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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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Friedenspfeife genehmigt?«
    Strike spürte, wie ihn jemand hochhob. Er schrie, hörte
dann, wie sein Schrei da draußen jenseits seiner Lider immer und immer wieder
imitiert wurde, die Leute lachten, dann verstummten die Stimmen da draußen. Er
spürte, wie er irgendwo drinnen abgesetzt wurde, formte mit dem Mund: »Lasst
mich in Ruhe, bitte«, hörte eine Stimme: »Wo wohnst du?«, während der Schmerz
weiter in seinen Gedärmen wühlte, »Wo wohnst du?«, er spürte, wie etwas um
seinen Arm gebunden wurde. »Warum hältst du dir den Bauch, hmm? Hat dir deine
Mami nicht gesagt, dass du die Finger vom Stoff lassen sollst? Jetzt kuck dich
mal an. Wo wohnst du ...« Dann hörte Strike auf einmal Andres Stimme, und er
wollte, dass Andre alle verhaftete, flüsterte »Andre«, während eine neue Schmerzwelle
den Namen erstickte.
    »Ist dir das schon mal passiert? Hmm? Ist das früher
schon mal passiert?« Das war wieder der andere, er brüllte, als sei Strike
neunzig Jahre alt. Strike wollte nur daliegen und in Ruhe gelassen werden,
stellte sich eine Seemuschel, eine Schnecke, eine elektrische Spirale vor.
»Hast du irgendwas hochgewürgt? Antworte mir, Junge, hast du irgendwas
hochgewürgt?«
    Als sei es leichter, es zu zeigen anstatt zu
beschreiben, würgte Strike etwas beinah Festes durch die Zähne. Er hörte eine
Stimme vor Ekel winseln und spürte, wie das stramme Band von seinem Arm
gerissen wurde.
    »Achtzig,
tastbar.«
    Strike
öffnete schließlich die Augen und sah einen bärtigen Puerto-Ricaner in einer
gelben Jacke. »Komm schon, Junge, streck dich eine Sekunde lang ...«
Behandschuhte Hände zogen an Strikes Kniescheiben, zerrten sie unter seinem
Kinn hervor, und Strike sah, wie die elektrische Spirale in seinem Kopf sich
vor einem schwarzen Hintergrund von Rosa zu Neongrün und dann zu Himmelblau
verfärbte.
     
    »Lassen
Sie mich mein Gesicht sehen.«
    »Wie
heißen Sie?«
    »Ich hab
keinen Namen. Ich bin ausgebrütet worden, Mann.«
    Strike
erwachte bei dieser Unterhaltung und fand sich in einem Flur wieder, dessen
Beleuchtung von der Farbe dunklen Urins war. Er lag flach auf dem Rücken. Drei
Meter entfernt stritten sich drei Bullen mit einem eins fünfundfünfzig großen
Mann spanischer Abstammung, dessen Gesicht eine Maske aus Blut war.
    »Sie
wollen Ihr Gesicht sehen? Sagen Sie uns Ihren Namen.«
    »Angel.«
    »Angel und
wie weiter?«
    »Lassen
Sie mich mein Gesicht sehen, und ich sage Ihnen meinen Namen.«
    Zu
erschöpft, um sich zu rühren, sah Strike zu, wie ein Cop einen kleinen Spiegel
hochhielt. Der Puerto-Ricaner grinste durch all das Blut hindurch.
    »Rodriguez.
Wer hat mich verprügelt, wer ist die Schwuchtel, der mich verprügelt hat?«
    »Sie haben
sich selbst verprügelt.«
    Strike
betrachtete seinen Arm und sah einen Schlauch, der in einen Infusionsbeutel
führte. Er spürte das Messer in seinen Gedärmen nicht mehr: Gut, das war gut.
    »Was soll
ich denn machen? Es sind meine Kinder, Mann. Wol len Sie sagen, die Nigger sind besser als meine Kinder?
Ich verteidige meine Familie, und die Schwuchtel schlägt mir den Schädel ein,
ich hab ihn nicht mal kommen sehen. Wie die Schwuchtel, nicht wie ein Mann.«
    Strike tat der Hals weh, und in seiner Nase war etwas.
Er führte eine Hand an die Nasenlöcher und spürte Gummischläuche.
    »Ich fick Schwule in den Arsch. Wo ist der Schwule, der
mich verprügelt hat? Diese verdammte Stadt, Mann. Wir haben einen schwulen
Bürgermeister und schwule Cops, die dir eins über den Schädel ziehen und sich
verstecken.« Der Puerto-Ricaner hatte einen Riesenspaß. »Ich bin ein Mann, ihr
Arschlöcher, ich bin ein Mann, also, was wollt ihr jetzt tun, mir die Kehle
durchschneiden? Mich erledigen?«
    Strike schloss die Augen und stellte sich vor, Victor
würde das sagen. Er war zu krank, um seinem Bruder zu helfen, aber dann hatte
er hinter geschlossenen Augen eine Vision von Victor, der bewegungslos und mit
leerem Gesicht wie eine Papierpuppe vor einem farblosen Hintergrund hing, ganz
allein in einem gegenstandslosen Vakuum. Aber er war auch allein - allein in diesem Krankenhaus, und
nicht mal seine Mutter wusste es, und vielleicht war es ihr sogar egal.
    Etwas kitzelte ihn am Oberschenkel. Er schlug wieder
die Augen auf und sah am Ende des Ganges Rodney, der mit großen Schritten und
verzogener Miene auf ihn zukam. Rodney entdeckte ihn, rief, »Strike!«, lachte,
als freue er sich, ihn zu sehen, aber Strike ließ sich nicht reinlegen, die

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