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Pretty Little Liars - Vogelfrei: Band 8

Pretty Little Liars - Vogelfrei: Band 8

Titel: Pretty Little Liars - Vogelfrei: Band 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Shepard
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und beugte sich vor. Es zeigte das Innere einer Scheune – ihrer Scheune, die dem Feuer zum Opfer gefallen war, das Billy vor ein paar Wochen gelegt hatte. Wahrscheinlich, um Beweise zu zerstören, die ihn mit den Morden an Ali und Ian in Verbindung bringen konnten. Auf dem Foto saßen vier Mädchen mit gesenktem Kopf auf dem runden Teppich in der Mitte des Zimmers. Ein fünftes Mädchen stand mit erhobenen Armen neben ihnen. Das nächste Foto zeigte dieselbe Szene, aber das stehende Mädchen hatte sich ein bisschen nach links bewegt. Auf dem folgenden Bild war eins der sitzenden Mädchen aufgestanden und ging in Richtung Fenster. Spencer erkannte die aschblonden Haare und den hochgezogenen Feldhockeyrock. Sie keuchte auf. Es war ihr jüngeres Selbst. Die Fotos waren an jenem Abend entstanden, an dem Ali verschwand. Billy hatte vor der Scheune gestanden und sie beobachtet.
    Und sie hatten nichts davon geahnt.
    Hinter ihr hustete jemand.
    Spencer drehte sich schnell um. Mrs Hastings saß am Küchentisch und schaute mit leerem Blick auf eine Tasse Earl-Grey-Tee. Sie trug ein Paar graue Yogahosen mit einem Loch am Knie, schmutzige weiße Socken und ein viel zu großes Polohemd. Ihr Haar war strähnig und an ihrer Backe hafteten Toastkrümel. Normalerweise ließ sich Spencers Mom nicht einmal vor ihren Hunden blicken, wenn sie nicht makellos gepflegt war.

    »Mom?«, sagte Spencer unsicher. Hatte ihre Mutter die Fotos auch gesehen? Mrs Hastings drehte so langsam den Kopf zu Spencer, als bewege sie sich unter Wasser.
    »Hi, Spence«, sagte sie tonlos. Dann drehte sie sich wieder zu ihrem Tee um und starrte traurig auf den Beutel, der in der Tasse lag.
    Spencer biss die sorgfältig manikürte Nagelspitze ihres kleinen Fingers ab. Als wäre nicht alles schon schlimm genug, benahm sich ihre Mom nun auch noch wie ein Zombie … und Spencer allein war daran schuld. Hätte sie auf dem Parkplatz nur nicht das schreckliche Familiengeheimnis ausgeplaudert, das Billy-als-A. ihr verraten hatte: Spencers Dad hatte eine Affäre mit Alis Mom gehabt und Ali war Spencers Halbschwester gewesen. Hätte Billy ihr doch nur nicht eingeredet, dass ihre Mom von der Affäre gewusst und Alison getötet hatte, um ihren Mann zu bestrafen. Spencer hatte ihre Mom zur Rede gestellt, nur um zu entdecken, dass ihre Mutter überhaupt nichts gewusst – oder getan – hatte. Mrs Hastings hatte daraufhin Spencers Dad aus dem Haus gejagt und danach mehr oder weniger das Handtuch geworfen.
    Spencer hörte das vertraute Geräusch von klackernden Absätzen auf den Mahagonidielen des Flurs. Ihre Schwester Melissa marschierte ins Zimmer, umgeben von einer Wolke Miss Dior. Sie trug ein hellblaues Strickkleid und graue Kittenheels und ihr dunkelblondes Haar war mit einem grauen Haarband zusammengefasst. Unter ihrem Arm steckte ein silbernes Klemmbrett und hinter ihrem Ohr ein Montblanc-Füller.

    »Hi, Mom«, rief Melissa fröhlich und küsste ihre Mutter auf die Stirn. Dann musterte sie Spencer und ihr Lächeln verschwand. »Hi, Spence«, sagte sie kühl.
    Spencer sackte auf einem Stuhl zusammen. Das Gefühl von geschwisterlicher Liebe, das sie in der Nacht von Jennas Tod verbunden hatte, und die Freude darüber, dass beide noch am Leben waren, hatten genau vierundzwanzig Stunden angehalten. Jetzt war wieder alles wie gehabt: Melissa gab Spencer die Schuld daran, dass ihre Familie zerbrochen war, ignorierte sie, wo es nur ging, und hatte alle Verantwortung für den Haushalt an sich gerissen, weil sie eben eine arrogante Arschkriecherin war.
    Melissa hob das Klemmbrett. »Ich gehe zum Bioladen, einkaufen. Willst du irgendwas Besonderes?« Sie sprach mit betont lauter Stimme, als wäre ihre Mutter neunzig Jahre alt und schwerhörig.
    »Ach, ich weiß nicht«, sagte Mrs Hastings kläglich.
    Sie starrte auf ihre Handflächen, als seien dort tiefe Weisheiten verborgen. »Ist doch eigentlich egal. Wir essen und nach einer Weile kriegen wir trotzdem wieder Hunger.« Mit diesen Worten stand sie auf, seufzte tief und schlurfte die Treppe hinauf in ihr Schlafzimmer.
    Melissas Lippe zuckte. Das Klemmbrett sank auf Hüfthöhe. Dann schaute sie zu Spencer hinüber und ihre Augen verengten sich. Schau, was du angerichtet hast , schrie ihre Miene.
    Spencer starrte aus dem Fenster in den Hintergarten hinaus. Der Gartenpfad war mit einer bläulichen Eisschicht bedeckt. Eiszapfen hingen von den Zweigen der versengten
Bäume. Die Scheune der Familie war nur noch ein Haufen

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