Price, Richard
meinst du? Diesen Jo-Jo?« Rodney drückte das Kinn an die Brust, sah Mazilli
über die Ränder seiner Nachtbrille an, und seine Hände ruhten auf den Kartons,
ohne sich zu bewegen.
»Ja,
Jo-Jo, er kam vor zwei Tagen hier vorbei. Er hat nach dir gefragt, was du so
machst, mit wem du rumläufst. Pass bloß auf deinen Hintern auf.«
»He ...«
Rodney tat einen Schritt zurück und machte eine verächtliche Handbewegung.
»Ich bin ein verdammt hart arbeitender Geschäftsmann. Jo-Jo und all die
anderen können mich mal.«
»Ich bin
'n Geschäftsmann«, äffte ihn Rocco nach, versuchte ihn zu ärgern. Aber Rodney
schien ihn nicht gehört zu haben, und Mazilli warf Rocco einen Blick zu, damit
aufzuhören.
»He, gib
zu, Rodney, du hast schon einen Ruf da draußen«, lächelte Mazilli, und sein
Ton klang bewundernd. »Du weißt schon, jedes Mal, wenn irgendwer sich mit
irgendwem über irgendwas unterhält, taucht dein Name auf.«
Jetzt, wo
die Lotteriemaschine gesperrt war, hatte sich der Laden geleert. Rocco nahm
einen schnellen Schluck von seinem Drink und kam hinter der Theke hervor,
schlenderte zu Mazillis Seite hinüber, lehnte sich gegen die Frontscheibe der
Wursttheke und brachte sich am äußersten Rand von Rodneys Blickfeld in
Position.
»Ich sag
nur, Rodney, du musst auf deinen Arsch aufpassen.« Mazilli klang so, als meine
er es ehrlich. »Ich glaube, die wollen dir richtig ans Leder. Benutz dein
Telefon nicht zum Telefonieren, verstehst du, was ich meine?«
»Mein
Telefon!« Rodney bekam Glubschaugen vor Wut und sprach dann zur Wand: »Ist das
vielleicht eine Scheiße?«
»Ich will
dich mal was fragen ...« Mazillis Stimme wurde leise und vertraulich. »Was hast du über das >Ahab's< gehört?«
»Welches
>Ahab's< ...« Rodneys Stimme war flach, sein Blick wechselte zwischen
Mazilli und Rocco hin und her. »Ach, du meinst den Jungen, der umgelegt worden
ist?«
»Er hat
für dich gearbeitet, oder?« Mazilli zündete sich eine Zigarette an und
blinzelte durch den Qualm.
»Ja,
Darryl. Er war okay.«
Rodney sah
Rocco an, als erwartete er, dass Rocco irgendetwas sagen wollte. Aber Rocco
wusste, dass er jetzt den Mund halten musste: Er hatte sich mit dem Mann
angelegt und sich nicht als Freund erwiesen.
»Er war
okay, hmm?« Mazilli machte einem Straßendealer ein Mortadellasandwich, ohne den
Blick von Rodney abzuwenden.
»Ja«,
sagte Rodney und sah ein wenig nervös drein.
»Ja?«
Mazilli starrte ihn wartend an, bis Rodney anfing, Bongo auf dem
Chore-Boy-Karton zu spielen. »Wir haben zweieinhalbtausend Dollar bei ihm
gefunden, weißt du?«
»Vielleicht
wollten sie ihm die Tageskasse abnehmen«, sagte Rodney, »und sind dann in
Panik geraten.«
»Glaubst
du?« Mazillis Augen waren Schlitze.
»Da bin
ich überfragt.« Rodney zuckte mit den Schultern.
»Da bist
du überfragt?« Mazilli warf ihm ein langes, träges Halblächeln zu, bis Rodney
eine volle Drehung machte, eine verwirrte humpelnde Pirouette zum Besten gab.
Rocco lachte ihn beinahe aus.
»Kannst du
ein wenig für mich dran arbeiten?«, fragte Mazilli freundlich.
Rodney sah
weg. »Sicher.«
»Weil, ich
kann ja mal mit Jo-Jo reden, deinetwegen ...«
»Das
klingt gut.«
»Ja?«
Mazilli behielt sein durchdringendes Blinzeln bei.
»Ja, in
Ordnung, ich werd meine Leute drauf ansetzen.«
»Und ich
werd Jo-Jo erzählen, dass du was für mich tust, damit er dich in Ruhe lässt.«
»Ja, gib
mir 'n Tag oder zwei, ich hab meine Leute draußen.« Rodney griff sich die
Kartons und ging ein paar Schritte rückwärts.
»Gut.«
Mazilli nickte. »Ich seh dich in ein, zwei Tagen.«
»Hmm-hmm.«
»Kann ich
dir was helfen?« Rocco warf Rodney ein spöttisches Lächeln zu, machte aber
keinerlei Anstalten, sich zu rühren, als Rodney ihm einen schnellen harten
Blick zuwarf und zur Tür hinausmarschierte.
Ein Kunde
trat ans Schnapsregal, und Rocco kehrte an seine Kasse zurück, um ihm einen
Liter Cold Duck zu verkaufen.
Mazilli
sah zu, wie der Kerl ging. »Also, was hältst du davon?«
»Ich
denke, er ist ein verdammter, dealender scheißhäutiger Schwanzlutscher.« Rocco
grinste, immer noch wütend über Rodneys Lektion.
Mazilli
gähnte. »Komm schon, was hältst du davon?«
»Du weißt,
dass er was weiß. Er wurde doch schon nervös, als du ihn bloß gefragt hast, ob
er den Jungen kennt.«
»Dieser
beschissene Rodney.« Mazilli schnaubte, kam hinter der Theke hervor und äffte
Rodneys humpelnde Pirouette nach.
»Willst du
ihn vorladen?«, fragte
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