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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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fertig habe, sonst kommt er ins Heim.
Okay? Ja, bye.« Mazilli legte auf. »Sie sagt, du sollst ihn mitnehmen, sie holt
ihn auf dem Revier ab.«
    Rodney hob
seinen Sohn auf die Schultern und zischte vor Wut. »Wer steckt hinter dieser
Scheiße, Mann? Wer hat mich reingelegt?«
     
    Strikes
zweiter Halt auf dem Weg in die Freiheit war Herman Browns Wohnung. Nachdem er
den Safe in der Wohnung mit den verrückten alten Leuten und dem Behinderten
leergeräumt hatte, hatte er jetzt siebentausend Dollar bei sich. Er fühlte sich
irgendwie schuldig, ihnen verschwiegen zu haben, dass es nächsten Monat kein
Geld von ihm für die Miete geben würde, aber vielleicht hätten sie es
weitererzählt, und im Nu wäre das Gerücht in Umlauf gewesen, dass er
irgendetwas vorhatte. Strike fuhr langsam den Boulevard entlang, dachte: >Außerdem
kriegen sie das Geld doch bloß dafür, dass sie verstunkene Irre sind, ist doch
nicht so, als hätten sie je was für mich getan.<
    Strike
wusste nicht genau, ob er bei Herman auch Geld gebunkert hatte, aber er wollte
die Balkenwaage holen und den ganzen Drogenmist wegschmeißen, seine Spuren
restlos beseitigen. Außerdem wollte er noch einmal nach der verdammten Waffe
sehen. Vielleicht war sie in einer anderen Schublade oder vielleicht in dem
Safe unterm Bett. Der Safe: Den müsste er auch mitnehmen. Vielleicht konnte er
Safe und Waage verkaufen, bevor er die Stadt verließ, noch ein paar Dollar
zusätzlich machen.
    Wenn er
bei Herman ausgeräumt hatte, würde er den Rest seines Geldes holen, weitere
fünfzehntausend aus zwei weiteren Wohnungen, und dann endgültig verschwinden
...
    Doch
während er den JFK entlangfuhr und sich einzureden ver suchte, er würde den Boulevard niemals wiedersehen, fragte
er sich, was zum Teufel er eigentlich tat, ob er denn wirklich vorhatte, irgendwo
anders ein neues Leben zu beginnen. Dempsy, das war seine Welt, Dealen sein
einziges Erfolgserlebnis - brachte es nicht einfach nur noch mehr Ärger, wenn
er sich ohne einen guten Grund davonmachte?
    Strike sah eine Menschenmenge und einen Krankenwagen
vor Hermans Haus. Er drosselte das Tempo und fuhr langsam weiter, bis er zwei
Sanitäter sah, die etwas die Stufen vom Haus heruntertrugen, das in einen
orangefarbenen Leichensack verpackt war. Hinter der Bahre erkannte er die
fünfzigjährige Asiatin, und Strike verstand: Herman. Er trat aufs Gas und
fragte sich, ob er an Altersschwäche gestorben war oder vielleicht bei einem
Einbruch einen Herzanfall erlitten hatte, fragte sich, was mit all den schönen
alten Hüten geschehen würde, versuchte sich daran zu erinnern, ob noch Geld da
oben war, wahrscheinlich nicht, nur die Balkenwaage für fünfundneunzig Dollar
und vielleicht die Waffe, die ihn dreihundertfünfundneunzig gekostet hatte. Und
der billige Safe von Sears, aber alles war ersetzbar, und vielleicht war das so
eine Art Zeichen, endlich zu verschwinden, und Strike dachte wieder an
Klassenzimmer und schnelle Handgelenke, hatte wieder die vage Vorstellung, mit
Kindern zu arbeiten, und er stellte sich vor, wie Tyrones Mutter eines Tages
mit Tränen in den Augen zu ihm kommen und sagen würde: »Verdammt, hab ich mich
in dir getäuscht!«
     
    Rodneys Freundin hatte sich auf dem Revier nicht
blicken lassen, und nach einer halben Stunde Wartezeit war Mazilli nichts
anderes mehr übriggeblieben, als nach einer Sozialarbeiterin zu telefonieren.
Er hatte sie angewiesen, das Kind beim Erkennungsdienst abzuholen, Rodneys
nächstem Halt auf dem Weg ins Gefängnis.
    Beim Erkennungsdienst hatte Mazilli das Kind gehalten,
während Rodney sich selbst die Fingerabdrücke nahm. Damit Rodney die Kleidung
des Kindes nicht mit Tinte beschmierte, hatte Mazilli auch angeboten, den
Jungen die zwei Stockwerke zum Schalter des Kautionsbeamten hochzutragen. Rodney
wurde bei jedem Schritt mürrischer und verkrampfter; Rocco hatte sich gefragt,
ob der Typ gleich in die Luft gehen und sie mitten auf der Treppe in einen Ringkampf
verwickeln würde.
    Jetzt stand Rodney vor dem vergitterten Fenster,
wischte sich die Tinte mit einem Kleenex von den Händen, während der Beamte das
Verhaftungsprotokoll und das ellenlange Vorstrafenregister überflog.
Schließlich räusperte sich der Beamte, schob seine Brille zurecht und
verkündete: »Hot Rod Rodney Little. Fünftausend Dollar, das ist deine Kaution,
du böser Mann.«
    »He, leck mich, du Arschloch. Tu deine verdammte
Arbeit, und ruf endlich den Richter an.«
    »Fünf Riesen, Chef.«

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