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Pretty - Erkenne dein Gesicht

Pretty - Erkenne dein Gesicht

Titel: Pretty - Erkenne dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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Ugly. Unattraktiv, mit krummer Nase, kindlichen Apfelbäckchen und einer ungeduldigen Miene – ungeduldig, weil sie auf ihren nächsten Geburtstag wartete, auf die Blubberkopf-Opi, auf einen Ausflug ans andere Flussufer. Einfach eine ganz normale beliebige Fünfzehnjährige, total Zufall eben.
    Das hier war Tallys erster Einsatz als Special. Sie hatte erwartet, jetzt zu allem bereits zu sein – die vielen Operationen hatten sie mit eisigen neuen Muskeln gefüllt, mit Reflexen, die ihr ein schlangenrasches Tempo gaben. Und sie hatte zwei Trainingsmonate im Lager der Schlitzer verbracht, hatte in der Wildnis gelebt, mit wenig Schlaf und ohne Proviant.
    Aber ein Blick in den Spiegel hatte genügt, um ihr Selbstvertrauen zu erschüttern.
    Dass sie durch die Vororte von Crumblyville in die Stadt gekommen waren, hatte die Sache auch nicht besser gemacht. Sie waren über endlose Reihen von dunklen Häusern geflogen, die alle gleich aussahen. Die langweilige Zufälligkeit des Ortes, in dem sie aufgewachsen war, verpasste ihr ein klebriges Gefühl an den Armen und die recyclebare Schuluniform scheuerte unangenehm auf ihrer empfindlichen neuen Haut. Die manikürten Bäume des grünen Gürtels schienen sich um Tally zusammenzudrängen, als ob die Stadt sie wieder zum Durchschnitt zurechtstutzen wollte. Sie war gern eine Special, war gern draußen und eisig und besser und konnte es gar nicht erwarten, in die Wildnis zurückzukehren und sich diese hässliche Maske vom Gesicht zu reißen.
    Tally ballte die Fäuste und lauschte dem Netzwerk der Hautantenne. Faustos Musik und die Geräusche der anderen spülten über sie hinweg – die sanften Atemzüge, der Wind in ihren Gesichtern. Sie erahnte die Herzschläge der anderen ganz am Rand ihres Gehörfeldes, die Erregung der Schlitzer schien in ihren Knochen zu vibrieren.
    "Aufteilen", sagte Shay, als sich die Lichter der Fete näherten. "Nicht, dass wir zu sehr nach Clique aussehen."
    Die Schlitzer-Formation stob auseinander. Tally blieb bei Fausto und Shay, während Tachs und Ho das obere Ende von Cleopatra Park ansteuerten. Fausto regulierte seine Klangbox und die Musik verstummte, nur noch das Rauschen des Windes und aus der Ferne der Lärm der Fete waren zu hören.
    Tally holte noch einmal nervös Atem und der Geruch der Menge durchjagte sie – Ugly-Schweiß und vergossener Alkohol. Die Tanzanlage der Party lief nicht über Hausantennen, sie blies die Musik brutal in die Luft, so dass die Klangwellen zwischen den Bäumen zu tausend Echos zersplitterten. Uglies machten eben immer Krach.
    Vom Training her wusste Tally, dass sie die Augen schließen und noch das leiseste Echo nutzen konnte, um blind durch den Wald zu navigieren, wie eine Fledermaus, die ihren eigenen Rufen folgte. Aber heute Abend brauchte sie ihre besondere Sehfähigkeit. Shay hatte Spione in Uglyville, und die hatten von Eindringlingen gehört, die die Fete knacken wollten – New Smokies, die Nanos verteilten und Ärger machten.
    Deshalb waren die Schlitzer hier: Es war ein besonderer Umstand.
    Sie landeten unmittelbar außerhalb der Lichtkreise der Schwebeleuchten und sprangen auf den mit Fichtennadeln bedeckten Waldboden, der vor Frost knisterte. Shay schickte die Bretter in die Baumwipfel zum Warten, dann schaute sie Tally belustigt an. "Du riechst nervös."
    Tally zuckte mit den Schultern, sie fühlte sich in ihrer Ugly-Schuluniform gar nicht wohl. Shay konnte immer riechen, wie anderen zu Mute war. "Kann schon sein, Boss."
    Hier am Rand der Party erinnerte sie ein hartnäckiger Gedächtniszipfel daran, wie sie sich immer gefühlt hatte, wenn sie bei einer Fete angekommen war. Sogar als schöner Blubberkopf hatte Tally den Anflug von Nervosität gehasst, der sie immer dann überkam, wenn Menschenmengen sich um sie zusammendrängten, die Hitze vieler Körper, das Gewicht der auf ihr lastenden Blicke. Jetzt kam ihre Maske ihr klebrig und fremd vor, eine Schranke, die sie von der Welt trennte. Absolut specialfern. Ihre Wangen wurden für einen Moment glühend rot unter dem Kunststoff, wie vor Scham.
    Shay griff nach ihrer Hand und drückte sie. "Mach dir keine Sorgen, Tally-wa."
    "Das sind doch bloß Uglies." Faustos Flüstern zerschnitt die Luft."Und wir sind ja bei dir." Seine Hand ruhte auf Tallys Schulter und schob sie sanft weiter.
    Tally nickte, sie hörte durch ihre Hautantenne das langsame, ruhige Atmen der anderen. Es war genau so, wie Shay versprochen hatte: Die Schlitzer waren miteinander

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