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Priester und Detektiv

Priester und Detektiv

Titel: Priester und Detektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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Pantomime, wo ein Mann sich auf seinen Zylinderhut setzt.«
    »Bitte, nicht auf den meinigen,« bemerkte Sir Leopold Fischer mit Würde.
    »Gut, gut,« versetzte Crook von oben herab, »streiten wir nicht. Es gibt noch niedrigere Scherze als sich auf jemands Hut zu setzen.«
    Mißfallen über den rotbeschlipsten Burschen, wachgerufen durch dessen räubermäßige Anschauungen und offensichtliche Vertraulichkeit mit dem hübschen Patenkind verleiteten Fischer, in seiner sarkastischen, lehrmeisterlichen Art zu erwidern:
    »Ohne Zweifel haben Sie noch etwas gefunden, was noch weit darunter ist, als sich auf einen Zylinderhut zu setzen, was meinen Sie damit, bitte?«
    »Wenn man den Hut auf sich sitzen läßt zum Beispiel,« gab der Sozialist zurück.
    »Genug, genug,« rief der kanadische Landwirt mit seiner barbarischen Gutmütigkeit dazwischen, verpatzen Sie uns den fidelen Abend nicht. Ich bin dafür, wir sollten etwas für unsere Abendgesellschaft veranstalten. Nicht Gesichter schwärzen oder auf Hüten sitzen, wenn Ihnen das nicht gefällt, aber doch etwas dergleichen, weshalb führen wir nicht eine richtige, altenglische Pantomime auf – Clown, Kolombine usw? Ich sah eine, als ich zwölf Jahre alt war, damals, als ich England verließ, und die hat in meinem Gehirn gezündet wie ein Bergfeuer. Erst voriges Jahr bin ich nach dem alten Lande zurückgekehrt und fand den Brauch erloschen. Nur mehr eine Menge schundiger Märchenspiele gibt es heute noch. Mich verlangt nach einem Feuerteufel, und nach einem Polizisten, den man zu Würsten verarbeitet, und dafür bietet man mir sittenpredigende Prinzessinnen beim Mondenschein, ›blaue Vögel‹ und dergleichen. Für Blaubart hätte ich noch Verständnis, und er gefiel mir am besten, wenn er sich in den Hanswurst verwandelte.«
    »Ich bin ganz für den Polizisten und das Wurstmachen,« stimmte John Crook bei. »Es ist eine bessere Definition des Sozialismus, als alle anderen aus der letzten Zeit. Aber die Ausführung ist so gut wie unmöglich.«
    »Nicht die Spur!« schrie Blount ganz hingerissen. »Eine Hanswurstiade läßt sich am allerleichtesten aufführen, aus zwei Gründen. Erstens kann man den Schnabel aufsperren, soviel man will, und zweitens, was man braucht, sind alles Dinge aus dem Haushalte – Tische und Handtuchgestelle und Wäschekörbe und solche Sachen.«
    »Stimmt,« gab Crook eifrig nickend zu, indem er auf und nieder schritt. »Aber ich fürchte, ich kann meine Polizistenuniform nicht auftreiben. Es ist in letzter Zeit kein Polizist mehr umgebracht worden.«
    Blount runzelte eine Weile nachdenklich die Stirne und schlug sich auf die Schenkel. »Ja, es geht!« rief er. »Ich habe hier Florians Adresse und er kennt jeden Maskenverleiher in London. Ich will ihn anrufen, er soll eine Polizistenuniform mitbringen.« Und entschlossen schritt er stracks ans Telephon.
    »O, es ist riesig lustig, Pate,« jubelte Ruby fast tanzend. »Ich mache die Kolumbine und du wirst der Hanswurst sein.«
    Der Millionär tat steif wie in einer Art heidnischer Feierlichkeit.
    »Ich glaube,« bemerkte er, »du mußt dich um einen anderen Hanswurst umsehen.«
    »Ich mache ihn, wenn du willst,« warf Oberst Adams ein, indem er die Zigarre aus dem Munde nahm und zum ersten und letzten Male sprach.
    »Du verdienst ein Denkmal,« schrie der Kanadier, als er strahlend vom Telephon zurückkam. »Wir haben alles beisammen. Mr. Crook macht den Clown, er ist Journalist und weiß daher alle abgedroschenen Witze. Ich kann Harlekin sein, dazu braucht man nur lange Beine zu haben und herumhopsen zu können. Mein Freund Florian telephonierte, er bringt die Polizistenuniform; er zieht sich schon unterwegs um. Wir können gleich in dieser Halle spielen, die Zuschauer sitzen auf der breiten Stiege dort hinten, eine Reihe über der anderen. Diese Vordertüren geben den Hintergrund, offen wie geschlossen. Geschlossen, sieht man das Innere eines englischen Hauses, offen, einen Garten im Mondscheine. Es geht alles wie durch Zauberei.« Und ein zufälliges Stück Billardkreide aus der Tasche ziehend rannte er zwischen Türe und Treppenaufgang entlang und zog die Linie für die Rampenlichter.
    Wie selbst eine so improvisierte Veranstaltung in so kurzer Zeit zustandekommen konnte, bleibt nach wie vor ein Rätsel. Genug, man machte sich an die Arbeit mit jenem Gemisch von Rastlosigkeit und Fleiß, das sich findet, wo Jugend im Hause ist, und deren gab es an jenem Abende in jenem Hause. Wie es immer

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