Pretty Little Liars- Unschuldig
es dann also. Maya war toll, doch das zwischen
ihnen war nur passiert, weil sie verwirrt und aus unterschiedlichen Gründen traurig waren. Aber auf keinen Fall lesbisch. Richtig?
Sie brauchte frische Luft.
Draußen war es menschenleer. Die Vögel zwitscherten laut und ein Hund bellte, sonst rührte sich nichts. Frisch ausgelieferte Zeitungen lagen, in blaues Plastik gewickelt, in den Einfahrten und warteten auf Leser.
Emilys altes, rotes Mountainbike lehnte am Werkzeugschuppen. Sie richtete es auf und hoffte, dass sie nach dem Whiskey der letzten Nacht motorisch wieder so weit in der Lage war, mit einem Fahrrad klarzukommen. Sie schob das Rad in Richtung Straße, aber das Vorderrad machte ein komisches Geräusch.
Emily bückte sich. Etwas steckte zwischen den Speichen. Ein Blatt Papier aus einem Notizblock war hineingewebt worden. Sie zog es heraus und las ein paar Zeilen. Moment. Das war ihre eigene Handschrift.
… ich liebe es, im Unterricht auf deinen Hinterkopf zu gucken. Ich liebe es, wie du Kaugummi kaust, wenn wir miteinander telefonieren, und ich liebe es, dass ich weiß, wie gelangweilt du bist, wenn du im Unterricht während Mrs Hats Vorträgen über berühmte Gerichtsfälle mit den Füßen scharrst.
Emily schaute sich fahrig in ihrem leeren Vorgarten um. War das wirklich das, was sie vermutete? Nervös überflog sie die Seite bis zum unteren Rand. Ihr Mund wurde trocken.
… und ich habe viel darüber nachgedacht, warum ich dich geküsst habe. Ich weiß jetzt, dass es kein Witz war. Ali, ich glaube, ich liebe dich. Ich kann verstehen, wenn du nie wieder ein Wort mit mir reden willst, aber ich musste es dir einfach sagen.
Em.
Auf der Rückseite des Blattes stand auch etwas. Sie drehte es um.
Ich dachte, das willst du
vielleicht zurück.
Mit Liebe
- A.
Emily ließ ihr Fahrrad klappernd zu Boden fallen.
Dies war der Brief an Ali. Der Brief, den Emily ihr direkt nach dem Kuss geschickt hatte. Der Brief, von dem sie sich seit Jahren fragte, ob Ali ihn jemals bekommen hatte.
Beruhig dich, Emily , sagte sie sich, als sie merkte, dass ihre Hände zitterten. Es gibt eine logische Erklärung für das alles.
Es musste Maya gewesen sein. Sie wohnte in Alis altem Zimmer und Emily hatte ihr gestern Abend von Alison und dem Brief erzählt. Vielleicht wollte sie ihn ihr nur zurückgeben?
Aber … Mit Liebe A.? Maya würde das nicht schreiben.
Emily wusste nicht, was sie tun oder an wen sie sich wenden sollte. Plötzlich fiel ihr Aria ein. Gestern Abend
war so viel passiert, dass Emily ihr Gespräch bis gerade völlig vergessen hatte. Warum hatte Aria ihr all diese schrägen Fragen über Alison gestellt? Und da war irgend etwas an ihrem Gesichtsausdruck gewesen. Aria hatte sehr … nervös ausgesehen.
Emily setzte sich auf den Boden und sah sich die Nachricht auf der Rückseite noch einmal an. Wenn sie sich richtig erinnerte, war Arias Handschrift genauso krakelig wie die auf dem Papier.
In den letzten Tagen vor ihrem Verschwinden hatte Ali den Kuss wie ein Damoklesschwert über Emilys Kopf gehalten und sie gezwungen, alles mitzumachen, was sie wollte. Es war Emily jedoch nie in den Sinn gekommen, dass Ali womöglich den anderen Freundinnen davon erzählt haben könnte. Aber vielleicht …
»Schatz?«
Emily fuhr zusammen. Ihre Eltern standen vor ihr, in vernünftige weiße Turnschuhe, Wandershorts und pastellfarbene Polohemden gekleidet. Ihr Vater trug einen roten Tagesrucksack auf dem Rücken und ihre Mutter schwang türkisfarbene Hanteln in den Händen.
»Hi«, krächzte Emily.
»Willst du einen Fahrradausflug machen?«, fragte ihre Mutter.
»Ja.«
»Du hast aber Hausarrest.« Ihr Vater setzte seine Brille auf, als müsse er Emily scharf sehen, um sie auszuschimpfen. »Wir haben dich gestern Abend nur gehen lassen, weil Ben dabei war. Wir haben gehofft, dass er dich
zur Vernunft bringen würde. Aber Fahrradausflüge kommen nicht infrage.«
»Uff«, stöhnte Emily und stand auf. Wenn sie ihren Eltern nur nicht immer alles erklären müsste. Plötzlich war ihr völlig egal, was sie dachten. Sie würde ihnen nichts erklären. Jetzt nicht. Sie schwang ihr Bein über die Stange und setzte sich in den Sattel.
»Ich muss was Dringendes erledigen«, murmelte sie und strampelte die Einfahrt hinunter.
»Komm zurück, Emily«, rief ihr Vater ärgerlich.
Aber Emily strampelte zum ersten Mal in ihrem Leben einfach weiter.
BEACHTE MICH GAR NICHT, ICH BIN SCHON TOT!
Aria erwachte vom
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