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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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Ordnung?«
    »Was?«
    »Hast du dich mit deiner Frau gestritten?«
    »Ich? Noch nicht.«
    Rocco schaltete die Fünf-Uhr-Nachrichten ein; ihm ging
auf, dass er schon seit Tagen nicht mehr mit Mazilli über Victor und Strike
gesprochen hatte. Rocco stellte sich vor, wie er alles vor seinem Partner ausbreiten,
seine Handlungsweise Schritt für Schritt erläutern und sich dafür starre Blicke
und langes Schweigen einhandeln würde. Krampfhaft versuchte er, wieder zu sich
zu kommen.
    »Maz, geh'n wir essen, wenn unser Freund hier fertig
ist?«
    Mazilli nippte an seinem Kaffee. »Nein, ich hab noch
was zu tun. Ich muss unseren Freund verhaften.«
    »Welchen Freund?«
    »Rodney Little.«
    »Und weswegen?«
    Mazilli verzog das Gesicht. »Jo-Jo Kronic hat
angerufen. Vor ein paar Tagen haben sie ein paar Jungs aus Delaware geschnappt,
die hatten gerade zwei Unzen von Rodney gekauft. Diese Idioten hatten wohl
Hunger, also sind sie mit ihren Delaware-Nummernschildern und Autotelefon beim
>Hambone's< vorgefahren. So unauffällig wie 'ne Leuchtreklame. Na egal, die
Jungs haben Rodney verpfiffen, und Jo-Jo hat sie gezwungen, mit 'nem Spitzel
'nen weiteren Kauf einzufädeln, und jetzt will er, dass wir den Typen
schnappen. Er meint, bei mir kommt Rodney friedlich mit, weil wir so gute
Freunde sind.«
    »Yo, können Sie mal auf Kanal sieben umschalten?«,
sagte der Killer und sah Rocco durchdringend an.
    »Der soll seine beschissenen Verhaftungen doch selber
machen«, sagte Rocco und schaltete um.
    »Weißt du, was ich glaube, worum es geht? Jo-Jo will
bloß nicht, dass Rodney erfährt, wer dahintersteckt. Rodney hat wahrscheinlich
was gegen ihn in der Hand, und er will nicht, dass er vielleicht nachher
auspackt.«
    Rocco unterdrückte ein Gähnen. »Und wozu das Ganze?«
    »Vielleicht hat Rodney ihn genervt, seine Zahlungen
eingestellt oder so was. Und jetzt zahlt er es ihm heim, alles reine Schikane.
Ist schon okay, macht mir nichts, wenn ich bei diesem rosaäugigen Arschloch was
gut habe.« Mazilli stellte seinen Kaffee ab. »Willst du mitkommen?«
     
    Montagabend gegen sechs Uhr, nur wenige Minuten nachdem
Strike von seinem Treffen mit Jo-Jo zurückgekehrt war, kam ein riesiger weißer
Kerl in Rodneys Laden gewatschelt. Der Kerl arbeitete als Barkeeper in
Greenwich Village, und Strike wusste, dass er jetzt die letzte Unze loswerden
würde.
    Strike verließ den Laden mit weichen Knien, um den
Stoff aus Hermans Wohnung zu holen, und atmete die Freiheit in der Abendluft.
Aber schon nach ein paar Schritten hörte er, wie Rodney seinen Namen rief. Als
Strike sich umdrehte, hielt Rodney zwei Finger hoch - ihr Zeichen, die Unze zur
Hälfte mit reinem Abführmittel zu strecken -, und Strike fiel beinahe auf die
Knie vor Verzweiflung. Wenn er tat, was Rodney wollte, hatten sie immer noch
eine halbe Unze.
    In seinem Zimmer in Hermans Wohnung saß Strike da und
starrte die unverschnittene Unze, die braune Flasche und die Balkenwaage an,
sinnierte, wie die Dealerei seine Nerven ruinierte, und dachte: >Scheiß
drauf.< Er packte die Waage und das Abführmittel wieder in die Schublade und
verließ das Zimmer mit der unverschnittenen Unze. Er wusste bereits, welche
Lüge er Rodney auffischen würde.
    Zwanzig Minuten später standen Strike und Rodney hinter
der Süßigkeitentheke und sahen schweigend zu, wie sich der riesige Barkeeper
über eine Mülltonne beugte, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite vom
Laden stand, und das Päckchen herausfischte, das Strike auf dem Rückweg von
Hermans Wohnung dort nachlässig hatte hineinfallen lassen.
    Während der Barkeeper zu seinem Wagen ging, spürte
Strike, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss.
    »Ja, also, das war's dann wohl«, sagte er.
    Rodney warf seinem kleinen Sohn, der in dem leeren
Laden her umwatschelte und an einer der Billardkugeln lutschte,
einen düsteren Blick zu.
    Strike war
sich nicht sicher, ob Rodney ihn gehört hatte. Er trat vor die Theke. »Das
war's, okay?«
    »Was
meinst du damit, das war's?«, sagte Rodney.
    »Wir haben
nichts mehr. Nichts mehr da.« Strike bemühte sich, ruhig weiterzuatmen.
    »Ja?«,
sagte Rodney sanft. »Wir haben nicht noch 'ne halbe Unze übrig?«
    »Scheiße,
Bestandskontrolle gehört wohl nicht gerade zu deinen starken Seiten, was?« Das
Grinsen, das er zu unterdrücken versuchte, breitete sich immer weiter in seinem
Gesicht aus.
    Rodney
starrte ihn gedankenvoll an. »Wir haben nichts mehr, hmm?«
    »Ja, also,
ich geh jetzt.« Strike trat von

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