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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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letzte Mal mit deinem Bruder
gesprochen?«
    Strike seufzte. »Samstag.«
    »Okay.« Rocco nickte, als hätte er das schon die ganze
Zeit gewusst. Trotzdem brachte ihn die Antwort aus dem Konzept: Er hatte
geglaubt, Strike hätte seinen Bruder am Freitag in der Bar das letzte Mal
gesehen. »Okay ... wo?«
    »In der Siedlung.«
    »Worüber habt ihr gesprochen?«
    »Über nichts.«
    »Nichts.«
    »Das ist ungefähr alles, worüber wir normalerweise
reden. Wir sind nicht so eng miteinander.«
    »Okay, und davor?«
    »An dem Abend in der Bar.«
    »Welcher Abend war das?«
    »Na, Freitag, wissen Sie, als die Sache passiert ist.«
    »Nun, warum hast du mir das nicht erzählt, als ich dich
auf der Straße gefragt habe?«
    »Weil ich nichts damit zu tun haben wollte. Wissen Sie, ich dachte, wenn ich Ihnen
das erzähle, dann würden Sie mich zu einer Aussage zwingen, und dann würde ich
ja helfen, ihn zu hängen, verstehen Sie?«
    Rocco fiel es schwer zu erkennen, ob der Junge log: Er
vermied es, ihm direkt in die Augen zu sehen. »Ja, aber er hatte doch schon
gestanden, erinnerst du dich?«
    »Ist mir gleich«, sagte Strike und zuckte mit den Schultern.
    »Ronnie, wenn du mir gleich von Anfang an die Wahrheit
gesagt hättest, dann hätte ich die Befragung so schnell durchgezogen, dass du
innerhalb einer Stunde wieder bei den Bänken gewesen wärst. Ich meine, ich
hätte dir nicht dreimal den Laden zumachen müssen, dein Magengeschwür hätte
nicht zugeschlagen, und ich hätte nicht all die vielen verdammten
Arbeitsstunden verplempern müssen. Die kürzeste Entfernung zwischen zwei
Punkten ist die Wahrheit. Für alle.«
    Der Bursche blieb nach wie vor reserviert, und Rocco
schweifte einen Moment lang ab. Er dachte über die beste Möglichkeit nach, ihn
festzunageln, sollte er das Glück haben, hier auf etwas Wertvolles zu stoßen,
stellte sich bereits vor, wie er vor Gericht stand und die Umstände wiedergab,
die zu dem unerwarteten Geständnis geführt hatten.
    Strike fing an, unruhig auf seinem Stuhl
herumzurutschen, und Rocco fuhr fort.
    »Warum hast du ihn bei >Rudy's< getroffen?«
    »Es war nur so, reiner Zufall.«
    »Okay. Wer war zuerst da?«
    »Er, glaube ich. Erer war schon da, als ich reinkam.«
    »Hat er sich gefreut, dich zu sehen?«
    Strike zuckte mit den Schultern. »Vielleicht, keine
Ahnung.«
    »Worüber habt ihr gesprochen?«
    »Ach, wissen Sie, über meine Mutter, w-wie's ihr geht,
seine Kinder, nichts Besonderes. Es waren sowieso nur zehn Minuten. Ich hab
mich nicht mal hingesetzt.«
    Rocco roch geradezu, dass er log, hakte aber nicht
weiter nach.
    »Wer hat die Bar als Erster verlassen?«
    »Ich.«
    »Bevor du gegangen bist, hat dein Bruder gesagt, ob er
noch irgendwohin wollte?«
    »Nein.«
    »Hast du ihn gefragt, was er noch vorhatte?«
    »Nein.«
    »Wie kam er dir vor?«
    »Breit.« Strike lächelte Rocco an. »Er trinkt öfter mal
einen, wissen Sie.«
    Rocco hielt einen Moment inne und fragte sich, wie und
wann Strike Victor die Waffe wohl gegeben hatte. Samstag: Er hatte es selbst
gesagt. In der Siedlung. Und deshalb hatte Victor erst am Sonntag gestanden.
    »Ronnie, ich will dich mal was fragen. Der Barkeeper
sagt, es sei das erste Mal gewesen, dass du in der Bar warst. Stimmt das?«
    »Kann schon sein. Ich geh nicht so oft in Kneipen.«
    »Nun, und warum ausgerechnet an dem Abend? Ich meine
...«
    »Ich weiß nicht. Ich bin nur rein, um mir was Süßes für
meinen Magen zu holen, verstehen Sie?«
    Strike ging jetzt auf seine Fragen ein, und Rocco
wollte das Ganze ein wenig beschleunigen, aber vorsichtig, damit er nicht
merkte, dass er für ihn der Hauptverdächtige war.
    »Ja, aber wenn du nur was Süßes haben wolltest, was war
es gleich, ein Coco Lopez, warum bist du dann nicht einfach in einen Süßwarenladen
oder einen Minimarkt gegangen?«
    »Weil ich keinen offenen gesehen habe.«
    »Mensch, ich könnte schwören, dass es neben dem
>Rudy's< einen Süßwarenladen gibt, der bis Mitternacht geöffnet hat.«
    »Nun, das ist mir wohl nicht aufgefallen.«
    Obwohl er sich sagte, dass er behutsam vorgehen musste,
legte Rocco noch einen Zahn zu. »Und nur mal ganz am Rande, warum gerade diese Bar? Du gehst nie in eine Bar, aber du suchst dir diese
eine aus einer Million Bars in der Stadt aus, und he, da sitzt dein Bruder!
Das ist wirklich eins zu einer Million, und als Nächstes, eh du dichs
versiehst, gibt's eine Schießerei, gleich auf der anderen Straßenseite, und
dein Bruder ist der Täter,

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