Pretty Little Liars- Unschuldig
das Auto die besten Bassboxen, die es für Geld zu kaufen gab.
»So gefällt mir das.« Mona kicherte.
»Auf jeden Fall«, antwortete Hanna.
Als sie zu schnell um eine Kurve bog, machte etwas in ihrem Kopf Pling.
Du bist nicht diejenige.
Autsch.
Nicht mal Daddy mag dich am liebsten.
Doppelautsch.
Scheiß doch drauf! Hanna drückte das Gaspedal durch und riss beinahe einen Briefkasten in Hundeform mit.
»Wir müssen mit diesem Baby irgendwo angeben.« Mona legte ihre Miu-Miu-Sandalen auf die Frontkonsole und beschmierte das Walnussholz dabei mit Gras und Dreck. »Wie wär’s mit dem Supermarkt? Hab Bock auf was zu mampfen.«
Kichernd nahm Hanna noch einen Schluck Wodka.
»Mann, bist du breit!«
»Breiter als eine Autobahn!«
Sie parkten den Wagen schief auf dem Parkplatz des Supermarktes, sangen lauthals »I like big BUTTS and I cannot lie!« und torkelten in den Laden. Zwei schmierige Lastwagenfahrer mit Riesenbechern Kaffee starrten sie mauloffen an.
»Kann ich mir die mal leihen?«, fragte Mona den dünneren der beiden und deutete auf seine Trucker-Cap mit der Aufschrift WAWA FARMS. Wortlos nahm der Typ die Kappe ab und reichte sie ihr.
»Igitt«, flüsterte Hanna. »Das Ding ist voller Bakterien!« Aber Mona hatte sie schon aufgesetzt.
Im Laden kaufte Mona sechzehn Schokoriegel, eine US-Weekly und eine Riesenflasche Fruchtsaft. Hanna kaufte einen Lutscher. Als Mona nicht hinsah, schob sie ein Snickers und eine Tüte M&Ms in ihre Handtasche.
»Ich höre das Auto«, sagte Mona träumerisch, als sie bezahlten. »Es schreit.«
Sie hatte recht. In ihrem betrunkenen Zustand hatte
Hanna den Alarm am Autoschlüssel aktiviert. »Ups.« Sie kicherte.
Vor Lachen kreischend, rannten sie zum Auto und setzten sich hinein. Mit im Rhythmus wippenden Köpfen hielten sie an einer roten Ampel. Die Mall zu ihrer Linken lag verlassen da, nur ein paar leere Einkaufswagen standen herum. Alle Restaurants waren wie ausgestorben.
»Die Leute hier sind üble Loser«, sagte Hanna und zeigte auf das Dunkel.
Auch der Highway war verlassen, also quietschte Hanna überrascht, als ein Auto sich in die Spur neben ihnen schob. Es war ein silberner Porsche mit spitzer Schnauze und diesen gruseligen blauen Scheinwerfern.
»Schau dir das an«, sagte Mona mit vollem Mund. Schokoladenstückchen fielen ihr aus dem Mund.
Sie starrten auf das Auto. Der Fahrer ließ den Motor aufheulen.
»Der will ein Rennen fahren«, flüsterte Mona.
»Bullshit«, antwortete Hanna. Sie erkannte nicht, wer am Steuer saß, und sah nur das rote Glühen einer Zigarette. Ein unangenehmes Gefühl beschlich sie.
Der andere ließ den Motor wieder aufheulen - diesmal ungeduldiger -, und sie erkannte den Umriss des Fahrers, aber nicht mehr. Der Motor heulte noch einmal auf.
Hanna sah Mona mit hochgezogenen Augenbrauen an. Sie war betrunken und aufgedreht und fühlte sich unbesiegbar.
»Tu es«, flüsterte Mona und zog den Schild ihrer Kappe ins Gesicht.
Hanna schluckte mühsam. Die Ampel sprang auf Grün. Hanna trat aufs Gas, aber der Porsche schoss an ihnen vorbei.
»Du Weichei, lass ihn nicht gewinnen!«, brüllte Mona.
Hanna gab Vollgas und der Motor heulte auf. Sie holte den Porsche ein, sie fuhren 110, 120, dann 140. So schnell zu fahren, war noch besser als Klauen.
»Tritt ihn in den Arsch!«, schrie Mona.
Mit wild klopfendem Herzen drückte Hanna das Gaspedal bis zum Boden durch. Sie hörte kaum mehr, was Mona sagte, da der Motor so laut röhrte. Als sie um eine Kurve bogen, sprang ein Reh wie aus dem Nichts auf die Straße. In ihre Spur.
»Scheiße!«, kreischte Hanna. Das Reh stand wie zur Salzsäule erstarrt da.
Sie packte das Lenkrad, trat auf die Bremse, scherte aus und das Reh erwachte zum Leben und verschwand in der Dunkelheit. Hektisch drehte Hanna am Lenkrad, um das Auto wieder auf Spur zu bringen, aber der Wagen kam ins Schleudern. Die Reifen gruben sich in den Kies neben der Straße und plötzlich drehten sie sich.
Sie wirbelten um die eigene Achse, immer schneller … bis sie etwas trafen. Und dann gab es ein ohrenbetäubendes Knirschen, das Splittern von Glas und … Dunkelheit.
Einen Sekundenbruchteil später hörte man nur noch ein lautes Zischen unter der Motorhaube.
Hanna betastete ihr Gesicht. Es war in Ordnung, sie hatte keine Splitter abbekommen. Und ihre Beine ließen sich auch bewegen. Sie richtete sich auf, kämpfte sich unter
weichem, mit Luft gefülltem Stoff - dem Airbag - hervor. Sie drehte sich zu Mona.
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