Pretty Little Liars - Vollkommen
überreagiert hatte. Dann war sie eben nicht mehr mit Sean zusammen. Na und? Dann hatte sie seit Foxy eben nicht mehr mit ihrem Vater gesprochen. Na und? Dann musste sie eben Sozialstunden in Mr Ackards Klinik für plastische Chirurgie schieben, weil sie sein Auto geschrottet hatte. Na und? Dann hatten ihren zwei Todfeindinnen Naomi Zeigler und Riley Wolfe eben erfahren, dass sie gelegentliche Fress- und Kotzattacken hatte, und Gerüchte über sie an der Schule verbreitet. Puh, auch okay. Mona war immer noch ihre beste Freundin, und A. hatte aufgehört, ihr nachzuspionieren. Darauf kam es an.
Die Kaffeebar leerte sich, was bedeutete, dass sich die
Freistunde dem Ende näherte. Als Hanna mit Mona zum Ausgang stolzierte, bemerkte sie Naomi und Riley, die sich hinter der riesigen Frappuccino-Maschine versteckt hatten. Hanna biss die Zähne zusammen und hob stolz das Kinn.
» Kooooooootz «, zischte Naomi Hanna ins Ohr, als sie an ihr vorbeiging.
»Was reingehauen wird, muss auch wieder raus«, säuselte Riley hinter ihr.
»Beachte sie gar nicht, Han«, sagte Mona laut. »Die sind nur angepisst, weil du im Gegensatz zu ihnen in die Rich-and-Skinny-Jeans bei Otter passt.«
»Oh ja«, sagte Hanna obenhin und hob die Nase noch höher. »Erstens das, und zweitens habe ich wenigstens keine Schlupfwarzen.«
Naomis Mund wurde ein schmaler Strich. »Das lag an meinem BH «, zischte sie durch zusammengebissene Zähne. Hanna hatte letzte Woche in der Sportumkleide gesehen, dass Naomis Brustwarzen sich nach innen stülpten. Vielleicht lag es an dem komischen BH, den sie getragen hatte, aber hey – in der Liebe und im Krieg um Beliebtheit ist alles erlaubt.
Hanna drehte den Kopf und warf Naomi und Riley einen arroganten, herablassenden Blick zu. Sie fühlte sich wie eine Königin, die zwei schmuddelige kleine Dienstmädchen in ihre Schranken wies. Und sie registrierte mit großer Befriedigung, dass Mona den beiden Schnepfen genau den gleichen Blick zuwarf. Wozu hat man schließlich eine allerbeste Freundin?
KEIN WUNDER, DASS EMILYS MOM SO STRENG IST
Emily Fields hatte am Tag vor einem Wettkampf nie Training, also kam sie nach der Schule direkt nach Hause. Auf der Kücheninsel aus Kalkstein sah sie drei Fields’sche Neuerwerbungen liegen. Zwei blaue Badetücher für Emily und ihre große Schwester Carolyn, genau rechtzeitig für den großen Wettkampf gegen Drury morgen, und ein Taschenbuch mit dem Titel Es ist so unfair: Was tun, wenn man vom Freund verlassen wird. Auf dem Buchdeckel klebte ein Post-it: Emily, ich dachte, du könntest das vielleicht hilfreich finden. Bin um sechs Uhr zurück, Mom.
Emily blätterte abwesend in dem Buch. Kurz nachdem man Alisons Leiche gefunden hatte, fing ihre Mutter an, sie mit kleinen Aufheiterungsversuchen zu überraschen, zum Beispiel mit einer Lektüre namens 1000 Dinge, die ein Lächeln auf dein Gesicht zaubern , einer großen Box teurer Buntstifte und einer Walross-Handpuppe, weil Emily als kleines Mädchen ein Faible für Walrosse gehabt hatte. Nach Tobys Selbstmord hatte sie Emily einen dicken Stapel Ratgeberbücher besorgt. Mrs Fields schien zu glauben, dass Tobys Tod für Emily schwerer zu verkraften war als
Alisons – wahrscheinlich weil sie dachte, Toby sei ihr Freund gewesen.
Emily ließ sich auf einen weiß gestrichenen Küchenstuhl sinken und schloss die Augen. Ob Freund oder nicht, Tobys Tod ging ihr schrecklich unter die Haut. Wenn sie abends vor dem Spiegel stand und sich die Zähne putzte, sah sie oft Toby hinter sich stehen. Sie musste immer wieder an jene schicksalhafte Nacht der Foxy-Party denken. Emily hatte Toby auf der Heimfahrt in seinem Wagen erzählt, dass sie in Alison verliebt gewesen war, und als Toby zugab, dass er über ihren Tod frohlockte, hatte Emily sofort angenommen, Toby wäre Alisons Mörder. Sie hatte ihm gedroht, dass sie sein dunkles Geheimnis kenne und nun alles herauskäme. Als ihr klar wurde, wie falsch sie gelegen hatte, war es bereits zu spät gewesen.
Emily lauschte den leisen Geräuschen ihres Elternhauses. Sie stand auf, nahm das schnurlose Telefon aus der Wandhalterung und wählte. Maya ging nach dem ersten Läuten ran.
»Carolyn ist bei Topher«, sagte Emily leise, »und meine Mutter bei einem Treffen des Elternbeirats. Wir haben eine ganze Stunde.«
»Am Bach?«, flüsterte Maya.
»Yep.«
»Sechs Minuten«, verkündete Maya. »Stopp die Zeit!«
Emily brauchte zwei Minuten, um aus der Hintertür zu schlüpfen, über die riesige,
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