Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
Vom Netzwerk:
Gesicht und verfiel in die groteske Imitation einer Latina:
»Du wirst sie heute nicht sehen, Herrgott nochmal, sie hat die Grippe, sie wird
dich nächste Woche sehen.«
    Rocco sah ihn mitfühlend an. »Frauen - nicht mit ihnen
und nicht ohne sie.«
    Hector warf ihm einen Blick zu, als wollte er sagen:
>Ach wirklich?< »Ich bin Rocco Klein.«
    »Ich brauche noch etwa zehn Minuten.« Hector reckte
beide Hände in die Höhe und ging dann an Rocco vorbei zur Tür. Rocco entschied,
nicht zu drängeln und dem Typen auf den Fersen zu bleiben, um sich die Welt
aus Victors Sicht zu betrachten.
    In der Küche grabschte sich ein junger Bursche die
Pommes frites vom Sieb, als sei er hier zu Hause. Hector warf einen finsteren
Blick auf die Wärmelampen über den Fritteusen: Eine war auf den Boden gerichtet,
die andere auf das brodelnde Bratfett. Der Fettgestank war hier hinten noch
schwerer, die Luft wurde nur durch große Ventilatoren gepeitscht, die nicht an
irgendeinen Abzug angeschlossen waren.
    Hector richtete die Lampen auf die Pommes frites und
packte den Burschen am Oberarm.
    »Eric. Geh doch mal bitte, und kümmere dich um das
Müllmonster, ja?«
    »Das ist
Derricks Job.«
    »In diesem
Augenblick ist es dein Job, ja? Danke dir.«
    Der
Bursche stand mit saurer Miene da, ohne sich zu rühren. »Wo find ich die
Mülltüten?«
    Hector gab
keine Antwort. Er griff sich ein fettes Mädchen, drückte ihr einen Mopp in die
Hand und schob sie mit einem Bitte und Danke durch die Tür in den Essbereich.
Er nahm einem Jungen, der versuchte, die Oberfläche des Hamburgergrills zu
putzen, einen Spachtel aus der Hand und verpasste ihm eine kleine Lektion,
legte etwas Stahlwolle unter den Rand des Spachtels, stellte sich auf Zehenspitzen,
scheuerte die Oberfläche mit beiden Händen am Griff und reichte dann den
Spachtel zurück. Er ging weiter, warf sechs rechteckige Blöcke gefrorenen
Schellfischs in einen Frittierkorb, ließ den Korb in das Fett sinken, damit
Golden Pogies daraus wurden, griff sich eine Handvoll Hamburgerscheiben und
verteilte sie auf dem Grill wie Spielkarten. Direkt neben den Frittierkörben
entdeckte Hector einen unbeschrifteten Becher mit einer Flüssigkeit darin; er
schnüffelte daran, sah alarmiert zu Rocco hinüber, sah in das blubbernde Fett,
dann auf den Becher, dann wieder auf das Fett, runzelte die Stirn und sah aus,
als lasse er im Geiste ein Heer von stinksauren Angestellten an sich
vorüberziehen, Verrückte, Entlassene, wer auch immer eine kleine Sabotage im
Kopf haben mochte, zuckte dann mit den Schultern, schüttete die Flüssigkeit in
den Ausguss, und die Luft war plötzlich erfüllt mit dem stechenden Geruch von
Chlorreiniger.
    Dann war
Hector wieder unterwegs, Rocco trottete hinter ihm her und versuchte, auf
diesem brennenden Schiff einen lässigen Eindruck zu machen, aber von dem
Frittiergestank wurde ihm langsam schlecht, und er stellte sich vor, wie er
allmählich von innen verkrustete, die fettige Schmiere lag wie Asthma auf
seinen Lungen, lagerte sich in seinen Adern ab und umkreiste sein Herz. Rocco
beobachtete Hector von hinten, begutachtete dessen großformatigen Schwimmreifen
um die Körpermitte, und er erinnerte sich daran, was Victors Mutter gesagt hatte: »Tagamet, er muss sein Tagamet
kriegen«, und dann versuchte er sich vorzustellen, wie Victor hier drin
arbeitete, zu alledem auch noch mit einem Magengeschwür.
    »Clarence!«, brüllte Hector. »Wo ist
Clarence, bitte?«
    »Er ist heute nicht gekommen«, entgegnete das Mädchen
am Drive-in-Fenster, als sie sich mit einem Zehn-Dollar-Schein zu ihm drehte.
»Dieser Mann sagt, er hat mir einen Zwanziger gegeben.«
    Rocco warf einen Blick durchs Fenster und sah drei
Latinos mit kurzgeschorenen Köpfen in einem Audi; der Bass ihrer Stereoanlage
schnitt durch den Küchenlärm und pochte wie ein großes Herz.
    Hector und die Kassiererin starrten sich an, das
Mädchen war stocksteif, streckte den Zehner vor und stützte dabei den Ellbogen
in die Hüfte. »Mmh-mmh. Sie haben mir diesen Zehner gegeben.«
    »Sag ihnen, sie sollen Mitternacht wiederkommen. Wenn
wir zehn Dollar zu viel haben, gehören sie ihnen.«
    Hector warf einen Blick in die Küche, suchte nach
jemandem, den er dazu verdonnern konnte, die Tische abzuräumen, doch alle schienen
vollauf beschäftigt zu sein.
    »He, yo, bitte, danke.«
    Rocco und Hector drehten sich beide um und sahen einen
Jungen von etwa fünfzehn Jahren vor sich stehen. Er trug einen

Weitere Kostenlose Bücher