Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
Vom Netzwerk:
für den Staat New Jersey. Ihm fiel ein, dass
Rodney gesagt hatte, ein Freund, der in der Druckerei arbeitete, habe ihm
hundert Blankokarten für zehn Dollar das Stück verkauft. Rodney verkaufte sie
wahrscheinlich für etwa fünfundsiebzig Dollar pro Stück weiter, und jeder, der
wusste, wie man mit einer Schreibmaschine umging, konnte sich so tausend Dollar
im Jahr an Vollkaskoprämien sparen.
    Strike
öffnete die Wagentür, um auszusteigen, aber dann fiel ihm ein, dass Rodney ihn
brauchte, um ein paar Unzen zu verschneiden und zu transportieren. Er setzte sich erschöpft wieder
und dachte: >Das letzte Päckchen, ich schwör's bei Gott.< Er starrte verträumt auf die pastellfarbenen
Spielanzüge in der Auslage: Vielleicht würde er nach alldem mit Kindern
arbeiten. Das brachte ihn auf den Gedanken, wie der Detective nach den Kindern
seines Bruders gefragt hatte. Strike versuchte, sich abzulenken, und begann,
die Ballons zu zählen, doch die riefen plötzlich die Erinnerung an einen Abend
wach - er war etwa acht gewesen -, als sein Vater aus der Kleiderfabrik in Secaucus
nach Hause gekommen war und mindestens fünfzig aufgepumpte Luftballons
mitgebracht hatte. Wie, wo und warum er sie gekriegt hatte, wusste niemand,
aber er hatte Strike und Victor mit all den Ballons ins Bad gesetzt, ins Bad,
weil es das kleinste Zimmer in der Wohnung war und weil die fünfzig Ballons
dann wie tausend aussahen, wie eine Welt voller Luftballons. Ihr Vater hatte
sie mit ihnen spielen lassen, und er und sein Bruder sprangen und schrien und
schlugen gegen die Ballons, rollten auf ihnen herum, ließen sie platzen, und
Strike erinnerte sich, dass er beinahe hysterisch vor Freude gewesen war, bis
Victor ausrutschte und sich das Kinn an der Badewannenkante aufschlug; da war
das Spiel vorüber, und seinem Bruder lief Blut über die Unterlippe, sein Vater
kam hereingestürmt und griff wütend nach den Ballons, quetschte sie einen nach
dem anderen durch das kleine Badezimmerfenster und brüllte: »Ihr Blagen müsst
lernen, richtig zu spielen!« Und Strike erinnerte sich, dass ihm trotz allem sein Vater
am meisten leidgetan hatte, als er sah, wie er all den Ballons nachschaute, die
frei davonschwebten und hoch über die Siedlung hinweg auf ihrem Weg über den
Hudson River segelten.
    Strike sah in Richtung der Roosevelt-Blocks, dachte
wieder an seinen gescheiterten Versuch, Buddha Hats Namen preiszugeben, und
redete laut vor sich hin. »Ich hab's versucht, Mann.«
    Rodney kam zum Wagen zurück und ließ sich auf den Sitz
fallen. Seufzend zählte er ein kleines Bündel Zwanziger und lehnte sich dann
zurück, um das Geld in die Hosentasche zu stecken.
    »Hab ich dir je von dieser Sache mit den
Versicherungskarten erzählt, die ich da am Laufen hab? Ja, ich sollte dich
daran beteiligen. Wie wär's, ich verkauf dir fünfzig Karten für fünfzig Dollar
das Stück, Scheiße, die kannst du hier draußen für hundert oder so verkaufen.
Was hältst du davon? Na, war das nicht was für dich?«
     
    Rodney fuhr Strike zu seinem Wagen und quatschte ihm
die Ohren über diesen neuen Deal voll, doch Strike hörte überhaupt nicht zu,
genoss seine heimliche Entscheidung, zu verschwinden, und fragte sich, wohin er
ziehen sollte. Jersey City? Elizabeth? New York? Und was würde er dann tun?
Drogen verkaufen wahrscheinlich - der Detective hatte recht damit. Vielleicht
zog er auch nach Secaucus und arbeitete bei UPS. Arbeitete für Thumpers Onkel.
Haha.
    »Was ist denn jetzt ...« Rodney bremste etwa einen Block von Strikes Wagen
entfernt, und Strike sah, wie Erroll Barnes sich über Tyrone beugte und ihn
gegen das Heck des Accord drückte. Tyrone hatte Augen und Mund weit
aufgerissen, und Strike nahm an, dass der Junge wohl auf Erroll gestoßen sein
musste, als der wegen der neuen Lieferung vorbeigekommen war.
    Strike und Rodney sahen zu, wie Tyrone versuchte, sich
an Erroll vorbeizudrücken. Erroll rührte sich nicht, blinzelte den Jungen nur
von oben herab aus diesen erbärmlichen Schlitzen an. Tyrone schlüpfte an Erroll
vorbei und joggte dann scheinbar lässig die Straße hinauf, um seine eigene stinkende
Angst nicht zu zeigen. Als Strike ihm nachsah, bemerkte er, dass der Junge
immer noch eine Hand auf den Bauch presste, selbst beim Laufen.
    Rodney bog in die Einfahrt der alten Dame. Strike stieg
aus und setzte sich hinters Steuer seines eigenen Wagens, kurbelte das Beifahrerfenster
herunter und wartete darauf, dass jemand das Päckchen hineinwarf. Er sah in

Weitere Kostenlose Bücher