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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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nie über den Weg lief, obwohl sie nach wie vor in der Siedlung wohnte.
Er sah auch seinen Bruder nie. Vielleicht machten sie Umwege, um ihn zu meiden,
kamen und gingen immer zum anderen Ende der Siedlung hinaus. Aber wollte er
andererseits, dass seine Mutter sah, wie er die Geschäfte beaufsichtigte?
    Vielleicht
bewies sie ihm nur, wie rücksichtsvoll sie war. Er hatte ihr gesagt, dass er
bald wieder mit der Dealerei aufhören und reich und ehrlich zu ihr zurückkehren
würde, aber jetzt auf einmal saß er hier vor dieser Jauchegrube mit einer .25er
im Schoß. Wie führte eins zum anderen? Rodney hatte einmal über John F. Kennedy
gesagt, dass dessen Familie das erste richtige Geld mit Schnapsschmuggel gemacht
habe, doch Strike konnte sich nicht vorstellen, dass ein amerikanischer
Präsident seine Karriere damit begonnen hatte, mit einer Waffe an der Rückseite
eines schmierigen Motels zu sitzen und darauf zu warten, einen Dealer aus dem
Hinterhalt zu erledigen, um dessen Platz einnehmen und mit Unzen dealen zu
können. Rodney hatte weiter über die Scheinheiligkeit der Weißen schwadroniert,
dass sie auf subtilere Weise noch dreckiger waren als irgendein schwarzer Bursche,
der auf der Straße zu überleben versuchte, doch Strike war es sehr
schwergefallen, dem zuzustimmen. Weißen Kifferabschaum und korrupte Cops sah er
jeden Tag, er hatte keine Schwierigkeiten, sie zu durchschauen, aber die mit
Schlips und Aktenkoffer schüchterten ihn ein.
    Strikes
Gedanken schweiften ab, er dachte daran, es in diesem Leben >zu
schaffen<, er versuchte sich auszumalen, wie er aussehen würde, wenn er es
geschafft hätte, aber er konnte sich kein Detail vorstellen, weder, was er in
der Hand halten, noch, welche Miene er dabei machen würde.
    Sein Vater
hätte es beinahe geschafft; jedenfalls hatte man ihm das erzählt. Strike hatte
immer geglaubt, die Geschichten seines Vaters, dass er gefragt worden sei, bei
>Kool and the Gang< mitzumachen, seien bierseliges Gelaber gewesen. Aber
etwa ein Jahr nach dem Begräbnis hatte Strike seine Mutter schließlich wegen
>Kool and the Gang< gefragt, und seine Mutter sagte, es sei die reine
Wahrheit gewesen: >Dein Daddy ist gefragt worden, und er hat wirklich abgelehnt<.
Doch nur weil seine Mutter gesagt hatte, dass es die reine Wahrheit war, musste
das nicht notwendigerweise stimmen. Vielleicht hatte sein Vater ihr auch etwas
vorgemacht.
    Strike
warf wieder einen zögernden Blick über den Parkplatz. Hinterhalt: Wem zum
Teufel machte er was vor? Da waren zwanzig, dreißig Leute in der Gegend,
Leute, die eine Etage höher direkt über seinem Wagen herumlungerten.
Hinterhalt: na sicher. Er hatte nicht den Mut, er hatte keinen Plan. Was, wenn
er Darryl nur verwundete, ihn ins Krankenhaus brachte. Vielleicht konnte er ihm
einfach nur sagen, dass Rodney ihn tot sehen wollte, dass er abhauen und sich
in Sicherheit bringen sollte.
    Check die
Sache ab. Check die Sache ab. Strike spürte, wie er immer mutloser wurde. Er dachte
wieder an seine Mutter, an sein Versprechen, reich und ehrbar zurückzukehren,
und schließlich begann er, sich ein wenig in Rage zu bringen, hasste Darryl
dafür, dass er ihm diese Veränderungen aufzwang. Strike umklammerte die .25er,
betete, dass Darryl einfach vor seiner Nase auftauchen würde und ...
    rums . Es
klang, als wenn jemand von der Galerie einen Holzklotz auf das Dach seines
Autos fallen gelassen hätte, und der Knall kam so plötzlich, dass Strike
aufjaulte wie ein Hund.
    rums . Ein
stämmiger weißer Kerl in Latzhose und einem >New York Jets<-T-Shirt
donnerte erneut mit der Faust auf das Dach des Accord, beugte sich dann herab
und presste sein Gesicht gegen die Scheibe auf der Fahrerseite. »Hallo ...« Er
wackelte mit den Fingern zum Gruß und grinste Strike in der zwanglosen Art
eines Cops an.
    Strike
ließ die Waffe zwischen seine Schuhe fallen und kickte sie unter den Sitz. Der
Cop ging weg und pflanzte sich auf Strikes Motorhaube, sah ihn nicht einmal
an, hockte bloß da und lächelte vor sich hin. Er pfiff und schaukelte, freute
sich über die Unruhe, die er auf dem Parkplatz auslöste - Autofahrer, die auf
den Platz kurvten, zögerten, dann den Rückwärtsgang einlegten und sich wieder
zurück auf die 1-9 davonmachten, Leute, die aus ihren Zimmern traten, sich
schnurstracks hinter verschlossene Türen zurückzogen.
    Strike saß
mit versteinertem Gesicht in seinem Wagen eingesperrt da. Er beobachtete einen
stämmigen spanischen Typ mittleren Alters, der aus

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