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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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erzählt.«
    »Ja, und?«
Strike beobachtete, wie das Gebäck unter Rodneys Schnurrbart schrumpfte.
    »Ja, weil,
irgendwie ist das am weitesten vom letzten Wochenlohn entfernt, also sind alle
völlig abgebrannt, und irgendwie ist es der Anfang des Wochenendes, also ...«
    »Hmm ...«
Strike hörte nicht richtig zu, saß auf dem Beifahrersitz, hatte zehn Dollar in
der Gesäßtasche und rund zwanzigtausend in der Toys-R-US-Tüte auf seinem Schoß,
während Rodney über die roten Ampeln fuhr, als handle es sich dabei um
Stoppschilder.
    »Also, du
hast wieder Futon am Start?«
    »Ja, der
ist noch das geringste Übel.«
    Rodney
hatte den Cadillac vor dem Süßwarenladen stehen lassen und seinen Lieferwagen
genommen, einen rostigen Klotz mit zwei blanken Rahmensitzen vorn und hinten
nichts außer ein paar Limodosen, die auf dem nackten Boden hin und her rollten
und deren Rattern Strike verrückt machte.
    Strike
fand, dass Geld-für-Stoff-Geschäfte eigentlich Erroll Barnes' Angelegenheit
waren. Er hatte sich seitdem ununterbrochen deswegen gewundert, aber jetzt
wollte er nicht davon anfangen und zog es vor, im Unklaren zu bleiben. Er nahm
an, dass sie auf dem Weg zur O'Brien-Siedlung waren, wo Champ Hof hielt. Rodney
war Champs Offizier, so wie Strike es bei Rodney war, und Champ kontrollierte
das Ampullengeschäft in Dempsy, kaufte drei Kilo die Woche in New York,
streckte sie auf sechs und verteilte das Zeug dann an Rodney und fünf weitere
Unterleute. Die Kilos kosteten jeweils achtzehn Riesen, aber er verkaufte die
gestreckten sechs für jeweils fünfundzwanzig Riesen an seine Offiziere, ein
Profit von hunderttausend Dollar die Woche für ein paar Stunden Arbeit. Champ
hatte es geschafft. Er hatte sogar vier Babyrottweiler, die jeder nach einem
Bullen aus dem Fury benannt waren. Deshalb war er der Champ. Strike hoffte nur,
dass Rodney ihn im Wagen zurückließ, wenn sie nach O'Brien kamen, weil er nicht
wissen wollte, wo Champs Dopelager war. Er konnte gut ohne dieses Wissen
auskommen.
    Zwei
Blocks weiter wurde Rodney auf dem JFK von einem Junkie mit Einkaufstüten
herangewinkt. Rodney fuhr an den Straßenrand und linste aus dem Wagen, als der
Junkie mit glasigen Augen einen zugeklebten Karton zu Rodneys Begutachtung in
die Höhe hob.
    »Ein
Wasserfilter.« Seine Stimme verfiel in das mundfaule tiefe Grummeln, das man von
Zugeknallten kannte.
    Rodney
starrte das Bild des wasserfilternden Syphons auf dem Karton an, schnalzte mit
der Zunge, griff in die Tasche und zog ein fettes Bündel mit hauptsächlich
Hundertern heraus. Er zählte zehn Ein-Dollar-Scheine ab, warf den Karton nach
hinten in den Wagen, der Junkie murmelte etwas, das entfernt nach einem Dank
klang, und latschte davon.
    Rodney
fuhr weiter, grüßte seine Straßencrews wie ein General, und die Clockers
tänzelten auf der Stelle, winkten abwesend mit dem Arm, schlugen mit den
Fäusten in die offenen Handflächen, riefen seinen Namen, und ab und zu kam
einer an den Lieferwagen gerannt, um Rodney etwas zu fragen, darunter einer
seiner anderen Offiziere, der ihm sagte, er solle aufhören, in den Tag
hineinzuträumen, und lieber mal nach seinem verdammten Pager greifen, sie
hätten fast nichts mehr.
    Strike
kannte diese Clockers eigentlich nicht; sie arbeiteten auf dem Boulevard,
lebten in den Seitenstraßen, kümmerten sich nicht um das Geschäft in der
Siedlung, aber sie wurden auch nicht vom Fury belästigt, der nur in den
Sozialvierteln unterwegs war. Es kostete Rodney vier- bis fünftausend die Woche
an Schmiergeldern, um hier draußen den Absatz am Laufen zu halten. Strike
wusste, dass Rodney mit genügend Polizisten der verschiedenen Einheiten und
Schichten seinen Handel getroffen hatte, damit diese die JFK-Crews nicht
hochgehen ließen, solange die nicht weiter auffielen. Aber die im Fury nahmen
keinen Cent. Nicht, dass die Streife viel ausrichtete, wenn man es sich genau
betrachtete - eine Nacht mit zwei Clips Ausbeute war eine gute Nacht für sie.
Aber sie nervte trotzdem.
    Ein
Mädchen ging trippelnd den Gehsteig entlang, hielt mit dem Lieferwagen mit und
winkte Rodney zu, er solle anhalten. Das Schlurfen ihrer hochhackigen Sandalen
auf dem Pflaster klang, als schaufle jemand Schnee. Sie trug einen roten Bolero
mit wattierten Schultern und einen brokatbesetzten Pillenschachtel-Hut, aber
Strike bemerkte, dass sie dieses klebrige Lächeln einer Schlampe hatte, die
alles für eine Ampulle tun würde.
    Rodney
fuhr an den Rinnstein, und sie kam näher,

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