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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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erstarrte
Vision von Victor sagte alles: Jeder war auf sich allein gestellt.
    Strike zog schwach an dem dünnen Laken, das seine Beine
bedeckte, um zu sehen, was ihn da kitzelte. Er sah einen Schlauch, der
zwischen seinen Beinen entlanglief, japste ungläubig, als er entdeckte, wohin
er führte, und dann flog die Welt ihm in die Lider und wieder hinaus.
     
    ***
     
    Rocco befand sich auf dem Parkplatz vom »Hambone's«, ließ
den Motor laufen und beobachtete drei Jungs, die etwas weiter den Block entlang
in einem Bushäuschen standen und schweigend ihre Deals abzogen. Er hatte
zwanzig Minuten lang dagesessen und vier oder fünf Verkäufe beobachtet - nicht
viel, aber trotzdem, fünfzig Mäuse in zwanzig Minuten machte hundertfünfzig
Dollar die Stunde.
    Rocco hatte vorgehabt, nach dem Gespräch im >To Bind
an Egg< nach Hause zu fahren, aber dann hatte er doch den Wunsch verspürt,
Strike noch mehr Feuer unter dem Hintern zu machen. Und beim zweiten Treffen
mit dem Jungen hätte er schwören können, dass Strike kurz davor war, alles preiszugeben.
Der Junge würde mit Sicherheit zerbrechen: Rocco musste ihm nur auf den Fersen
bleiben und mit seinen Fragespielchen weitermachen. Er glaubte nicht eine
Sekunde lang, dass Strike sein Spiel nicht durchschaute; aber trotzdem, er
konnte sehen, dass dem Jungen die Sache an der Seele nagte. Ein Scheißkerl mit
Gewissen.
    Nachdem er Strike bearbeitet hatte, war Rocco im Büro
vorbeigefahren, obwohl er sich krankgemeldet hatte und mit einem Stoßgebet auf
den Lippen, dass keine anderen Jobs angefallen waren. Glücklicherweise gab es
nichts Neues am Schwarzen Brett, und auf seinem Tisch lag die Liste mit den
Telefonaten, die vom >Rudy's< aus geführt worden waren. Rocco bemerkte,
dass am Abend des Mordes acht Anrufe zwischen sieben Uhr dreißig und elf Uhr
getätigt worden waren, und er nahm an, dass Victor wenigstens zwei davon
gemacht hatte, einen nach Hause - vielleicht, um mit seiner Mutter zu reden -
und einen zum >Hambone's<, vielleicht, um die Küche zu kontrollieren. Die
anderen sechs Gespräche waren nach Newark, Dempsy und Beaufort, South Carolina,
geführt worden, und Rocco hatte beschlossen, diese Anrufe später
weiterzuverfolgen.
    Rocco stieg aus dem Wagen, überquerte den Parkplatz und
öffnete die Tür zum Restaurant. Er warf einen Blick durch den in Braun und
Orange gehaltenen Raum und kam sich vor wie ein Feuerwehrmann, der am Tag nach
dem Großeinsatz an den Brandherd zurückkehrt. Die Dunsthauben über den Grills
waren anscheinend defekt, und Fettschwaden hingen derart schwer in der Luft,
dass er das Öl schmecken konnte. Das >Hambone's< steckte im Chaos, alle
Tische waren voll besetzt, Leute riefen quer durch den Raum, vor den Kassen
standen lange Schlangen, Ketchup floss über die Edelstahlränder der
Beilagentheke, eine Pfütze von Orangenlimo glänzte auf dem Fußboden, ein
Mülleimer erstickte an Bechern und Verpackungen, ein eingeklemmtes Tablett
ragte aus ihm hervor wie eine Zunge. Roccos erste Reaktion war, sich zu fragen,
wo, zum Teufel, sich der Manager herumtrieb, doch dann fiel es ihm wieder ein.
    Nachdem er durch das Geklapper und Gebrodel des
stählernen Küchenbereichs gewatet war, ging Rocco zum Büro des Managers. Er
öffnete die Tür und hörte, wie Hector Morales, Victors Partner, jemandem am
Telefon etwas vorsang.
    »Auf gar keinen Fall, auf gar keinen Fall, auf gar
keinen Fall, auf gar keinen fall !« Beim letzten Takt brüllte er und schlug mit der
Faust auf den Tisch.
    Rocco klopfte leise an und betrat das winzige Zimmer
mit seiner Dienstmarke in der Hand. Das Büro bestand aus zwei zerschundenen Tischen,
zwei Stühlen, einem Telefon und einem handgeschriebenen Arbeitsplan.
    »Sie ist auch mein Kind, du Schlampe!«
    »Hector.« Rocco wartete und hielt seine Dienstmarke wie
ein Kreuz vor sich.
    Hector drehte sich um, und Rocco trat einen Schritt
zurück. Lange blutige Kratzer zogen sich von den Augenbrauen bis zum Kinn über
Hectors Gesicht, und eine weitere grobe Furche verlief über den gesamten
Unterarm. Die Hälfte der Wunden war mit einer gelblichen Salbe bedeckt; Hector
hielt ein Glas in der Hand und trug mit der anderen die Salbe auf, das Telefon
zwischen Kopf und Schulter geklemmt.

Mit einem hochgereckten Finger deutete er Rocco an,
noch einen Augenblick zu warten. »Du bist erledigt, verdammt. Das stimmt ...
das stimmt... das stimmt.« Er legte auf.
    »Ein beschissener Tag, Bruder.« Hector verteilte weiter
Salbe auf seinem

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