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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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Sie, wie viele
Biere mir bei dem ganzen Schnorren bleiben, Blödmann.« Der Typ stapfte hinaus
unter die Straßenlaternen.
    »Wo du
recht hast, hast du recht ...«, murmelte Rocco der Fliegengittertür zu, goss
seinen Drink hinunter, zog die Kasse auf und zahlte sich selbst dreiundvierzig
Dollar aus, einen für jedes seiner Lebensjahre.
    »Ich bin
weg«, verkündete er Mazilli.
    »Komm
schon, noch 'ne halbe Stunde«, jammerte Mazilli und sah auf seine Armbanduhr.
    »He, hol
dir doch deinen Freund Rodney als Aushilfe.«
    »Ich
glaub's einfach nicht.« Mazilli sah amüsiert und verärgert zugleich aus, als
Rocco in die Nacht hinaustrat und in einen der heimatlosen Dealer stolperte,
die jetzt alle dorthin zurückkehrten, wo noch zehn Minuten zuvor die Cops
gestanden hatten.
     
    Rocco
hatte sich fest vorgenommen, auf direktem Weg von Mazillis Laden zu Patty nach
Hause zu fahren, doch als er sich dem Holland Tunnel näherte, fuhr er an den
Gehsteig und legte in einer Bar im teuer renovierten Teil von Jersey City eine
Pause ein, redete sich ein, dass er nur darauf wartete, dass die Schlangen vor
den Mautschranken kürzer wurden.
    Die Bar
war brandneu, wenn auch auf alt getrimmt, alles Eiche und Messing und
Hängepflanzen, mit gerahmten Anzeigen aus dem vorigen Jahrhundert für Fußpuder
und Neuralgiekuren an den Wänden.
    Rocco
bahnte sich seinen Weg durch einen Schwarm von rot-gesichtigen jungen
Börsentypen, die sich mit übergroßen Dosen Fosters Lager zuprosteten und Darryl
Strawberry auf dem an der Wand befestigten Fernseher ausbuhten. Er setzte sich
an die Bar und bestellte sich einen Cape Codder. Neben ihm saß eine Frau, die
etwa so alt zu sein schien wie Patty, und Rocco studierte heimlich ihr Bild im
Spiegel über der Bar, während er den ersten scharfen Schluck seines Drinks
nahm.
    Sie war
groß und schlank, sah eigentlich gut aus und trug eine Melone, dazu eine
Baumwollhose und eine Satinbrokatweste. Refiexhaft fühlte sich Rocco dazu
verpflichtet, sich vorzustellen, sie aufzugabeln, doch in den letzten
fünfundzwanzig Jahren hatte er nicht ein einziges Mal herausgefunden, wie man
eine Unterhaltung mit einer Frau an der Bar anfing, die nicht hart an der
Grenze zum Schwachsinn war. Dann löste sie plötzlich das Problem für ihn,
indem sie einfach im Spiegel seinen Blick erwiderte, lächelte und »Wie
geht's?« sagte, etwas, was ihm in einem Vierteljahrhundert gemarterten Gehirns
im Halbdunkel nie zu sagen eingefallen war.
    Verwirrt
sprach Rocco direkt zu dem Spiegel. »Gut, und Ihnen?«
    »Könnte
besser sein.« Sie wandte sich ihm zu, lud ihn jetzt quasi lässig ein.
    »Ach so?«
Rocco zwang sich dazu, sich ihr zuzuwenden.
    »Harte
Nacht in Jericho«, sagte sie gedehnt, und Rocco fühlte sich von dem
merkwürdigen Ton ihres Satzes angezogen. Er warf einen verstohlenen Blick auf
ihre Hand auf der Bar, auf die grazilen Bogen ihrer Finger, die angeknabberten
Nägel. Seit dem Tag, als er sich auf der Suche nach einem toten Baby gewaltsam
Zutritt zu Pattys Wohnung verschafft hatte, hatte er keine andere Frau auch nur
geküsst.
    Sie folgte
seinem Blick auf ihre Hand, betrachtete sie eine Weile gemeinsam mit ihm und
ließ sie dann ein paar Zentimeter in seine Richtung gleiten.
    »Ja.«
Rocco zischte seinen Drink durch entblößte Zähne an. Er hatte das Befürfnis,
diese Geschichte ein wenig langsamer anzugehen, und stand auf. »Entschuldigen
Sie mich bitte.«
    Er bahnte
sich seinen Weg durch die lauten jungen Börsenmakler, die sich jetzt
gegenseitig »Louie-Louie« ins Gesicht brüllten, kam zum Telefon, rief zu Hause
an und legte auf, kaum dass Patty hallo gesagt hatte.
    Was sollte
er ihr sagen? Dass er heimkam? Das wusste sie. >Halt mich zurück, bevor ich
über jemanden drübersteige?< Das war nun wirklich keine Möglichkeit. Er
konnte kaum die Inspiration zu einem Flirt aufbringen.
    Rocco
stand mit der Hand am aufgelegten Hörer vor dem Telefon und versuchte, seine
Fassung wiederzuerlangen. Er warf über die betrunkenen Makler hinweg einen
Blick zur Bar und sah, dass die Frau ihn im Spiegel beobachtete. Blind begann
er, erneut zu wählen.
    Seit der
Nacht der Schießerei im >Ahab's< war der Drang, Sean Touhey anzurufen, zu
einem nahezu chemischen Impuls geworden. Es war wie das Verlangen nach Alkohol
oder Zucker: Wann immer er sich in den vergangenen drei Tagen besorgt oder
deprimiert gefühlt hatte, hatte er, ohne darüber nachzudenken, nach dem Telefon
gegriffen. Und es schien keinen Unterschied zu machen, ob

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