »Wir wollen, dass es eine Überraschung bleibt. Nicht wahr, Becky?«
»Ähm… ja.« Ich räuspere mich kurz und füge an: »Es sei denn, Dr. Braine, Sie denken, wir sollten es aus wichtigen medizinischen Gründen doch besser vorher erfahren.« Dabei sehe ich Dr. Braine verschwörerisch an, aber er kapiert nichts.
Stattdessen strahlt er: »Nein, nein, überhaupt nicht.« Mist.
Es dauert noch zwanzig Minuten, bis wir endlich draußen sind. Etwa drei davon untersucht mich Dr. Braine, und den Rest der Zeit schwelgen Luke und er in Erinnerungen an irgendein Cricket-Spiel in Lukes Schulzeit. Ich versuche, höflich zuzuhören – aber ich bin ganz kribbelig. Ich möchte zu Bambino!
Als der Termin endlich vorbei ist, stürzen wir uns ins Londoner Getümmel. Eine Frau mit einem altmodischen Silver Cross-Kinderwagen läuft an uns vorbei. Ich begutachte ihn verstohlen. So einen will ich unbedingt auch, mit diesen herrlich federnden Rädern. Außer, dass ich ihn mir in quietschpink machen lasse. Das wird so cool. Die Leute werden mich »die Frau mit dem qietschpinken Kinderwagen« nennen. Außer, wenn es ein Junge wird, dann muss der Wagen natürlich in hellblau gefertigt werden. Nein, Moment… besser marineblau. Dann nennen sie mich…
»Ich habe heute Morgen übrigens mit Giles von der Maklerfirma gesprochen«, unterbricht Luke meine Gedanken.
»Wirklich?« Aufgeregt sehe ich ihn an. »Hat er etwas…«
»Nein.«
»Oh.« Meine Aufregung verflüchtigt sich.
Momentan leben wir in einer fantastischen Penthousewohnung, die Luke schon seit Jahren besitzt. Die Wohnung ist toll, aber sie hat keinen Garten, und sie ist mit einem makellosen beigefarbenen Teppichboden ausgelegt und allgemein nicht besonders geeignet für ein Baby. Deswegen haben wir sie vor ein paar Wochen zum Verkauf ausgeschrieben und angefangen, uns nach einem schönen Einfamilienhaus umzusehen.
Das Problem ist nun, dass unsere Wohnung sofort gekauft wurde. Ich will ja nicht angeben, aber das verdanken wir sicherlich meiner perfekten Dekoration. Ich hatte überall Kerzen aufgestellt, im Badezimmer lag eine Flasche Champagner auf Eis, und dann hatte ich noch lauter trendige Accessoires verteilt, zum Beispiel Programmhefte aus der Oper und Einladungen zu wichtigen Abendgesellschaften (die hatte mir meine angesagte Freundin Suze ausgeliehen). Die Karlssons haben auf der Stelle ein Angebot gemacht! Und sie zahlen ohne Kreditaufnahme, was den Verkaufsvorgang natürlich noch beschleunigt!
Es ist toll – aber wo sollen wir nun wohnen? Wir haben noch kein einziges Haus besichtigt, das uns gefallen hätte. Der Makler sagt, der Markt sei im Moment »leer gefegt«. Er hat uns sogar schon gefragt, ob wir nicht vielleicht etwas mieten wollen.
Ich möchte aber nicht mieten. Ich möchte ein hübsches, neues Haus besitzen, das meinem Kind ein Zuhause ist, wenn wir aus dem Krankenhaus kommen.
»Und wenn wir nichts finden?« Ich sehe Luke an. »Wenn wir auf der Straße landen? Es wird Winter! Und ich werde hochschwanger sein!«
Ich sehe mich schon die Oxford Street auf- und abstapfen, während irgendwo ein Chor »O Little Town of Bethlehem« singt.
»Schatz, wir landen nicht auf der Straße. Aber Giles hat gesagt, wir müssen möglicherweise etwas flexibler mit unseren Wünschen sein.« Luke hält einen Moment inne. »Ich glaube, er meinte deine Wünsche, Becky.«
Das ist nun aber so was von unfair! Sie haben uns einen Fragebogen zugeschickt, auf dem stand: »Bitte formulieren Sie Ihre Wünsche so genau wie möglich.« Also habe ich meine Wünsche so genau wie möglich formuliert. Und jetzt ist das nicht richtig!
»Das Schuhzimmer können wir wohl vergessen.«
»Aber…« Ich breche sofort ab, als ich Lukes Gesichtsausdruck sehe. Ich habe mal in einer Lifestyle-Ausgabe von The Rich and Famous ein Schuhzimmer gesehen, und seitdem träume ich davon. »Okay, dann nicht«, gebe ich nach.
»Vielleicht müssen wir auch flexibler sein, was das Stadtviertel…«
»Das macht mir nichts aus«, versichere ich. Lukes Handy klingelt.
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