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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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nahm
sich vor, wie angekündigt auf dem direkten Weg nach Hause zu gehen, aber dann
fiel ihm sein halb getrunkenes Bier am anderen Ende des Raums ein. Zwei Stunden
später, kurz nach Mitternacht, saß Rocco breitbeinig und glasigen Blicks auf
dem Sofa und sah sich mit Big Chief >David Letterman< an. Alle Lichter
waren aus, und sie beide waren in die sich bewegenden, silbrigen Gussformen
der Mattscheibe getaucht. Um elf, dem inoffiziellen Ende der Schicht, hatten
sich die Biere in Wodkas verwandelt, und in der letzten halben Stunde hatte
Rocco die Kaffeemaschine beäugt. Doch der Kaffee goss sich nicht von selbst
ein, also wurde nichts daraus.
    »Rocco,
gestern«, Big Chief schlug sich auf die Brust, um den Rülpser zu beschleunigen,
»gestern ist Thumper gegen diesen Burschen in Roosevelt gelaufen, irgendein
verdammter Idiot namens Futon.«
    »Was
meinst du damit, eine Verfolgungsjagd?«
    »Ein
Rennen. Wir haben sie in die Zange genommen, aber nichts gefunden, also
schnüffeln wir nur ein bisschen rum, albern mit den Burschen rum, und dieser
Futon sagt zu mir: >Yo, Big Chief, ihr kriegt mich alle nicht. Ich bin der
schwarze Jesse Owens.<«
    »Der
schwarze Jesse Owens.« Rocco linste hinüber zu der Plastikmilchkiste unter dem
Fernsehtisch, die mit harten Pornoheften gefüllt war.
    »Ja, also
sind er und Thumper um die Wette gelaufen. Direkt durch die Siedlung, von der
Weehawken bis zur Dumont. Ich sage zu dem Burschen, Thumper schlägt dich, und
ihr gebt eure Lagerwohnung auf. Du schlägst Thumper, und wir lassen die Bänke
einen Monat lang in Ruhe.«
    »Und?«
Rocco sah wieder auf die Uhr, die ihm mehr und mehr wie ein Feind vorkam.
    »Was,
machst du Witze?« Big Chief goss sich einen Schluck Tonic Water ein. »Der Junge
ist sechzehn.«
    »Und jetzt
lasst ihr Roosevelt in Ruhe, richtig?«
    »Ja, ich
hatte gehofft, diese Strohköpfe würden das glauben. Wir haben da heute einen
Bengel kassiert und mussten dann eine Stunde im Jugendknast totschlagen, bis
ihn seine Tante abgeholt hat.« Big Chief zuckte mit den Schultern. »Krieg gegen
Drogen.«
    Über den
Bildschirm flimmerte eine Werbung für den neuen Batman-Film, und das erinnerte
Rocco an den sonnigen Nachmittag letzten Monat, als er seine zweijährige
Tochter zum allerersten Mal mit ins Kino genommen hatte, irgendein endloser
Disneystreifen mit Möwen und Mäusen. Erin war es nach fünf Minuten langweilig
geworden, und Rocco hatte in angespannter Langeweile dagesessen und zugelassen,
dass sie den Mittelgang des leeren Kinos auf und ab wackelte, >Licht!
Licht!< grölte und einen Finger auf jede einzelne der winzigen Glühbirnen zu
beiden Seiten des Teppichs legte, von der ersten Reihe bis zum
>Ausgang<-Schild, auf jede einzelne davon. Er hatte dagesessen, auf die
Leinwand gestarrt und über seine Knie gestrichen wie irgendein Insekt, bis die
Lichter wieder angegangen waren.
    »Hast du
>Batman< schon gesehen, Rocco?«
    »Nein, ich
... du weißt schon.« Rocco spürte, wie seine Stimme immer piepsiger wurde.
    »Letzte
Woche war ich mit Jeannie drüben im Triplexkino. Wir wollten >Eine
Wahnsinnsfamilie< gucken, lief in dem mittleren Kino, >Batman< links,
>Nightmare on Elm Street<, Teil zweiundsechzig, rechts, okay? Und dann
sind alle drei Filme zur gleichen Zeit aus, und plötzlich sind wir verdammt
nochmal umzingelt, all die verdammten Kids, die ich jemals auf den Kopf
gestellt, verhaftet und eine verpasst habe, strömen aus den beiden Kinos, und
wir sind in der Mitte bei den Weißen. Wie ein Güterzug. Ich denke, verdammte
Scheiße, ich bin tot, meine Frau ist tot, aber die stehen um uns herum und
schauen mich an ...« Big Chief drehte den Kopf und warf Rocco ein blödes
Grinsen zu. »Weißt du noch, als du klein warst, wenn du einen Lehrer außerhalb
der Schule gesehen hast? Genauso war es, als sie mich sahen. Alle waren sie
dran: >Yo, Big Chief, Big Chief, Sie gehen ins Kino? Wie hat Ihnen der Film
gefallen?< Dieser eine Junge aus Roosevelt, Peanut? Ich muss ihn schon
dreimal verhaftet haben, hab ihn tausendmal von oben bis unten durchsucht, ich
kenn seine Unterhosen in der Zwischenzeit besser als meine eigenen, er geht
auf Jeannie zu und sagt: >Und Sie müssen die reizende Missis Big Chief sein.<«
    Rocco warf
ihm ein glasiges Lächeln zu. Big Chiefs Frau war keine ein Meter fünfundfünfzig
groß, doch wann immer sie zusammen waren, flatterte Big Chief nur so um sie
herum. Er schien derart aufgeregt vor Liebe, wenn er in ihrer Nähe war, dass
er jedes Mal

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