Pretty Little Liars - Vogelfrei: Band 8
verkohltes Holz und Asche, vom Feuer völlig zerstört. Die Windmühle war eingestürzt, auf den Mauerresten stand immer noch das Wort MÖRDER .
Ihr stiegen die Tränen in die Augen. Wenn sie auf ihren Garten blickte, dann musste sie jedes Mal dem Drang widerstehen, nach oben zu rennen, sich unter ihrem Bett zu verstecken und ihr Zimmer nie wieder zu verlassen. Bevor Spencer die Affäre ihres Vaters enthüllt hatte, war ihr Verhältnis zu ihren Eltern so fantastisch gewesen wie seit Jahren nicht mehr. Aber jetzt fühlte sich Spencer genauso, wie sie sich gefühlt hatte, als sie das erste Mal an einer Kugel Cappuccino-Eiscreme aus der Eisdiele von Hollis leckte – sie wollte nicht aufhören, bis sie alles verschlungen hatte. Nachdem sie einen Geschmack davon erhalten hatte, wie schön es war, in einer freundlichen, liebevollen Familie zu leben, wollte sie einfach nicht wieder in ihr zerrüttetes Leben voller Vernachlässigung zurück.
Der Fernseher plärrte weiter, jetzt erschien ein Bild von Ali auf dem Schirm. Melissa richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Reporterin, die den Zuschauern die Zeitlinie des Mordes an ihr erklärte.
Spencer biss sich auf die Lippe. Sie hatte mit Melissa noch nicht darüber gesprochen, dass Ali ihre Halbschwester gewesen war. Die Entdeckung, dass Ali und sie verwandt gewesen waren, hatte für Spencer alles geändert. Lange Zeit hatte sie Ali fast ein bisschen gehasst – sie hatte Spencer manipuliert und ihr alle ihre Geheimnisse entlockt. Aber all das war jetzt nicht mehr wichtig. Spencer wünschte sich
nur noch, sie könne in der Zeit zurückreisen und Ali an jenem entsetzlichen Abend vor Billy retten.
Der Sender zeigte nun ein paar Fachleute, die an einem hohen Bistrotisch saßen und Billys Schicksal diskutierten.
»Man kann niemandem mehr trauen«, rief eine Frau mit olivfarbener Haut, die einen roten Businessanzug trug. »Kein Kind ist sicher.«
»Moment mal.« Ein Mann mit Ziegenbart hob die Hände und unterbrach sie. »Vielleicht sollten wir Billy Ford eine Chance geben. Ein Mann ist so lange unschuldig, bis seine Schuld bewiesen ist, richtig?«
Melissa schnappte sich ihre schwarze Gucci-Ledertasche. »Keine Ahnung, warum die mit solchem Geschwätz ihre Zeit verschwenden«, zischte sie. »Er soll in der Hölle schmoren. «
Spencer sah ihre Schwester unsicher an. Eine weitere merkwürdige Entwicklung im Haushalt der Hastings war, dass Melissa zweifelsfrei und beinahe fanatisch davon überzeugt war, dass Billy die Mädchen ermordet hatte. Jedes Mal, wenn in den Nachrichten die Widersprüche in der Anklage gegen ihn besprochen wurden, wurde sie stinksauer.
»Er kommt in den Knast«, sagte Spencer beruhigend. »Alle wissen, dass er es getan hat.«
»Gut.« Melissa drehte sich schnell um, nahm die Mercedes-Schlüssel aus der Keramikschüssel neben dem Telefon, schlüpfte in die karierte Marc-Jacobs-Jacke, die sie letzte Woche gekauft hatte, und knallte die Tür zu. Offenbar hatte ihre Trauer über die Implosion ihrer Familie sie nicht vom Shopping abgehalten.
Während die Experten weiterstritten, ging Spencer zum Fenster und beobachtete, wie ihre Schwester rückwärts aus der Ausfahrt stieß. Melissas Mund umspielte ein Lächeln, das Spencer kalte Schauer über den Rücken jagte.
Aus irgendeinem Grund wirkte ihre Schwester beinahe … erleichtert.
Kapitel 2
FÜR IMMER BEGRABEN
Aria Montgomery und ihr Freund Noel Kahn liefen eng aneinandergekuschelt vom Schüler parkplatz der Rosewood Day zum Haupteingang. Ein Schwall warmer Luft begrüßte sie, als sie die Schule betraten, aber als Aria in Richtung der Aula blickte, gefror ihr das Blut in den Adern. Auf einem langen Tisch an der Wand stand ein großes Foto von Jenna Cavanaugh. Ihre Porzellanhaut leuchtete, ihren natürlich roten Mund umspielte ein Lächeln. Sie trug eine große Gucci-Sonnenbrille, die ihre entstellte Augenpartie verbarg. Wir werden dich vermissen, Jenna, stand in Buchstaben aus Goldfolie über dem Bild. Daneben standen kleinere Fotos, Blumen, andere Erinnerungsstücke und Geschenke. Jemand hatte sogar eine Packung Marlboro Silver auf den Tisch gestellt, obwohl Jenna mit Sicherheit nicht zu den Mädchen gehört hatte, die heimlich rauchten.
Aria stöhnte auf. Sie hatte gehört, dass die Schule einen Schrein zu Ehren von Jenna errichten wollte, aber irgendwie wirkte das Ganze so … schäbig.
»Scheiße«, flüsterte Noel. »Wir hätten den anderen Eingang nehmen sollen.«
Arias Augen füllten sich mit
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