Price, Richard

tust, w-was du tun musst, weil ich tun muss, was ich tun muss.«
    Der Junge rannte ins Gebäude zurück. »Das werden wir
dann schon sehen!«
    Die Frau drehte sich um und machte sich auf zu Andres
Observierungswohnung, und die Meute trat beiseite, um sie gehen zu lassen.
    Rocco blieb noch ein paar Minuten beim Wagen, sah
Strike hin und her laufen, hörte, wie er wütend vor sich hin murmelte. Rocco
nahm seine Sonnenbrille ab, hoffte, dass der Junge immer noch daran dachte,
die Polizei zu rufen, denn als Strike endlich zum Gehsteig hinübersah, stand
Rocco mit verschränkten Armen da, starrte ihn an und tat sein Bestes, wie ein
übellauniger und gerade herbeigerufener Flaschengeist auszusehen.
    Strike blinzelte ihn an, als schaue er in die Sonne,
dann lief er mit einer Hand auf dem Bauch im Kreis um die Bank. Rocco sah, dass
er sogar ein wenig hinkte.
    Rocco ging langsam auf die Bänke zu und trat wortlos
vor Strike, baute sich direkt vor ihm auf.
    »He, Ronnie, war ich zu hart zu dir?«
    »Was?« Der Junge sah ihn mit Leidensmiene an.
    »Hab ich dich nicht wie einen Mann behandelt?
Respektvoll mit dir geredet? Höflich?«
    Strike gab keine Antwort.
    »Also, warum willst du mich dann derart verarschen,
verdammt nochmal?«
    »Wovon re-reden Sie?«
    »Wovon ich rede? Du hast mir erzählt, du kennst Darryl
Adams nicht. Ich renne rum wie ein Idiot, und jetzt finde ich heraus, dass du
den Typen nicht nur kanntest, sondern auch etwa ein Jahr lang mit ihm in Rodney
Littles Laden gearbeitet hast. Warum, zum Teufel, hast du mir das nicht
gesagt?«
    Die Augenbrauen des Jungen hoben sich. »Ja, nein, sehen
Sie, ich war total durcheinander. Nachher ist mir eingefallen, dass ich ihn kannte- a-aber nicht unter dem Namen. Ich kenne ihn als Spook. Mir war nicht klar, dass Sie Spook meinten.«
    Rocco hatte Mühe, bei dem Gestottere ernst zu bleiben.
»Ach ja?«
    »Sp-Spook«, verkündete der Bursche und
nickte.
    »Spook«, erwiderte Rocco das Nicken.
    »Ja, er war so leise, er war wie ein Ge-Gespenst, und
...«
    »Ist das wahr?«
    »Ja, ich dachte, es ginge um jemand anderen.«
    »Okay.« Rocco zuckte mit den Schultern, als habe das
sowieso keine weitere Bedeutung. »Okay, aber erklär mir doch mal was anderes.
Du hast gesagt, dass du deinen Bruder seit zwei Monaten nicht gesehen hast,
richtig?«
    Der Junge wurde still und legte den Kopf schief.
    »Nun war ich aber in dieser Bar, dem >Rudy's<, wo
dein Bruder vor der Schießerei ein paar Drinks hatte. Rate mal, wer dich
wiedererkannt hat. Der Barkeeper sagt, dass du an dem Abend auch da warst.«
    »Was hat der gesagt?«
    »Er hat sich dein Foto aus unserer Kartei angesehen und
dich zweifelsfrei identifiziert. Er wusste sogar noch, was du getrunken hast.
Coco Lopez direkt aus der Dose. Na, klingelt's bei dir?«
    Strike sah aus, als wolle er auf der Stelle weglaufen,
drehte den Kopf nach rechts und links, und Rocco versuchte, das Spielchen weiterzuspielen,
ohne dass es außer Kontrolle geriet.
    »Warum hast du mich angelogen, Ronnie?«
    »Er ist mein Br-Bruder.«
    »Was ist mit deinem Bruder? Hat er dich zum Lügen
verleitet?«
    »Nein, ich bin nur, wissen Sie, ich versuche nur, ihm
zu helfen ... wissen Sie.«
    »Das kapier ich nicht. Erklär mir mal, wie es ihm
helfen soll, wenn du mich anlügst. Ich meine, er sitzt ein, also wem hilfst du
damit? Kapier' ich nicht.«
    Strike wandte sich zu den Bänken um. Drei oder vier
seiner Kumpel standen da, sahen sich die Show an und rührten sich nicht vom
Fleck, als er sie mit einer Handbewegung wegzuscheuchen versuchte.
    »Rede mit mir, Ronnie.«
    »Wa-was wollen Sie damit sagen? Dass ich es war?«
    »Das hab ich nicht gesagt, das hast du gesagt. Ich hab dich nur gefragt, warum du mir so'n
Scheiß erzählst.« Rocco spürte, wie seine Schläfen pochten. »Warum hast du das
jetzt gesagt?«
    »Ich hab
das nicht gesagt, ich sagte nur ...« Der Junge atmete jetzt mit offenem Mund,
keuchte beinahe. »Sie legen mir Sachen in den Mund, Mann, verdrehen, was ich
sage.«
    »Ich?«
Rocco beugte sich lachend vor. »Wer verdreht hier was, Ronnie?
Ich frag dich nur, warum du mich derart zum Narren halten willst bei dieser
Sache. Was hast du davon?«
    Strike sah
traurig zu Boden, als wolle er andeuten, dass er das unmöglich erklären konnte.
    »Und noch
was. Du erzählst mir, du arbeitest in diesem Lebensmittelladen, also gehe ich
rum und frage nach, und die Leute lachen mich aus, als sei ich der verdammte
Elmer und du der listige Bugs Bunny. Sie erzählen