Price, Richard
einem anderen Körper wiedergeboren? Oder habe ich dann mit
der Quelle allen Übels in dieser Welt endgültig aufgeräumt?<«
Rocco
zwinkerte dem Schauspieler zu, schätzte sein Interesse ein: Er schien halbwegs
aufmerksam zu sein. »Nun haben sie die Telefonnummer von dieser Lady auf der
Anzeige ihrer Telefonzentrale, und sie flippen aus, der arme Doktor versucht,
sie dazu zu bringen, nichts zu tun, währenddessen ruft der Produzent den Notruf
an, und aus irgendeinem Grund geben sie's weiter an die Mordkommission. Ich
nehme die Nummer entgegen, bring die Telefongesellschaft dazu, mir die Adresse
zu geben, die Frau wohnt in Guttenberg, Hudson County, aber mir ist langweilig,
verdammt, und ich rufe die Polizei in Guttenberg an, geb denen die Adresse und
sage ihnen, dass sie an der Tür auf mich warten sollen. Ich fahr hin, ein
nettes Hochhaus, teuer, ich bin da oben mit zwei Uniformierten, ich klopfe an
die Tür, ich höre diese Lady drinnen: >Wer ist da?< >Rocco.< Sie
macht die Tür auf, schön, jung, >Rocco wer?<, >Rocco Polizei< Mein
Fuß ist jetzt in der Tür, und ich kann es in ihren Augen sehen, Volltreffer,
sie ist es. Sie sagt: >Worum geht's?<, nicht: >Kann ich Ihnen
helfen?< Ich sage: >Ich weiß nicht, aber wir müssen reinkommen.< Sie
sagt: >Was ist mit meinen Rechten?<, und ich fange an, ein wenig gegen
die Tür zu drücken. Ich sage: >Rufen Sie Ihren Anwalt an, aber wir müssen
rein.< Sie schaut von mir zu den Guttenbergpolizisten, ich bin kurz davor,
sie niederzuschlagen, wenn's sein muss, doch dann sagt sie: >Nur Sie.<
Und wie sie das sagte? Nun ...« Rocco legte eine Pause ein, etwas angeschlagen
von den Gefühlen der Erinnerung, und unterdrückte das Verlangen, auf der Stelle
aufzustehen und nach Hause zu gehen, um bei Patty zu sein. »Ich hoffte immer
noch, dass das Ganze bloß ein falscher Alarm war. Also sage ich: >Jungs,
danke, ihr könnt wieder auf Streife.< Ich trete ein, hübsche Wohnung,
Pflanzen, Lamellenjalousien, türkischer Teppich, mir fällt auf, dass sie kaum
älter als zwei-, dreiundzwanzig sein kann. Ich trete ein, ich sehe zuerst zu
den Fenstern hinaus, da unten nichts, kein Bündel da draußen, also fange ich
an, Schränke zu öffnen, den Kühlschrank, Toilettenspülkästen, überall nachzusehen,
wo man ein totes Baby verstecken könnte, nehme die Koffer raus, und sie sagt
kein Wort, steht nur da und ringt die Hände. Ich kann nichts finden. Ich sage:
>Warum bin ich hier?< Sie sagt: >Warum<, aber schuldbewusst, wissen
Sie? Ich sehe, sie hat eine große Stereoanlage neben dem Fernseher stehen, also
gehe ich rüber und stelle sie an, und natürlich ist der Sender drauf, und wir
hören den Kinderarzt, den man anrufen kann, über die Lautsprecher. Ich sehe
sie nur an. Sie sagt: >Es gibt kein Baby< und ich glaube ihr.
Ich
betrachte sie jetzt, ihr Haar ist völlig durcheinander, ihr Gesicht ganz
aufgedunsen vom Weinen. Sie sagt: >Bin ich verhaftet?< Ich sage:
>Warum haben Sie das gemacht?< Sie sagt, >Haben Sie sich jemals
diesen Arschkriecher angehört? Nun, Mutter, erst einmal vielen
Dank, dass Sie den Mut aufgebracht haben, mit einer solchen Frage bei uns
anzurufen, das ist eine schwere Frage, aber eine gute Frage. Er ist ein
Lügner.< Ich schaue sie mir immer noch an und frage noch mal: >Warum
haben Sie das gemacht, Sie sehen aus wie ein nettes Mädchen< und sie bricht
in Tränen aus und sagt: >Ich bin so allein.< Nach einer Minute beruhigt
sie sich, erzählt mir, dass sie am Tag vorher eine Abtreibung gehabt hätte,
und der Typ, der sie geschwängert hat, ist nicht in der Klinik aufgetaucht,
hat nicht angerufen, ist einfach verduftet. Sie ist allein gegangen, hat selbst
dafür bezahlt, kommt nach Hause in eine leere Wohnung, ist völlig verkrampft,
hat Schmerzen, ist unglücklich, sie wacht am Sonntagmorgen auf, hat immer noch
diese Krämpfe, der Typ hat immer noch nicht angerufen, sie stellt das Radio
an, hört, wie all diese Mütter anrufen mit diesen Problemen mit ihren Babys,
wie: >Ist es in Ordnung, wenn sie bei mir im Bett schlafen, ist drei zu
früh, um ihnen das Alphabet beizubringen, wenn ich mit ihnen in den
Streichelzoo gehe, gibt es da ein Tier, von dem sie sich was holen können<,
und da wurde es ihr langsam zu bunt, dachte, sie sollte bei diesem Typen mal
am Käfig rütteln, und so ... Ich denke, was soll's, das arme Ding, also gehe
ich in ihre Küche und mache uns einen Tee. Wir reden für vielleicht vier Stunden,
und weil ich zu der Zeit selber in ziemlich wackliger
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