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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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seine übliche Art wortlos in den
Wagen gestiegen, als habe er schon seit Tagen auf diese Fahrt gewartet.
    »Und wozu hast du diesen Handschuh an?«
    »Das ist ein Schlaghandschuh.«
    »Schlaghandschuh, du meinst, wie 'n Baseballhandschuh?
Das ist ein ziemlich dünn aussehender Baseballhandschuh.« Strike hatte Baseball
nie gemocht, er kannte nicht einmal die Regeln.
    Tyrone wandte sich ab und unterdrückte ein Lachen.
    »Was ist daran so komisch?«
    »Das ist ein Schlaghandschuh.« Tyrone tat so, als würde
er einen Schläger schwingen.
    »Ach ja? Du magst Baseball?« Tyrone nickte stumm.
    »Hast du schnelle Handgelenke? Wenn du nämlich keine
hast, kannst du's genauso gut vergessen.« Der Junge blinzelte verständnislos.
    »Lass mich mal sehen, wie schnell deine Handgelenke
sind. Werd dich mal testen.«
    Er dachte: >Scheiß auf das Päckchen, Scheiß auf
Rodney<, und fuhr zu den Baseballkäfigen gegenüber vom Furniture Shack.
Tyrone und er gingen an dem Minigolfplatz vorbei und warteten dann auf den
Platzwart, der auf dem müllübersäten Feld mit dem Aufsammeln der Bälle
beschäftigt war.
    Als der Typ vom Spielfeld zurückkam, starrte er Strike
an und warf ihm einen komischen Blick zu. Einen Moment war Strike nervös wegen
diesem Blick, aber dann begriff er: Der Typ war ein Kunde von den Bänken.
    »Wie
geht's, Leute«, sagte der Platzwart, sprach leise, und in seinen Augen stand
dieser vertraute, gierige Blick.
    Strike tat
so, als erkenne er den Kerl nicht. »Wie läuft das hier?«
    »Sechzehn
Schläge kosten eine Marke. Die Marke kostet 'nen Dollar.«
    Strike sah
Tyrone an: »Wie viele willst du?«
    Der Junge
zuckte mit den Schultern und sah weg.
    »Komm, gib
uns sechs.«
    Die Augen
des Typs ruhten die ganze Zeit auf Strikes Gesicht, während er blind in einer
Tasche herumwühlte und zehn Münzen herüberreichte.
    »Ist das
dein kleiner Bruder?« Die Frage war unehrlich, schmeichlerisch, aber die Worte
machten einen merkwürdigen Eindruck auf Strike.
    »Ja«,
sagte er und sah dann auf seine Hand. »Ich wollte bloß sechs.«
    »Schon in Ordnung,
geht aufs Haus. Kennst du mich nicht?« Strike gab keine Antwort, bedankte sich
nicht einmal.
    Es ging
los. Strike beobachtete, wie Tyrone sich über das Mal kauerte, die Bälle kamen
mit einem pfeifenden Ton angeflogen, und der Junge traf jeden einzelnen mit
einem wunderschönen sanften Schwinger. Strike schwieg voller Respekt über die
Anmut, mit der Tyrone den Schläger handhabte, wusste in diesem Augenblick, dass
er den Jungen in Ruhe lassen sollte, damit er sein Leben leben konnte, weil er
alles sein konnte, was er wollte, wenn Strike und all die anderen einfach
zurücktraten und ihm etwas Raum ließen.
    Strike saß
auf einer Bank und sah nicht mehr zu, dachte nach über sich selbst, daran, dass
für ihn alles zu spät war. Als er schließlich aufsah, stand Tyrone vor ihm,
hielt ihm einen Schlaghelm und einen Aluminiumschläger entgegen und lächelte,
als könnte er Strikes Gedanken lesen. »Jetzt du.«
    Strike
scharrte sich mit dem Fuß einen festen Stand. Etwa drei hundertfünfzig Meter jenseits des leeren Felds konnte
er das Büro des Staatsanwaltes erkennen, und während er auf den ersten Schlag
wartete, stellte er sich vor, die Bälle seien Handgranaten - er würde die
erste direkt in eins der Fenster da hinten donnern, würde die fetten Detectives
in Stücke reißen, die zweite direkt auf Rodneys Wagen, die dritte den ganzen
Weg über den Fluss bis in die Bronx. Doch als der erste Ball kam, schoss er
direkt an seinen Händen vorbei und ließ ihn vor Überraschung schwanken.
    Er verpasste die ersten acht Bälle komplett, traf den
neunten aus Versehen und ließ die letzten sieben vorbei, ohne auszuholen, zu gedemütigt,
um auch nur Luft zu holen. Er starrte auf die Sonne, die hinter dem Büro des
Staatsanwalts unterging, ohne den Gedanken verdrängen zu können, dass für ihn
alles längst zu spät war.
    Als er den Schläger angewidert in den Schmutz warf,
hatte er gerade beschlossen, Tyrone nach Hause zu fahren und ihn sein Leben
weiterleben zu lassen. Aber auf dem Weg zum Wagen holte der Platzwart sie ein,
lief in einem humpelnden Trott hinter ihnen her und murmelte: »Hast du 'n paar
Ampullen dabei?«, und Strike änderte augenblicklich seine Meinung und dachte:
>Scheiß doch drauf, heute Abend geht niemand nach Hause.<
    Als er hinters Steuer glitt, ließ Strike ein wütendes,
krächzendes Lachen hören.
    »Kein Wunder, dass ich den verdammten Ball

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