Prag
Heute
befindet sich darin mit dem Palladium eine
schicke Shoppingmall (→ Einkaufen). Das Kaufhaus Kotva schräg gegenüber macht dagegen, zumindest bis zu seiner geplanten Sanierung,
keine gute Figur mehr. In sozialistischer Zeit zählte es jedoch zu den ganz
großen Konsumtempeln des Ostblocks mit bis zu 75.000 Kunden täglich. Sogar
aus Bulgarien kam man extra angefahren, insbesondere wegen der günstigen
Kunstfaserklamotten.
Das mit Abstand bedeutendste Gebäude am Náměstí Republiky ist jedoch das
→ Gemeindehaus Obecní dům , die Jugendstilperle Prags. Jedes Detail
darin hat etwas Besonderes, selbst der Aufzug macht da keine Ausnahme. Direkt
daran grenzt das → Pulvertor ( Prašná brána) – einst am
Stadtrand, heute im Zentrum Prags.
Obecní dům mit Pulvertor
Die Celetná (Zeltnergasse) , eine der ältesten Gassen Prags, führt
vorbei an der viel besuchten Jan-Saudek-Galerie ( Galerie Jana
Saudka , → Sehenswürdigkeiten abseits des Spaziergangs) zurück zum
Altstädter Ring. Schon vor der Galerie, wo die Straße zur gepflegten,
kopfsteingepflasterten Fußgängerzone wird, steht das → Haus zur
Schwarzen Madonna (Dům U Černé Matky Boží) , ein Bau im Zeichen des
Kubismus. Das Gebäude trennt die Celetná vom länglichen Platz Ovocný
trh , dem einstigen Obstmarkt . Im Sommer werden darauf häufig
Plastiken ausgestellt. Wer keine vorfindet, sollte nicht enttäuscht sein und
sich dafür das Garagentor neben der Guess-Boutique anschauen – ein Kunstwerk
für sich und zugleich einer dieser kleinen, fast kuriosen Beiträge, die dem
alten prunkvollen Prag etwas Moderne einhauchen.
Das südwestliche Ende des Platzes schließt die Rückseite des Ständetheaters
( Stavovské
divadlo) ab. Der neoklassizistische Bau entstand in der zweiten Hälfte des
18. Jh. und war kurz darauf im Besitz der böhmischen Stände, daher der Name.
In ihm fand am 29. Oktober 1787 die Uraufführung von Mozarts Don
Giovanni statt. Das Innere ist ein blau-goldener Traum, nicht umsonst
wählte es Miloš Forman als Kulisse für Szenen seines Amadeus . Leider
ist es nur in Verbindung mit einer Aufführung zu besichtigen.
Unmittelbar daneben liegt das geschichtsträchtige, aber alles andere als
unbedingt sehenswerte Karolinum . 1348 legte
hier Karl IV. den Grundstock für die älteste Universität Mitteleuropas. Von
dem ursprünglichen Gebäude ist heute aber von außen nicht mehr als ein
gotischer Erker zu erkennen.
Durch die Altstadt (westlicher Teil)
Das Ständetheater und den Staroměstské náměstí verbindet die
Železná, von der die kleine, krumme Kožná abgeht. An deren Ende (Nr. 1)
liegt das Haus zu den Zwei goldenen Bären (U dvou Zlatých Medvědů) ,
in dem der „rasende Reporter“Egon Erwin
Kisch(1885–1948) geboren wurde. Er machte aus der Reportage erstmals ein
literarisches Genre.
Kisch kannte auch das gleich ums Eck gelegene einstige Freudenhaus Mimosa
(Kožná Nr. 4). In diesem arbeitete Antoine Havlová, die er als
„Galgentoni“ unsterblich machte. Sie hatte mit einem Mörder die letzte
Nacht vor dessen Hinrichtung in der Zelle verbracht. Aber auch Figuren in
Hašeks Švejk hatten im Mimosa ihr Original.
Überquert man die Melantrichova und geht einfach geradeaus weiter
(Durchgang in Nr. 19), gelangt man auf die Michalská, an der sich kleine
Läden mit Restaurants abwechseln. Lässt man diese links liegen, erreicht man
über das enge Gässlein Hlavsova die Jilská. Hier reiht sich ein
Souvenirgeschäft ans andere: „Original“ böhmisches Kristall dominiert die
Auslagen, man bekommt es in allen Variationen, auch „Made in China“.
Die barocke Dominikanerkirche St. Ägidus ( Kostel sv. Jilijí) geht auf einen romanischen Bau zurück (Eingang an der Husova, Zugang meist nur
im Rahmen eines der häufig stattfindenden Konzerte). Viele Fresken stammen von
Wenzel Lorenz Rainer, der auch die Sankt-Thomas-Kirche auf der Kleinseite
schmückte. Im angegliederten Kloster wurde 1810 die erste Lehranstalt für
Musik auf dem Gebiet der österreichisch-ungarischen Monarchie eingerichtet.
Die Husova bietet Kunst in luftiger Höhe – Der Hängende , der an
Sigmund Freud erinnert, ist ein Werk des Popkünstlers David Černy, dessen
provokative Arbeiten das Stadtbild vielerorts auflockern. Die Straße führt
fast direkt auf den Betlémské náměstí und die berühmte Bethlehemskapelle
( Betlémská
kaple) zu.Jan Hus
predigte darin (→ Geschichte). Ende des 18. Jh. wurde sie zerstört.
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