Price, Richard
Gabelzinke und jeder Kerzenflamme ein leicht schimmerndes Leuchten. Er
saß am Kopfende zusammengesunken da und kam sich vor wie ein richtiger Vater;
um ihn herum saßen Patty und sechs ihrer Freunde. Sie waren alle so jung und
klug, und Rocco nannte sie in seinem leicht mürrischen Benommenheit die
schwachen Schnellem.
Patty hatte das Essen zu Ehren ihres dritten
Hochzeitstages arrangiert, und die Gästeliste war ganz allein ihre Sache. Er
hatte daran gedacht, Mazilli einzuladen, doch sie fand seinen Partner
abstoßend - sie sagte, er jage ihr einen Schrecken ein. Tatsächlich mochte
Patty grundsätzlich keine Polizisten. Sie hielt sie für nervenaufreibende
Gestalten, grobklotzige Charmeure, die die Frauen, denen sie gerade erst
vorgestellt worden waren, mit halbem Vornamen anredeten - Lil, Vy, Fran, Deb -
und die, im günstigsten Fall, Frauen wie süße Tierbabys im Streichelzoo
behandelten. Nach drei Jahren Ehe war Rocco durch Partys Lamento über Cops
derart verunsichert, dass er niemanden von der Arbeit ins Loft einladen mochte,
denn er konnte sich schon ihr höfliches Lächeln vorstellen, wenn einer die
Aussicht abspähte und mit dem Ruf »heilige Scheiße« kommentierte oder jemand
meinte, da hätte er ja ein »Plätzchen im Schatten« gefunden.
Rocco starrte auf die Überreste des Essens, das seine
Frau zubereitet hatte: Krebse auf einem Bett von Kopfsalat, Babyshrimps, Avocadoscheiben
und gelber Paprika. Ein alter Freund von Patty - Gerry, übergewichtig, mit Bart
und Brille -, der am anderen Ende des Tischs saß und Rocco quer über die Kerzen
einen Blick zuwarf, lachte über irgendetwas, das Patty gesagt hatte, und sein
Lachen klang wie ein Vorschlaghammer. Rocco hörte Erin in ihrem Bettchen hinter
der Schiebewand aus Reispapier rascheln. Dann hielt jemand eine dürre
Krebsschere hoch und verfiel auf einen drolligen Vortrag über gutes und schlechtes
Cholesterin.
Rocco nippte an seinem Wodka und räusperte sich. »In
Dempsy?«, sagte er laut. »Wenn wir in Dempsy essen würden, gäb's heute Abend
Krebse und Spaghetti.«
Alle anderen Unterhaltungen verstummten, sieben
Gesichter drehten sich in seine Richtung, aufmerksames Lächeln ringsum.
»Sie fischen die Krebse aus den Flüssen«, fuhr Rocco
fort. »Ich weiß, wie das klingt, aber es ist besser, als ihr glaubt. Ich meine,
nicht so gut wie das hier, aber ...«
»Woher kriegen die die Spaghetti?«, fragte ein Bursche,
der schwarzweiß gekleidet war wie ein Kellner, einer von Pattys Ex-Freunden.
»Nun, weißt du, die haben Plantagen außerhalb von
Bayonne.« Rocco stürzte den Rest von seinem Wodka hinunter.
»O Gott«, sagte Patty abrupt. »Habt ihr jemals diesen
alten BBC-Film gesehen, wo sie diesen Bericht über die Spaghetti-Ernte in Italien
gezeigt haben? Wo die Spaghetti von den Bäumen hingen?«
Ein Chor aus >Ja< und >Was< folgte, während
Rocco sich in den Schmollwinkel zurückzog. Warum wollte sie, dass er den Mund
hielt? Er war doch nicht ungesellig oder so was.
»He, Rocco?«
Rocco hörte seinen Namen nicht, sondern fragte sich, ob
er einfach aufstehen und Teller abräumen oder erst Patty um Erlaubnis bitten
sollte.
»Rocco.«
Es war Gerry, der sich leicht zur Seite beugte, um
direkten Blickkontakt mit ihm zu bekommen.
»Rocco ... ist das dein richtiger Name?«
»Warum sollte das nicht mein richtiger Name sein?«
»Rocco Klein?« Der Kerl zog eine Pfeife hervor und nuckelte Luft durch
den leeren Pfeifenkopf.
»Was bist du denn, ein Antisemit?«, fragte Rocco zu
schnell und warf Patty einen entschuldigenden Blick zu. »Ich mach nur Spaß.«
Der Tisch verstummte erneut. »Eigentlich ist Rocco ein Spitzname. Mein
richtiger Name ist Dave, David.«
Die Wodkaflasche stand auf dem Sideboard, gerade
außerhalb seiner Reichweite, und es war ihm zu peinlich, aufzustehen und sich
vor all den Leuten nachzuschenken. In einem Anfall von Unruhe begann er zu
reden.
»Wisst ihr, als meine Eltern sich trennten, da wohnte
ich bei den Eltern meiner Mutter. Mein Vater zog wieder bei seinen Eltern ein, und meine Mutter verschwand, einfach so
...«
Die Gäste hörten jetzt alle zu und beugten sich über
ihre leeren Teller. Patty begann, geistesabwesend Wachs von der Kerze zu pulen.
Rocco dachte: >He, ich höre mir deine Geschichten immer und immer wieder an.<
»Mein Großvater war Lastwagenfahrer, und der Grund,
warum ich Cop geworden bin, war, weil er einmal einen Kerl halb zu Tode
geprügelt hat, seinen Boss, um genau zu sein, und dieser Cop,
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