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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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Unbeeindruckt von Rodneys Wut
knuddelte der Beamte das Baby. Eigentlich sollten die Beamten die Höhe der Summe
von den diensttuenden Richtern erfragen, aber viele Richter wollten erst
nachher etwas damit zu tun haben, vor allem, weil sich die Beamten viel besser
mit den Formularen auskannten.
    »Rodney, willst du telefonieren?« Mazilli schaukelte
den Jungen. »Das Geld organisieren?«
    »Nein. Scheiß drauf. Ich werd die Nacht in eurem
verdammten Käfig verbringen, und morgen reduzieren sie die Kaution sowieso auf
zehn Prozent. Los, Mazilli, sag schon, wer mich reingelegt hat. Mein verdammtes
Kind kommt ins Heim, also, wer zum Teufel steckt dahinter?«
    Mazilli gab keine Antwort, konzentrierte sich
stattdessen auf das Kind und schien mit seinen Gedanken völlig woanders zu
sein.
    »Ja, sag's mir besser nicht.« Rodney sah Rocco
unverwandt an. »Halt mich vor einem Mord zurück.«
    Rocco lachte. »Sag uns das doch nicht schon vorher, Mann, das verdirbt einem doch den ganzen Spaß an der
Sache.«
    Als sie die Treppen hinuntergingen, kam ihnen die
Sozialarbeiterin entgegen. Die rothaarige Italienerin begann sich sofort
darüber zu beklagen, dass sie sich gerade zum Essen mit ihrer Familie hatte
hinsetzen wollen, als der Anruf gekommen war; als Rodney sie mit hasserfüllten
Augen anglotzte, dachte Rocco erneut an die Möglichkeit einer Schlägerei im
Treppenhaus. Einen Moment später tauchte auch noch die Mutter des Babys direkt
hinter der Sozialarbeiterin auf. Sie war jung und stämmig, trug einen silbrigen
Overall, und ihr Haar war in Zöpfe gelegt, die in bernsteinfarbenen Perlen
endeten.
    »Wo, zum Teufel, warst du?«, brüllte Rodney über den Kopf
der Sozialarbeiterin hinweg, und die Sozialarbeiterin warf einen mörderischen
Blick in die Runde, jetzt, wo sich die ganze Sache auch noch als falscher Alarm
entpuppte.
    »Er hat Revier Ost gesagt.« Ihre Stimme klang scharf
und wütend, als wollte sie sich über laute Musik hinweg Gehör verschaffen.
    »Ich sagte West, Carol«, sagte Mazilli und lächelte freundlich.
    Carol kam die Treppe heraufgestapft, stieß die
Sozialarbeiterin grob beiseite und griff sich das Kind.
    »Ja, Knast, da gehörst du auch hin.« Sie drehte sich um
und marschierte die Stufen hinab.
    »Ja«, sagte Rodney. »Ich geh in den Knast. Ich geh
überallhin, Hauptsache weg von dir.«
    Während Rodney den beiden Detectives voranging, zuckte
Rocco der Sozialarbeiterin gegenüber mit den Schultern. »Tut mir leid.«
    Auf der Fahrt zum Gefängnis dachte Rocco über Rodney
nach, der als der am meisten gefürchtete Mann von Dempsy galt. Und dieser Ruf
kam mit Sicherheit nicht von ungefähr. In der vergangenen Stunde hatte sich
Rodney auf ein paar dunkle Äußerungen beschränkt, doch Rocco spürte den blinden
Hass dicht unter der Oberfläche, einen Hass, der so tödlich und unabwendbar
sein konnte wie eine Naturgewalt. Jede Menge Leute auf der Straße versuchten,
einen mörderisch gefährlichen Eindruck zu erwecken, aber nur wenige waren es wirklich, und als Rocco Rodneys starres
Gesicht im Rückspiegel sah, dachte er über einen Plan nach, wie er diese Wut
für sich nutzen, wie er den unausweichlichen Feuersturm lenken konnte, damit
der sich auf Strike richtete, dessen Haus niederbrennen und ihn schutzsuchend
zu dem einzigen Freund flüchten lassen würde, den er auf der Welt noch hatte
... Rocco Klein.
     
    Strike konnte nicht sagen, warum, aber statt den Rest
seines Geldes zu holen und zu verschwinden, ertappte er sich dabei, wie er auf
die Bänke zuging. Das war vollkommen idiotisch, vor allen Dingen mit den
siebentausend Dollar in der Tasche, aber so war es nun mal. Vielleicht tat er
es ja nur, um einen letzten Blick auf die Szene zu werfen, den Leuten und
seinen Jungs auf Wiedersehen zu sagen. Vielleicht würde er ja sogar zu seiner
Mutter hinaufgehen und etwas Geld für Victors Kinder dalassen.
    Der Anblick seiner Crew, die um den Halbkreis der Bänke
herumlungerte, erfüllte ihn mit großer Erleichterung, und nur der Gedanke, wo
Andre sich wohl aufhalten mochte, ließ leises Unbehagen in ihm aufkommen. Aber
selbst das war nicht allzu schlimm: Es war halb sieben, und Andre war
wahrscheinlich auf dem Weg zur Arbeit, um seinen Nachtdienst von acht bis vier
Uhr früh anzutreten.
    »Was sitzt ihr alle rum?« Strike versuchte, leicht
wütend zu klingen.
    »Es gibt keinen Stoff heute Abend.« Futon saß auf
Strikes Platz und machte auf cool. »Rodney ist eingelocht worden.«
    Strike spürte, wie sich

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