Pretty Little Liars - Unvergleichlich
schwerer Fehltritt, Spencer.«
»Ich weiß«, sagte Spencer schnell. Sie vermied geflissentlich jeden Blick in Melissas Richtung.
»Aber wir haben uns nach reiflicher Überlegung entschieden, die Sache nicht öffentlich zu machen. Diese Familie hat in letzter Zeit schon zu vieles durchgemacht. Spencer, du wirst also weiterhin um die Goldene Orchidee kämpfen. Wir werden die Sache für uns behalten.«
»Was?« Melissa knallte ihre Kaffeetasse auf den Tisch.
»Die Entscheidung ist gefallen«, sagte Mrs Hastings streng und tupfte sich den Mund mit einer Serviette ab. »Und wir erwarten, dass du gewinnst, Spencer.«
»Dass ich gewinne?«, wiederholte Spencer geschockt.
» Ihr belohnt sie auch noch?« , kreischte Melissa.
»Ruhe jetzt! « , sagte Mr Hastings in dem Tonfall, der eigentlich für Assistenten seiner Kanzlei reserviert war, die es wagten, ihn zu Hause anzurufen.
»Drittens«, fügte Mrs Hastings hinzu. »Ihr beide werdet euch wieder anfreunden.«
Spencers Mutter zog zwei Fotos aus der Tasche ihrer
Strickjacke. Das erste zeigte Spencer und Melissa im Alter von vier und neun Jahren. Sie lagen zusammen in einer Hängematte, aufgenommen war das Bild vor dem Strandhaus ihrer Großmutter in Stone Harbour, New Jersey. Das zweite Foto zeigte beide Schwestern ein paar Jahre später im Kinderzimmer desselben Strandhauses. Melissa trug einen spitzen Hut und einen schwarzen Umhang, Spencer ihren gestreiften Rüschenbikini von Tommy Hilfiger. Ihre Füße steckten in den schwarzen Bikerstiefeln, die sie so lange getragen hatte, bis sie ihr so klein geworden waren, dass ihr die Zehen darin taub wurden. Die Schwestern führten eine Zaubershow für ihre Eltern auf. Melissa war der Zauberer und Spencer die zauberhafte Assistentin.
»Die habe ich heute Morgen gefunden.« Mrs Hastings gab die Bilder an Melissa weiter, die sie flüchtig ansah und dann zurückgab. »Ihr Mädchen wart früher die besten Freundinnen, wisst ihr das noch? Ihr habt bei jeder Auto fahrt ununterbrochen geplappert und wolltet nie ohne einander irgendwohin.«
»Das ist zehn Jahre her, Mom«, sagte Melissa müde.
Mrs Hastings starrte auf das Bild der Schwestern in der Hängematte. »Ihr wart unheimlich gern in Nanas Strandhaus. Dort wart ihr Freunde. Also werden wir heute nach Stone Harbour fahren. Nana ist zwar nicht da, aber wir haben die Schlüssel. Also packt eure Sachen.«
Spencers Eltern nickten einander eifrig zu. Ihre Mienen waren hoffnungsvoll.
»Das ist doch bescheuert«, sagten Spencer und Melissa wie aus einem Munde. Spencer starrte ihre Schwester
erstaunt an. Hatten sie gerade wirklich das Gleiche gedacht?
Mrs Hastings legte das Foto auf den Tisch und trug ihre Tasse zum Spülbecken. »Wir fahren zum Strandhaus und damit basta.«
Melissa stand auf. Sie hielt ihren Arm vorsichtig an den Körper gedrückt und sah ihre Schwester an. Einen Augenblick lang wurde ihr Gesicht weich. Spencer warf ihr ein fast unmerkliches Grinsen zu. Vielleicht hatten sie gerade die erste wirkliche Gemeinsamkeit seit Jahren entdeckt, weil beide den naiven Plan ihrer Eltern für absolut dämlich hielten. Vielleicht konnte Melissa es ihr ja verzeihen, dass sie ihren Aufsatz geklaut und sie die Treppe hinuntergestoßen hatte. Falls ja, würde Spencer Melissa auch verzeihen, dass sie gesagt hatte, die Eltern würden sie nicht lieben. Spencer betrachtete das Foto und dachte an die Zaubershows, die sie und Melissa früher aufgeführt hatten. Nach dem Ende ihrer Schwesternfreundschaft hatte Spencer eine Zeit lang gehofft, sie müsse nur eines ihrer gemeinsamen Zauberworte sagen, damit sie wieder Freundinnen würden. Aber so einfach war es leider nicht. Als sie wieder aufsah, hatte Melissas Miene sich verhärtet. Sie kniff die Augen zusammen und drehte sich weg. »Bitch«, sagte sie über ihre Schulter hinweg und stolzierte den Flur entlang zur Treppe.
Spencer ballte die Hände zu Fäusten, als all ihre Wut erneut in ihr aufstieg. Zauberei würde nicht ausreichen, um sie beide miteinander auszusöhnen. Dazu würde es schon ein Wunder brauchen.
EMILYS GANZ PRIVATES IOWA
Am späten Sonntagnachmittag folgte Emily Fields einer alten Dame und ihrem Rollator auf den Rollsteig des Des Moines International Airport. Ihre abgewetzte blaue Sporttasche zerrte sie hinter sich her. In der Tasche befanden sich ihre weltlichen Besitztümer: Kleider, Schuhe, ihre zwei Lieblingsstofftiere, ihr Tagebuch, ihr iPod und einige sorgfältig gefaltete Briefe von Alison
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