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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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anderen Polizisten hatten sich
die Turnschuhe aufgeschnürt, schlürften an ihren Bieren und pflaumten sich
gegenseitig an. Rocco verspürte einen Anflug von Neid über die
Vereinsatmosphäre hier. Der Fury war eine handverlesene Einheit, die wie Pech
und Schwefel zusammenhielt. Demgegenüber setzte sich die Mordkommission im Büro
des Staatsanwalts aus einem Dutzend Detectives zusammen, und die meisten von
ihnen - darunter Rocco und Mazilli - waren von der Stadt oder von den drei
anderen Polizeidienststellen im County abgestellt worden.
    »Der Junge
will reden.«
    »He, wenn
er dir Maldonado gibt? Wir vergessen die vierzig, wie wär's?«
    »Gut.«
Rocco stand auf, nahm einen langen letzten Schluck von dem Bier und kehrte zu
dem düsteren Ende des Raums zurück. Mazilli hatte bereits den
nachtdiensthabenden stellvertretenden Staatsanwalt um Rückruf gebeten.
    »Also,
Stan, du und Maldonado, ihr seid gute Freunde?«
    Das
Telefon klingelte, bevor der Junge darauf eine Antwort geben konnte.
    »Rocco!«
Big Chief hielt hinten neben dem Sofa den Hörer in die Höhe, und Rocco nahm
seine Nebenleitung ab und hörte, dass auch der Staatsanwalt gerade vor der
Glotze saß.
    »Hallo,
wer ist da, hallo Gene, wie geht's, ich hab hier den Burschen, der sagt, er
könne uns Nelson Maldonado wegen dem Henderson-Fall liefern. Er hatte zehn
Ampullen am Körper bei sich, vierzig in einer Tüte. Er ist auf Freilassung
raus; kann ich ihm ein Geschäft anbieten, wenn er für die zehn ein Geständnis
ablegt? Wenn er uns Maldonado nicht gibt, ist der Deal geplatzt.«
    Der
stellvertretende Staatsanwalt kaute irgendwas, und das Geräusch machte Rocco
wahnsinnig. Rocco wartete, während er schluckte, einen weiteren Bissen von was
auch immer nahm und sagte: »Klar, kein Problem.«
    Rocco
legte auf, glitt nah an Stan The Man heran, redete leise und sah ihm dabei in
die Augen.
    »Stan, was
ich von dir wissen will, ist, wo sich Nelson Maldonado in diesem Augenblick
genau aufhält.«
    Der Junge
machte den Mund auf, doch Rocco hob die Hand.
    »Bevor du
darauf antwortest, lass mich dir sagen, was ich nicht hören will. Ich will
nicht hören: >Er ist in der Stadt<. Ich will nicht hören: >Er ist auf
dem Hügel<. Also noch mal. Wo ist Nelson Maldonado?«
    »Wo? Nun
in diesem Moment, würd ich sagen, ist er in diesem Club.«
    »Welchem
Club?«
    »Irgendwo
in Paterson.«
    »Wie heißt
der Laden?«
    »Ich weiß
nicht. Ich müsste Sie hinbringen.«
    »Scheiß
drauf.« Rocco stand auf und gähnte.
    »Yo,
warten Sie, warten Sie. Sie sagten, Sie wollten wissen, wo er genau in diesem
Augenblick ist. Ich mein, ich werd Ihnen sagen, wo er wohnt.«
    »Wo?«
Rocco blieb der Spannung halber auf den Beinen.
    »Bei
seinem Vater, aber er kommt nicht vor zwei, drei Uhr morgens nach Hause, weil
die Polizei nach ihm sucht.«
    Rocco warf
Mazilli einen Blick zu, der ab und an mal in der Bodega des Vaters
herumgeschnüffelt hatte, seit der Bursche verschwunden war.
    »Wo wohnt
sein Vater?« Es war das erste Mal, dass Mazilli etwas sagte, seit sie aus dem
Wagen gestiegen waren.
    »Auf der
Ramsey, irgendwo zwölfhundert Ramsey.«
    Mazilli
und Rocco wechselten einen Blick: Die Adresse stimmte. Es konnte sein, dass der
Junge die Wahrheit sagte, und Rocco spürte einen Stoß des guten alten
Adrenalins, obwohl er verdammt sein wollte, wenn er bis vier Uhr morgens
herumhängen würde, um bei einem Mordfall auch noch einen Scheiß-Dritten zu
kassieren. Schließlich hatte Rocco Frau und Kind, es war nicht so wie in alten
Zeiten, als er nichts Besseres zu tun gehabt hatte.
    »Also, was
willst du jetzt tun?«, fragte Rocco, an Mazilli gewandt.
    Mazilli
zog seinen Mantel an und machte den Jungen von seinem Stuhl los, wobei er sich
Zeit ließ.
    »Warum
gehst du nicht nach Hause«, sagte er schließlich. »Hier wird sowieso noch jede
Menge anderer Mist passieren. Ich hole mir ein paar Jungs von der
Mitternachtsschicht, wir werden das Haus von dem Alten überwachen. Wir kümmern
uns drum.«
    »Nein, he,
ich mach das.« Aber Rocco sagte das bloß, weil er jetzt aus dem Schneider war.
    »Kein
Akt.« Mazilli drehte Rocco den Rücken zu, als er Stan The Man wieder der
Mannschaft von Big Chief übergab.
    »Du hast
was gut bei mir!«, rief Rocco ihm nach, als Mazilli zur Tür hinaus verschwand.
Thumper und Crunch folgten ihm und eskortierten Stan The Man zum Wagen. Die
Freilassung des Jungen stand erst nach der Verhaftung von Maldonado an, also
musste er dem County überstellt werden.
    Rocco

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