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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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eingehen, verstehst du? Du gibst dem Nigger
seine fünfzig Dollar, damit dieses Arschloch«, er bohrte seinen Finger in die
Tüte auf seinem Schoß, »nicht in einem verdammten Polizeischrank endet, und
damit er«, er griff sich zwischen die Beine, »in keinem Countyknast landet.
Verdammt, wie bist du überhaupt so weit gekommen?«
    Rodney
lächelte immer noch, war anderswo. »Hab ich dir erzählt, was letzte Woche
passiert ist? Ich bin von einer neuen Streife angehalten worden. Du weißt von
dieser neuen fliegenden Einheit, die sie haben? Ich denke, ich kenne diese
Arschlöcher nicht mal, he, Scheiße, was mach ich jetzt, ich hab derart viel
Feuerkraft in meiner verdammten Jacke, wenn die mich rankriegen, fahr ich
selbst mit diesem winzigen kleinen Clip mindestens drei Jahre ein, und diese
fliegende Einheit soll so was wie die verdammten Texas Rangers oder die
Ledernacken sein, weißt du? Ich weiß nicht mal, was ich sagen soll, ich hab
meine Flossen auf dem Wagen, dieser kleine, alte, rosa-äugige Weihnachtsmann
tastet an meinen Beinen hoch, kommt um meine Brust herum, verstehst du, so als
hielte er mich von hinten, und flüstert mir ins Ohr; >Ich will 'nen Cadillac
...< Einfach so.« Rodney fuhr lächelnd weiter. »Ich will 'nen Cadillac.«
    Strike
starrte ihn an und wartete auf die Fortsetzung.
    »Ich
musste ihm fünftausend Dollar geben, und er erwartet, dass ich ihm heute Abend
fünf weitere gebe. Danach werden er und ich uns was ausdenken, aber verdammt,
dieser kleine Zehnerpack hat mich tausend die Ampulle gekostet, ist das nich 'n
Ding?«
    »Und warum
schleppst du es heute wieder mit dir herum?« Strikes Stimme verfiel in ein
mürrisches Murmeln, und er dachte an den Cop, der daran arbeitete, sich einen
Cadillac zu verschaffen.
    Rodney
zuckte nur mit den Schultern. »Ich werd mit diesem Leben aufhören ...«
    »Häuser.«
Strike sagte das, um ihn zu verspotten. »Häuser. Du wirst es noch lernen.«
    Strike
wusste, warum Rodney die Ampullen bei sich hatte. Er war so sicher ein
verdammter Süchtiger, wie all die anderen glubschäugigen Drogensüchtigen da
draußen, süchtig danach, der Mann zu sein, der Mann, verdammt, wegen dieser
Ampullen war Rodney so was wie Gott. Er konnte keinen Raum betreten, ohne dass
sich irgendjemand vor Hoffnung und Freude überschlug. Er konnte keinen Raum
betreten, ohne dass jedes verlorene Kind darin in seine Richtung gezogen
wurde, als sei er eine Art Magnet. Und all das wegen der Ampullen: Die Ampullen
waren das A und O von allem. Und es war nicht allein das Geld, denn keiner
empfand das Gleiche bei einem Dieb oder einem Autoknacker, ganz egal, wie viel
sie auch einsackten.
    Und Rodney
laberte was von Häusern, Strike sah schon vor sich, wie Rodney den Glanz des
bösen Buben, des Ampullenkönigs aufgab, all diese Liebe aufgab, nur um
irgendein Hausbesitzer zu werden, der den Junkies wegen der ausstehenden Miete
auf den Fersen war, die sie bereits für Ampullen ausgegeben hatten, Geld, das
sie bereits dem neuen König gegeben hatten, der Rodneys Thron bestiegen hatte.
    Auch der
Kilo- und Unzenmann in der Stadt redete von Grundstücken und vom Aussteigen,
aber Strike wusste, dass sie alle voller Scheiße waren. Sie waren alle eiserne
Junkies, so wie Rodney, waren abhängig von ihrem Dealerleben, abhängig, es
außerhalb des Gesetzes zu schaffen, waren süchtig nach ihrem Status als
Straßenstars. Es war genau so, wie Strikes Mutter gesagt hatte, als sie ihren
großen Streit hatten: >Wie viel ist genug, wie viel Geld musst du machen, um
dich zurückzuziehen? Wen glaubst du, kannst du verarschen mit diesem Unsinn,
mich oder dich selber?<
    Während
Rodney den JFK entlangrollte, stellte sich Strike das Gesicht seiner Mutter
vor, sah wieder den harten Mund, die ungebrochene Überzeugung in ihren Augen.
Sie war sich ihres Wissens so sicher gewesen, dass sie nicht mal die Stimme
erhoben hatte. Nun, jetzt wusste er, dass sie recht hatte, wusste, dass er in
der Zwischenzeit nicht viel anders als Rodney geworden war, abhängig von den
Drogen, Anerkennung und Bewunderung. Strike fing gerade mal an.
     
    Jetzt
fuhren sie den Highway 1-9 entlang, auf der einen Seite Teppichlager,
Ausstellungsräume für Wasserbetten und Chinarestaurants, auf der anderen Seite
ein dunkler Park hinter einer niedrigen Steinmauer. Strike sah die Türme der
O'Brien-Siedlung etwa eine Meile vor ihnen, doch lange vorher bremste Rodney ab
und hielt hinter einem Ford Taunus mit New Yorker

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