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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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nicht
getroffen habe! Kuck dir das an!« Er drehte sich zu Tyrone, zog sein Hemd hoch
und zeigte ihm die Waffe, die hinter dem Hosenbund steckte. »Hat mir das Ding
doch direkt in den Magen gedrückt. Wie findest du das?«
     
    In Strikes Zimmer setzte sich Tyrone auf die Bettkante
und sah zu, wie Strike zwei Unzen Abführmittel abwog und es dann auf die mit
Wachspapier bedeckte kreisrunde Fläche der Balkenwaage löffelte.
    »Der Profit steckt in der braunen Flasche«, sagte
Strike leise und konzentriert. »Denk immer daran.«
    Strike hob
das Wachspapier von der Waage und schüttete den Verschnitt vorsichtig in eine
Mischschale mit acht Unzen Koks.
    »Weißt du,
was passiert, wenn ich jemals sehe, dass du dir diesen Scheiß in die Nase
ziehst, rauchst oder dir in den Arm drückst?« Strike begann die größeren
Brocken mit einer Rasierklinge zu zerkleinern und die Mischung mit dem Löffel
zu verrühren. »Scheiße, dann komm ich und mach dich höchstpersönlich alle.«
    Strike
fuhr damit fort, zu zerkleinern, zu rühren und ein Pulver ins andere zu
schütten. »Du wirst dich wahrscheinlich fragen, warum ich dann überhaupt
verkaufe?«
    Strike
beantwortete seine eigene Frage in einem leichten Singsang. »Weil, wenn ich's nicht tue,
dann macht's jemand anderer. Wenn ich
nicht verkaufe, dann stoppt das da draußen überhaupt nichts, nur meinen
Geldfluss.«
    Strike
brachte den gestreckten Koks löffelweise wieder auf die Waage und wog Unzen ab.
»Schau, mein Boss, der kauft sich 'n Kilo für zweiundzwanzig, das macht in
Ampullen dreitausendfünfhundert Stück zu zehn Dollar. Das sind dreizehntausend
Profit pro Kilo, und das Ganze ist innerhalb 'ner Woche wieder verkauft.«
    Strike
leerte eine Unze von dem Wachspapier in einen Gefrierbeutel. »Also, mein Boss,
der nimmt sechzig Prozent von diesem Kiloprofit, aber dann bleiben immer noch
fünftausend Dollar, und davon behalte ich die Hälfte und teil den Rest unter
meinen Jungs auf. Und wie viel ist jetzt mein Schnitt? Mal sehen, wie klug du
bist.«
    Strike
füllte die zweite Unze in eine Tüte, reckte den Kopf und runzelte die Stirn.
Irgendetwas tickte am Rande seines Bewusstseins, irgendetwas fehlte, und dann
ging es ihm auf: Er sprach, ohne zu stottern, er stotterte nicht, wenn er mit
diesem Jungen zusammen war.
    »Wie viel
sind fünfzig Prozent von fünftausend?«
    »Zweitausendfünfhundert«,
sagte der Junge.
    »Ja,
genau. Ich kann da draußen zweitausendfünfhundert Dollar die Woche machen.« Er
zögerte und fragte sich einen Moment lang, warum er nie mehr als zweitausend nach
Hause brachte. »Ich hab 'ne nette Wohnung, Stereo, Frauen ...« Vor seinem
geistigen Auge erschien ein Bild von Crystal; er schüttelte es ab. »Ja, und
dann hab ich noch mein Haus auf dem Berg. Davon weiß überhaupt niemand. Das ist
zwischen den Felsen versteckt. Du musst auf diesen Knopf drücken, der Felsen
gleitet hoch, und da ist das Haus. Und das Haus, das Haus ist wie ein Palast. Es hat ein
Schwimmbad, alles ...«
    Strike kam
sich blöd vor und warf Tyrone einen kurzen Blick zu, aber der Junge starrte ihn
nur mit leeren Augen an. Strike gierte danach, seine Aufmerksamkeit zu wecken,
und wechselte das Thema.
    »Hast du
den hässlichen Kerl gesehen, mit dem ich vorhin geredet habe? Den Typen, der an
den Bänken zu mir gekommen ist?«
    »Der
Weiße?«
    »Welcher
Weiße?«, sagte Strike stirnrunzelnd. »Nein, der Schwarze, der mir das Päckchen
gegeben hat. Hast du den Mann gesehen?«
    Tyrone
nickte, bekam einen komischen Blick, und Strike kam zu dem Schluss, dass der
Junge entweder Angst vor Erroll hatte oder wieder geistesabwesend war und sich
vielleicht fragte, was er denn seiner Mutter erzählen würde, wenn er wieder zu
Hause war. Für einen Augenblick stellte er sich vor, wie die Nachricht von
diesem kleinen Abenteuer bis zu Andre durchsickerte, und der Gedanke ließ ihn eine
echte Gruselgeschichte über Erroll erfinden.
    »Der Typ
ist ein Killer. Der Typ killt dich, wenn du ihn
bloß ansiehst. Der Typ hat mehr Menschen auf dem Gewissen als eine Armee.
Aber er läuft noch frei rum, und weißt du, warum? Sie können die verdammten
Leichen nicht finden, die finden höchstens einen Blutfleck ...«
    Strike
nickte, um seine Worte zu bekräftigen.
    »Weißt du,
warum ich das bei mir trage?« Strike hielt die Waffe hoch. »Weil, wenn der Kerl
mich mal blöd von der Seite anmacht, dann heißt es, er oder ich, und das wird so schnell
vorüber sein.« Strike schnippte mit den Fingern und kam

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