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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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gefolgt.«
    »Exakt.«
    »Nein, nein, komm schon, Rocco.«
    »Stimmt, das war's nicht allein. Es ist einfach meine
Erfahrung, die mir sagt, dass dieser Junge es nicht getan hat. Ich hab's heute
vermasselt, aber ich weiß...«
    Jimmy sah sich um, knöpfte sich die Hose auf und
steckte sich sein Hemd ein. »Rocco, Rocco.«
    »Jimmy, du solltest mit der Familie des Jungen reden.
Der Junge hat doch sein ganzes Leben lang am Abgrund gestanden ...« Rocco
verstummte und dachte über etwas nach, was Victor gesagt hatte. »He, Jimmy,
>Notwehr, damit kann ich leben< ... Was hat er damit nur gemeint?«
    »He, Mann, die Befragung ist vorüber.« Jimmy zog seinen
Gürtel wieder zu, griff nach seiner Aktentasche und ging davon.
     
    Als Rocco in der Mordkommission in dem Schrank mit dem
Bürobedarf herumwühlte und nach einem Notizblock suchte, stieß er auf ein paar
Miniflaschen Wodka aus dem Shaft-Spirituosenladen hinter der Flasche
Pennerwein, die für Zeugen reserviert war. Eine halbe Stunde später saß er
allein im Büro, spielte mit den leeren Fläschchen herum und dachte bei sich,
dass sie die genaue Form und Größe wie die Kaliber .50-Patronen hatten, die
irgendein Waffennarr drei Tische weiter hinten aufgebaut hatte. Rocco stellte
sich vor, wie es wohl gewesen wäre, wenn er Jimmy Newton die Aktentasche mit
dem Band entrissen hätte. Aussage gegen Aussage. Er drehte den Verschluss der
letzten Flasche auf, hörte sich selbst sagen, dass er Strike niemals festnehmen
würde, wenn Victor ihm nur die Wahrheit sagte. War er denn vollständig
verblödet?
    Aber trotzdem, was meinte der Bursche mit >Notwehr,
damit kann ich lebenlangen inneren Ringens, aber Rocco wusste nicht, was sie bedeuten sollten.
    Rocco sah auf die Liste mit den Telefonnummern.
Abgesehen von der Nummer von Victors Mutter und vom >Hambone's< war noch
keine der anderen Telefonnummern überprüft worden. Rocco zerknüllte die Liste
und warf sie in den Papierkorb, dachte darüber nach, hinterherzuspringen, und
brütete darüber, ob es nicht besser war, wenn er noch vor Prozessbeginn seinen
Abschied einreichte. Zum Prozess würde es nicht vor dem nächsten Frühjahr
kommen: Er hatte im Herbst seine zwanzig Dienstjahre voll, und dann brauchte er
sich keine Sorgen mehr darüber zu machen, zur Streife zurückversetzt zu
werden. Er hatte sowieso vorgehabt, den Hut zu nehmen, also worin bestand das
Problem? Auf diese Weise würde er der Staatsanwaltschaft den Fall versauen und
einen unschuldigen Burschen retten, ohne sich selbst Schaden zuzufügen. Und
wenn Jimmy Newton ihn im Zeugenstand zur Sau machen würde, na wenn schon? Wen
kümmerte das?
    Rocco warf einen Blick auf den Kalender auf seinem
Schreibtisch, zählte die Wochen bis September, Oktober, und rief dann in einem
Anfall von Überschwang zu Hause an.
    »Patty, hör mal, hab ich dir überhaupt schon mal
gesagt, wie sehr ich dich liebe, dich und das Baby? Ihr seid die wichtigsten
Menschen in meinem Leben, weißt du das?«
    Selbst in Roccos Ohren klangen die Worte blechern und
hohl. Patty wartete ein paar Sekunden mit der Antwort, und Rocco nahm an, dass
sie sich fragte, ob er blau sei.
    »Das ist nett von dir«, sagte Patty schließlich.
    »Lass mich mal mit Erin reden, gib mir mal Erin.«
    Erin kam ans Telefon und klang zerstreut, als sei sie
mitten in einer komplizierten Sache. »Daddy...«
    »Hallo, Liebling«, sagte er. »Was tust du gerade?«
    »Der Woff hier. Verstecken, Daddy. Verstecken.«
    »Der Woff«, wiederholte Rocco. »Meinst du den Wolf?«
    »Verstecken!«
    Sein Telefon begann zu läuten. Jemand anderer auf
Leitung zwei. »Bleib bitte dran, Süße.« Er stellte das Gespräch um und betete,
dass es nichts Geschäftliches war.
    »Mordkommission ...«
    Rocco hörte Atmen und Straßenlärm: jemand an einem Münztelefon.
Aber der Anrufer blieb stumm.
    »Mordkommission«, sagte Rocco erneut und wurde
ungeduldig. »Buuh, Bu ... Buuh ...«
    Ein junger Schwarzer, der in Babysprache lallte.
    »Buuhu ...« Es folgte ein erschöpfter Seufzer, dann ein
Klicken. Der Anrufer hatte aufgelegt.
    Rocco runzelte die Stirn. Das war ein Stottern gewesen,
kein Babygelalle. Er erhob sich von seinem Stuhl, vergaß seine Tochter auf der
anderen Leitung, und er war sich sicher: ein gottverdammtes Stottern.
     
    SPUCK'S
AUS
     
    Den Rest
der Lieferung abzusetzen dauerte ewig. Am Sonntag, als Strike seinen Anruf
versaut hatte, hatten sie noch drei Unzen gehabt,

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