Price, Richard
Knüppel jetzt mit weißen Fingerknöcheln, und sein Hals
schmerzte von der Drehung seines Kinns, das fast hinter der Schulter war, damit
er den Cop nicht ansehen musste. Er fing an, ein Geräusch zu machen, das
niemand außer ihm selbst hören konnte.
»Brr,
langsam, mein Pferdchen!«, krächzte der Cop. »Fred, kuck dir mal das hier an.«
Strike
schreckte auf. Er sah hinab und bemerkte zu seinem Schreck, dass er begonnen
hatte, den Knüppel derart energisch zu wichsen, dass der Cop ihn nicht mal mehr
festhalten musste. Voller Entsetzen ließ er den Knüppel los und sah, wie er zu
Boden fiel.
»Hab ich
was von Aufhören gesagt?« Der Cop stieß eine Qualmwolke aus.
»Ich
ma-mach da-das nicht m-mehr.« Strike starrte fest auf die Schuhe des Cops.
»Willst du
mir damit sagen, ich soll mir selbst einen runterholen?«
»N-n-n-nein.
Ich w-w-will nur ...«
Der Cop
zögerte und sah Strike an. »Sag mir einfach, wo das Päckchen ist«, sagte er
leise, seine Stimme plötzlich nüchtern.
»N-n-n-n...«
Strike fing an, seinen Kopf zu schütteln, versuchte, die Worte körperlich
herauszupeitschen, die sich nicht lockern ließen. »N-n-nn...« Irgendetwas tanzte
in seinen Augen, als er die Zähne zusammenbiss. »N-n-n-n...«
Die Cops
warfen sich einen schnellen Blick zu.
»Nun nimm
endlich den Wagen, Mann«, rief Buddha Hat, und er klang verärgert und
schmerzlich berührt. »Du willst ihn haben, dann nimm ihn endlich.«
Vor Strikes Augen flirrte es. »Gerr-gerr...« Seine Nase
füllte sich mit Schleim, ein feuchtes Aufstoßen entfuhr seiner Kehle.
»Gah-rrr...« Fest im Boden verwurzelt, verloren und blind vor Wut, versuchte
er nicht mal mehr, Worte zu formen, ergab sich den Tönen, wie sie kamen,
blanker Zorn, reine Musik.
»Ruhig, ruhig.« Strikes Cop streckte besänftigend eine
Hand aus, hielt aber Abstand. »Immer mit der Ruhe, Jungchen ...«
»Beschlagnahmt den Scheißhaufen«, schnappte Buddha Hat
und formte aus Daumen und Zeigefinger eine Pistole. »Bitte.«
Eine Stunde nachdem die Cops einen wortlosen Rückzug
angetreten und sich ohne Drohung oder Entschuldigung in ihren Streifenwagen
verkrochen hatten, saßen Strike und Buddha Hat schweigend da, nachdem sie am
Jersey-Flussufer direkt am Wasser geparkt hatten, und starrten hinaus auf die
dunkle New Yorker Skyline.
Buddha Hat zündete sich eine Zigarette an, und Strike
kurbelte das Fenster herunter, um Luft zu schnappen.
Es war drei Uhr früh. Das einzige andere Lebewesen in
ihrer Nähe war ein grauhaariger Weißer, der einen grauen Pullover trug. Babygesichtig
und lächelnd lief er an dem Ufergeländer schnell auf und ab und redete mit sich
selbst.
Buddha Hat blinzelte den Weißen an und wandte sich dann
langsam zu Strike. »Wann glaubst du, wirst du sterben?«
Strike drückte sich einen Unterarm auf den Bauch; der
Schmerz war wie ein bösartiges intelligentes Wesen, das eine Antwort auf die
Frage gab.
»Ich weiß nicht, noch ein paar Jahre. Zwanzig
vielleicht? Ja, ich hätte schon noch gern zwanzig Jahre vor mir, wenn ich sie
kriegen kann.« Strike nickte, völlig erschöpft von der Nacht.
Buddha Hat schnippte die Asche in die Öffnung, wo ein
Aschenbecher hätte sein sollen. »Ja, nun, ich glaub nicht, dass ich noch so
viel habe.« Er schüttelte den Kopf. »Wenn es so weit ist? Dann hoff ich, es
erwischt mich hier.« Er berührte Strike hinter dem linken Ohr, und seine
Fingerspitze war wie eisiges Wachs. »Weil, genau da? Da fühlst du nichts. Da macht's einfach nur ... knacks ...«
»Hmm ...« Ein leises saugendes Geräusch entfuhr Strikes
Lippen, als er den Unterarm derart fest in seinen Magen drückte, dass der
Knochen seines Arms sich hinter den unteren Rippen einhakte. Er konnte spüren,
wie ein Stück von irgendwas seine Kehle hinaufstieg und bis in seinen Mund
kletterte.
Buddha Hat saß schweigend da, als überdenke er in der
Dunkelheit die nächsten Schritte. »Hast du einen Highschool-Abschluss?«
»Nein.« Strike nickte und versuchte, sich zu strecken.
»Kann ich dir mal was sagen, ich meine, ohne dich
beleidigen zu wollen?«
Strike wartete.
»Du solltest wieder in die Schule gehen oder so was.«
Strike sah Buddha Hat voller Überraschung an. Buddha
Hat zuckte entschuldigend mit den Schultern und fügte dann behutsam hinzu:
»Weil, du hast einfach den falschen Job.«
DREISSIG
JAHRE
Dienstag war Roccos freier Tag. Er saß am Tisch und
hörte niemandem zu, der Alkohol in seinen Augen verlieh jedem Gläserrand,
jeder
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