Prag
Der
rekonstruierte Bau aus der Mitte des 20. Jh. besitzt somit zwar einen
geschichtsträchtigen Namen, ist aber alles andere als sehenswert (tägl.
10–17.30 Uhr, Eintritt 2 €, erm. 1,20 €). Gleiches gilt, sofern Sie
nicht ein besonderes Faible für Architektur haben, für die gegenüber
liegende → Jaroslav-Fragner-Galerie (Galerie Jaroslava Fragnera) und
das ebenfalls über den Betlémské náměstí zu erreichende →
Náprstek-Museum (Náprstkovo muzeum) . Hinter Letzterem verbirgt sich ein
Völkerkundemuseum, das Gebäude selbst war früher einmal eine Brauerei.
Auch die etwas triste Bartolomějská, von der Bethlehemskapelle nur einen
Katzensprung entfernt, braucht man nicht unbedingt aufsuchen. Ein paar düstere
Gebäude säumen sie. In vielen sitzt die Polizei. In Nr. 9, einem der wenigen
restaurierten Bauten, befindet sich das Hotel Unitas (→ Übernachten).
Vor der Wende gehörte das Gebäude ebenfalls der Polizei, genauer der
Geheimpolizei, die darin Oppositionelle verhörte. Václav Havels
Gefängniszelle ist heute ein Gästezimmer.
Eng mit dem Namen Havel verbunden ist auch das Theater am Geländer
( Divadlo na
zábradlí) am Anenské náměstí. Die Bühne gehört zu den
renommiertesten des Landes. Havel arbeitete dort in den 1960ern, zunächst als
Bühnentechniker, später als Dramaturg und Hausautor. Zu jener Zeit begann
hier auch die Entwicklung des tschechischen absurden Theaters. Für die
Vorstellungen braucht man leider Tschechischkenntnisse.
Schließlich erreicht man die Moldau und damit das → Smetana-Museum
(Muzeum Bedřicha Smetany) , das an den berühmten Komponisten erinnert. Es
ist untergebracht im Neorenaissancebau der ehemaligen Altstädter Wasserwerke.
Von dem Platz davor genießt man einen herrlichen Blick die Moldau hinauf auf
die Schützeninsel und das Nationaltheater sowie auf die Burg und die → Karlsbrücke (Karlův most) . Am Beginn der Brücke steht der →
Altstädter Brückenturm (Staroměstská mostecká věž) . Ihm zu Füßen
liegt wiederum der Křížovnické náměstí , der
Kreuzherrenplatz . Ein in Nürnberg gegossenes Denkmal für Karl IV.
befindet sich darauf, das zum 500. Geburtstag der Hochschule 1849 aufgestellt
wurde. Vier Frauen zieren es, die oft als seine vier Ehefrauen interpretiert
werden. In Wirklichkeit aber sind sie allegorische Darstellungen der ersten
vier Fakultäten der Karlsuniversität. Den Norden des Platzes schließt die → Kreuzherrenkirche (Křížovnický kostel) mit ihrer großen,
kupferfarbenen Kuppel ab. In deren Nachbarschaft kann man dem →
Karlsbrückenmuseum (Muzeum Karlova Mostu) einen Besuch abstatten, das mit
dem Beginn der Sanierungsarbeiten an der Brücke entstand. Und gegenüber gibt
es noch ein Museum, das → Museum of medieval torture instruments .
Der Bekannteste aller Tschechen – Hašeks
braver Soldat Švejk
Etwa 1200 Kurzgeschichten verfassteJaroslav Hašek
(1883–1923) in seinem Leben. Aber nicht nur als Schriftsteller machte sich
Hašek einen Namen, in seinem von Eskapaden bestimmten Leben ging er
unzähligen Dingen nach. Er war Bankangestellter, Landstreicher, Journalist,
Laborassistent, Hundehändler, Gründer der Partei des maßvollen
Fortschritts in den Grenzen der Gesetze , Soldat an der galizischen Front,
im russischen Bürgerkrieg, Volkskommissar in der Roten Armee usw.
Zwei Jahre vor seinem Tod erschien die erste Ausgabe des Heftchens Die
Abenteuer des braven Soldaten Švejk . Daraus wurde später der mit Abstand
erfolgreichste tschechische Roman, und der brave Soldat selbst, ein einfacher
Mann aus dem Volk, aber ein Schlitzohr, stieg zu einer unsterblichen Figur der
Weltliteratur auf. Hašek zeichnete ihn als einen Charakter, der es mit
Optimismus und Humor versteht, in einer politisch-ideologisch verrückten Welt
zurechtzukommen, indem er sich die Maske eines Trottels überstreift.
In mehr als 50 Sprachen wurden die Abenteuer des Švejk bislang übersetzt.
Sie waren mit Hašeks Tod nicht zu Ende; sondern wurden von einem anderen Autor
fortgesetzt. Die bekanntesten Illustrationen zum braven Soldaten schuf Josef
Lada, der auch den Kater Mikesch kreierte. Seine ersten Entwürfe
zeigten den heute so molligenŠvejknoch als schlanken
Hering.
Auf der Karlova, auf der im Sommer stets dichtes Gedränge herrscht,
passiert man rechter Hand das winzige → Kepler-Museum (Keplerovo
muzeum) , das dem Astronomen Johannes Kepler die Reverenz erweist. Links der
Gasse erstreckt sich das → Klementinum ,
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