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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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aus Vermont,
ich weiß nicht mal, wo Vermont liegt. Alles, was ich weiß, ist, dass ich von
Papi ein Kilo kriege, das so gut ist, dass ich es dreimal strecken und immer
noch die Unze für neunhundert Dollar verkaufen kann. Und das verdammte Kilo
ist außerdem billiger als der gestreckte Scheiß von Champ.« Rodney rülpste und
blinzelte in den Kühlschrank. »Champs Sache sind Ampullen, also mach dir wegen
Champ keine Sorgen.«
    Strike
ließ die Stirn auf die Handfläche sinken. »Du kannst doch keinen Stoff nach
Dempsy bringen und ihn da verkaufen. Champ macht dich alle.«
    »Wer sagt
denn, dass ich ihn hier verkaufe?«
    »Nun, wo
verkaufst du ihn dann?«
    »Außerhalb.«
    »Wo?«
    »Ich hab
einen Partner.«
    Strike gab
auf: Niemand erzählte einem was, außer dem, was sie einen wissen lassen
wollten, und selbst dann war noch nicht gesagt, ob sie einem die Wahrheit
erzählten.
    Rodney
nahm eine lange Schürze von einem Haken an der Küchenwand, drapierte sie über
seine nackte Brust, suchte überall herum, griff in die Hängeschränke und kam
dann mit einem großen Edelstahl-Wok, einem braunen Glas mit Laktose, einem
Schneebesen und einer Lage Frischhaltefolie ins Wohnzimmer.
    Er setzte
sich Strike gegenüber hin, stellte die Utensilien auf einen Kaffeetisch. Er
rieb sich sein Gesicht und lehnte sich zurück, seine Arme über die ganze Breite
der Couch ausgestreckt. Strike ließ seinen Blick durch das Zimmer schweifen:
tiefblaue dicke Teppiche, dunkelbraune Vorhänge, drei übereinandergestapelte
Fernseher, von denen mindestens zwei kaputt aussahen, in Plastik gehüllte
Stehlampen mit Figurinen und mit wildlederähnlichen, plissierten Schirmen,
Fotos von Abschlussfeiern, Hochzeitsfotos und Diplome, ein Plastik-Jesus, der
einem sein Herz entgegenstreckte, ein ein Meter zwanzig großer rosaroter
Panther, der in einer Ecke stand wie ein Jahrmarktgewinn - aus irgendeinem
Grund auch in Plastikfolie eingeschlagen - und schließlich ein kleiner
Minibarkühlschrank, von dem Strike annahm, dass er Stoff, Schnaps, Geld,
Knarren oder nichts enthielt. Das ganze Zimmer weckte in Strike den Wunsch, mit
seinem Kopf die nächste Fensterscheibe zu zertrümmern, nur um Luft zu kriegen.
    Rodney
beugte sich plötzlich vor, sah auf seine Uhr. »Weißt du, was mit einem meiner
Jungs draußen passiert ist?«
    Strike
schwieg, dachte an Killer aus Newark, an Erroll Barnes, Champ, Vergeltung.
Vielleicht war Rodneys neue Dealerei cool, solange er sein Spiel außerhalb der
Stadt trieb. Trotzdem kam ihm das Ganze gefährlich kurzsichtig vor, und Strike
spürte, wie sein Stottern zurückkam, obwohl er nichts zu sagen hatte.
    »Dieser
Junge, so etwa vierzehn? Seine Freundin hat ihn sitzenlassen, also schüttet er
sich Putzmittel in ein Glas Milch, sie bringen ihn ins Krankenhaus, und nach
wem verlangt er, nach seiner Mutter? Himmel, nein, er ruft nach mir. Ist das
nich n Ding? Rief mich als Ersten an. Ich bin dann da hin und wollte ihm den
Arsch aufreißen, sich wegen einer Dreizehnjährigen fast umzubringen. Ich hab zu
ihm gesagt, mit einem Idioten wie dir mach ich keine Geschäfte mehr, lern
besser erst 'n paar Dinge, wenn du mit mir weitermachen willst. Ruft mich der
Bursche glatt als Ersten an ...« Rodney legte eine Hand vor den Mund, um ein
befriedigtes Grinsen zu verbergen.
    »W-wozu
hast du mich hergebracht, Rodney?« Strike hatte das Gefühl, als hole er durch
einen zusammengepressten Strohhalm Luft. »Was ist los, i-ich m-meine ...« Seine
Lippen flatterten, pressten sich zusammen, und Strike beließ es dabei. Zu viel
Mühe.
    Es klopfte
leise an der Tür, und Rodney sprang auf die Beine. Die Schürze, die um den
Bauch herum nicht zugebunden war, wehte wie ein ein Meter fünfzig großes
Schlabberlätzchen vor ihm her.
    Rodney
öffnete Erroll Barnes die Tür, und der kam ins Wohnzimmer geschwebt, als
besäße er keine Füße. Sein zerfurchtes Gesicht schien so groß wie ein Ballon,
und Strike, der ihn noch nie von so nahem gesehen hatte, nicht einmal in einem
Raum mit ihm gewesen war, saß wie erstarrt da. Erroll sah Strike nur eine
Sekunde lang an und warf Rodney einen Blick zu, um sich bestätigen zu lassen,
dass alles in Ordnung war.
    Rodney
zuckte mit den Schultern, und Erroll zog einen Ein-Liter-Tiefkühlbeutel voller
Koks aus der Jacke, legte ihn auf den Kaffeetisch, sah noch einmal zu Strike
herüber und verließ das Haus, und Rodney sagte ein leises »in Ordnung« an der
Tür.
    Strike
hatte das Gefühl, als sei Erroll noch immer

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