Pretty Little Liars - Vollkommen
des Fußballtrainers geholt hatte – nur brauchte er dafür ziemlich lange. Als sie zu Sartres zweitem Akt gelangte, stolzierte ein Grüppchen typischer blonder, langbeiniger, Ledertaschen tragender Rosewood-Mädchen-Klone auf den Schülerparkplatz und beäugte Aria misstrauisch. Offenbar signalisierten Arias Plateauboots und ihre graue Strickmütze mit Ohrenklappen, dass sie gewiss etwas Übles im Schilde führte.
Aria seufzte. Sie gab wirklich ihr Bestes, wieder in Rosewood Fuß zu fassen, aber ein Zuckerschlecken war das nicht. Sie kam sich wie eine punkige, Kunstleder tragende, freidenkerische Bratz-Puppe in einem Meer aus niedlichbraven Barbie-Schönheitsköniginnen vor.
»Du solltest dich nicht auf die Stoßstange hocken«, sagte eine Stimme hinter ihr, und Aria zuckte zusammen. »Das ist schlecht für die Aufhängung.«
Aria wirbelte herum. Ezra stand ein paar Schritte hinter
ihr. Sein braunes Haar stand ihm unordentlich vom Kopf ab und sein Blazer war sogar noch zerknitterter als heute Morgen.
»Ich dachte, Bücherwürmer hätten keine Ahnung von Autos«, witzelte sie.
»Ich stecke voller Überraschungen«, erwiderte Ezra mit verführerischem Lächeln. Er griff in seine abgetragene Ledertasche. »Ich habe etwas für dich. Einen Essay über Der scharlachrote Buchstabe , der sich mit der Frage beschäftigt, ob Ehebruch unter bestimmten Umständen erlaubt ist.«
Aria nahm die kopierten Seiten an sich. »Meiner Meinung nach ist Ehebruch niemals erlaubt oder verzeihlich«, sagte sie leise. » Niemals .«
»Niemals ist ein großes Wort«, murmelte Ezra. Er stand jetzt so dicht vor ihr, dass sie die grünen Sprenkel in seinen eisblauen Augen sehen konnte.
»Aria?« Sean war direkt neben ihr.
»Hey!«, rief Aria überrascht. Sie wich von Ezra zurück, als sei er elektrisch geladen. »Bist … bist du fertig?«
»Yep.« Sean nickte.
Ezra machte einen Schritt auf ihn zu. »Hi. Du bist Sean, stimmt’s? Ich bin Ez..., äh, ich meine, Mr Fitz, der neue Englischlehrer für den Begabtenkurs.«
Sean gab ihm die Hand. »Ich habe nur regulären Eng lischunterricht. Ich bin Arias Freund.«
Ein merkwürdiger Ausdruck – vielleicht ein Anflug von Enttäuschung – huschte über Ezras Gesicht. »Cool«, murmelte er dann schnell. »Du spielst Fußball, nicht wahr? Gratuliere zu dem Sieg letzte Woche.«
»Oh, danke«, sagte Sean bescheiden. »Die Mannschaft ist dieses Jahr sehr gut.«
»Cool«, sagte Ezra wieder. »Sehr cool.«
Aria hatte das Gefühl, als müsse sie Ezra erklären, warum sie mit Sean zusammen war. Klar, er war einer der typischen Rosewood-Jungs, aber hey, in ihm steckte wirklich mehr. Aria bremste sich gerade noch rechtzeitig. Sie schuldete Ezra keine Erklärung. Er war nur ihr Lehrer .
»Wir müssen los«, sagte sie unvermittelt und griff nach Seans Arm. Bloß weg hier, bevor einer der beiden Jungs sie noch für alle Zeiten blamierte. Womöglich unterlief Sean gleich ein Schnitzer im Satzbau oder Ezra plapperte aus, dass zwischen ihnen etwas gelaufen war. Niemand an der Rosewood Day wusste davon. Niemand, mit einer Ausnahme. A.
Aria glitt auf den Beifahrersitz von Seans blitzsauberem, nach Lufterfrischer riechendem Audi. Sie war irgendwie hibbelig. Am liebsten wäre sie ein paar Minuten allein gewesen, um sich zu sammeln, aber Sean setzte sich sofort auf den Fahrersitz und gab ihr einen Kuss. »Ich habe dich vermisst«, sagte er.
»Ich dich auch«, antwortete Aria automatisch und mit einem Kloß im Hals. Als sie verstohlen aus dem Beifah rerfenster linste, sah sie Ezra, der auf dem Lehrerparkplatz in seinen zerbeulten, alten VW-Käfer kletterte. Auf der Stoßstange entdeckte sie einen neuen Aufkleber mit ICH MAG ÖKO, und wenn sie nicht alles täuschte, hatte er das Auto am Wochenende gewaschen. Nicht, dass sie
etwa auf Ezras Tun und Lassen achtete, oh nein, gewiss nicht.
Während Sean wartete, bis die anderen Schüler vor ihm ausgeparkt hatten, rieb er sich den sauber rasierten Kiefer und fummelte am Kragen seines engen Poloshirt herum. Wären Ezra und Sean verschiedene Gedichtformen gewesen, hätte Sean wohl einem Haiku entsprochen: ordentlich, schlicht und schön. Ezra dagegen glich eher einem von William S. Burroughs wilden Fieberträumen. »Sollen wir uns nachher treffen?«, fragte Sean. »Was essen gehen? Was mit Ella unternehmen?«
»Lass uns was essen gehen«, entschied Aria. Es war so süß, dass Sean es anscheinend wirklich genoss, Zeit mit Aria und ihrer Mutter zu verbringen. Die
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