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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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alles,
was du für die Wohnung gespart hast, in die du ziehen wolltest. Es sei denn,
ich meine, hilft dir dein Bruder wenigstens mit der Kaution aus? Soweit ich das
sehe, macht er da draußen gutes Geld. Also, kümmert er sich um
deine Kaution? Tut er überhaupt was für dich?«
    »Das ist
nicht seine Sache.«
    Jimmy fuhr
sich mit dem Daumen über die Kehle und schüttelte dann den Kopf.
    »Schau,
ich sag dir mal was. Ich hab zwei-, dreimal mit ihm geredet, und weißt du was?
Er scheint sich nicht allzu sehr für diese ganze Situation zu interessieren. Er
ist derart gleichgültig, dass es mir vorkommt, als hätte er sich bereits damit
abgefunden, dass du die dreißig Jahre für ihn absitzt. Ich weiß nicht,
vielleicht glaubst du, er wird im letzten Augenblick mit der Wahrheit
rausrücken, oder vielleicht glaubt er, du kommst mit dieser Notwehrgeschichte
durch, aber ich schwöre, was immer ihr Jungs vorhabt, es wird nicht funktionieren.
Auf gar keinen Fall.«
    Victor
schüttelte den Kopf und zeigte die Zähne.
    Jimmy
beugte sich vor, und die vorderen Beine seines Stuhls knallten auf den Boden.
»Okay, Detective.«
    Rocco
machte weiter. »Wenn du es schon nicht für dich tun willst, dann wenigstens für
deine Kinder. Sie werden so lange ohne Vater sein, dass es überhaupt keine
Rolle mehr spielt, wer du bist,
wenn du wieder rauskommst.«
    »Genug!«
Jimmy hielt eine Hand hoch, als ein hoher Ton aus Victors Kehle drang.
    Rocco sah,
dass Tränen in den Augen des Jungen glitzerten.
    Jimmy nahm
seine Hand herunter und blätterte fahrig in seinen Papieren. »Ich denke, das
Gespräch ist beendet.«
    »Nein, ich
hab noch was zu sagen«, verkündete Victor und stand auf.
    »Victor,
ich rate dir -«
    »Nein, ich
will reden. Ich will etwas sagen.« Victor setzte sich wieder hin und schien
sich zu sammeln. »Mir ist klar, was Sie vorhaben. Sie wollen doch bloß meinen
Bruder. Also, okay, ich sag
es Ihnen ein letztes Mal. Nicht mein Bruder war dort, sondern ich. Es war Notwehr, okay? Es war Notwehr. Damit kann ich
leben. Das hab ich Ihnen gesagt«, er deutete auf Rocco, »und ich hab's Ihnen
gesagt«, er zeigte auf Jimmy.
    »Ja?« Rocco beugte sich vor. »Warum hast du dann diesem
Gespräch zugestimmt? Was wolltest du mir sagen, Victor? Warum bin ich hier?«
    »He, Rocco, das war's.«
    Rocco ignorierte Jimmy und starrte
Victor an.
    »Das Gespräch ist beendet, Rocco.«
    Victors Gesicht verschwand wieder hinter seinen Händen.
    »Beendet, Jimmy? Gut. Schalt das Band ab. Schalt es
ab.«
    Rocco machte keinerlei Anstalten aufzustehen. Jimmy
zögerte, drückte dann aber die Stopptaste des Recorders.
    »Das Gespräch ist beendet? Fein. Ich bin nicht mal
hier. Aber ich muss dich noch was fragen, Victor, und ich schwör vor euch
beiden, dass das ganz allein für mich ist und dass ich deinen Bruder niemals wegen dem festnehmen werde, worauf ich jetzt eine
Antwort haben will. Sag mir die Wahrheit, und es ist so, als wenn ich sie nie
gehört hätte, verdammt. Nur für mich. Du willst deinen Bruder schützen? Gut. Du
hast gehört, was ich dir versprochen habe. Jetzt sag mir endlich die Wahrheit:
Hat dein Bruder Darryl Adams ermordet?«
    »Himmelherrgott, Rocco!«
    Victor sah Rocco kurz in die Augen, schüttelte traurig
den Kopf, stand auf und verstaute die Zigarettenschachteln in seinem Hemd,
seinen Ärmeln und seinen Socken. Er ließ die Zeitschriften liegen und ging zur
Tür, während Jimmy die Wache antelefonierte, um aus dem Besprechungszimmer
gelassen zu werden.
    »Okay, sag mir nur eins«, sagte Rocco leise, sprach mit
sich selbst. »Wann hat er dir die Waffe gegeben? Samstag, richtig? War es Samstag?«
    »Was hab ich dir gesagt, du blöder Hund!«, brüllte Jimmy Rocco an, als die
beiden vor dem Gefängnis standen, die einzigen menschlichen Wesen im Umkreis
von mehreren Blocks. »Jetzt sieh dir an, was du angerichtet hast. Ich hab dich
am Arsch, ich hab dich auf Band, wie du schnatterst wie eine Ente, du Wichser.
Sag mir, was ich jetzt machen soll, Rocco.«
    Jimmy starrte ihn wütend mit offenem Mund an.
    »He, du musst tun, was du tun musst...« Rocco kam sich
vor, als sei er da und auch wieder nicht, alles war so unwirklich wie eine menschenleere
Innenstadtstraße an einem Sonntagnachmittag. »Ich bin zu dir gekommen, richtig,
Jimmy? Ich bin ein großer Junge. Ab und zu muss man seinem Instinkt folgen,
weißt du? Schließlich gibt es noch etwas anderes als Regeln und Vorschriften.
Deswegen hab ich's getan.«
    »Du bist deinem Gefühl

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