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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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okay, okay«, sagte Rocco. »Also hast du nicht mit
ihm über die Schießerei geredet?«
    »Ich glaub nicht«, sagte Strike, und ein kalter
Schauder durchlief ihn. »E-es war ja nichts Besonderes. Und es passiert ja 'ne
Menge Scheiße bei uns in der Gegend.«
    Der Junge war zu angespannt, zu aufmerksam, und Rocco
konnte spüren, wie ihm die Zeit langsam davonlief. »Hör mal, ich werd die Tage
noch mal mit deinem Bruder reden. Soll ich ihm was ausrichten?«
    Strike
antwortete nicht und sah ihn argwöhnisch an.
    »Ich hab
ein paar Freunde drinnen, ich hab ihnen gesagt, dein Bruder sei ein guter Kerl,
weißt du, damit sie auf ihn achtgeben, ich will ja nicht nächste Woche da reinspazieren,
und er trägt dann schon ein Kleid, weißt du?«
    Strike sah
plötzlich besorgt drein. »Victor ist kein Dreck. Jeder, der
sich mit ihm anlegt, kriegt's mit mir zu tun.«
Er blinzelte wütend, als würde ihn sein eigener Ausbruch überraschen.
    »Schau, da
drin gibt's eine Menge Kerle, die geben einen Scheiß auf dich, Rodney, Erroll
Barnes, Champ, auf jeden von euch. Das Einzige, was die
wissen, da ist dieser junge Kerl, wie eine hilflose Jungfrau, verstehst du?
Und selbst wenn sie Angst vor dir hätten, was ich
bezweifle, wie heißt doch das alte Sprichwort? >Wenn der Schwanz steht,
steht das Hirn still    Strike
schien fasziniert, verschreckt, und Rocco ging zur Attacke über. »Deshalb will
ich ja da rein, mit ihm reden, wenigstens seine Kaution runterhandeln, weißt
du? Will ihn rausholen zu seiner Familie, wo er hingehört, ihm wenigstens ein
Jahr bis zum Prozess verschaffen, damit er sich hier draußen den Arsch
aufreißen und etwas Geld verdienen kann ... Denn wenn die Verhandlung losgeht,
ist er weg vom Fenster. Dreißig, vielleicht zwanzig Jahre, wenn er geständig
ist, aber das wär's dann, und das bringt mich um, denn um
dir die Wahrheit zu sagen, ich bin völlig deiner Meinung in dieser Sache, weißt
du das?«
    »Was ist
denn meine Meinung?«
    »He, das
ist jetzt das dritte Mal, dass wir miteinander reden, richtig? Und jetzt
sitzen wir hier, in diesem Zimmer, ohne diesen Mist da draußen, nur du und ich,
und ich schau dir direkt in die Augen bis in deine Seele, und ich weiß, dass all dieses
Gerede über deinen Bruder dir das Herz aus dem Leib reißt, weil du weißt,
dass jemand anderer Darryl Adams umgebracht hat und dein Bruder dafür
geradesteht. Und ich schwöre bei Gott, ich seh das genauso wie du. Ich weiß,
dein Bruder ist unschuldig, und du weißt es auch. Und wenn er mein Bru der wäre? Und wenn ich wüsste, was du weißt? Dann wäre
jeder Tag meines Lebens die reinste Hölle.«
    Strike sagte nichts, sein Mund stand offen, und Rocco
hatte das Gefühl, als würde er zu einer Tonfigur sprechen.
    »Und dein Bruder ist ein derart anständiges Arschloch,
dass er sich lieber für die nächsten dreißig Jahre demütigen, schlagen und misshandeln
lässt, als irgendjemandem die Wahrheit über die Sache zu erzählen ...«
    Rocco machte einfach so weiter, der Junge sah gebannt
drein, als warte er verzweifelt darauf, dass Rocco einen Namen nannte.
    »Glaubst du, dass wir irgendwas in der Sache tun
können, Ronnie?«
    »Was ...?«
    Himmelherrgott: Das hörte sich wirklich wie eine ernst
gemeinte Frage an, und im Gesicht des Burschen leuchtete so etwas wie verzweifelte
Hoffnung. »He ... ich, du, dein Bruder, wir alle wissen, wer Darryl Adams
umgebracht hat.«
    »Wer ...«
    »Wer? Was glaubst du, Ronnie?«
    Die Kiefer des Jungen bewegten sich krampfhaft, und das
Ringen mit den Engeln oder Dämonen ließ seine Augen aufflammen wie die Fenster
eines brennenden Hauses. Doch dann erlosch das Feuer, und er senkte den Kopf,
als würde er sich schämen. »Ich weiß nicht.«
    Rocco lehnte sich zurück, seine Hände zitterten, und er
fragte sich, ob er noch genügend Energie hatte, um in eine weitere Runde dieses
Katz-und-Maus-Spiels zu gehen, aber dann dachte er: >Scheiß drauf, genug
jetzt.< Seine Worte klangen schartig und trocken. »Wer war es? Was glaubst
du, Ronnie?«
    Strike sah wieder auf, bekam kaum die Zähne
auseinander. »Wer?«
    Die Ehrlichkeit in den Augen des Jungen ließ Rocco
endgültig die Fassung verlieren. »Du. Du warst es, du kleines Stück Dreck!«, brüllte Rocco, und
seine Stimme überschlug sich. »Du. Ich weiß es, du
weißt es, und dein Bruder weiß es.
Ging es darum, dass er mit Notwehr durchkommt, weil er keine Akte hat, aber
wenn du erwischt wirst, bist du weg für

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