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Priester und Detektiv

Priester und Detektiv

Titel: Priester und Detektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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ich auch jetzt auf der rechten Seite der Mauer.«
    »Und welches ist die rechte,« fragte das Fräulein lächelnd.
    »Dort, wo Sie sind,« antwortete der Bursche namens Crook.
    Während sie zusammen zwischen dem Lorbeer hin dem vorderen Garten zuschritten, ertönte dreimal hintereinander, jedesmal näher, eine Automobilhupe und ein Wagen von hervorragender Schnelligkeit, großer Eleganz und blaßgrüner Farbe schwang sich wie ein Vogel vor das Haustor und blieb bebend stehen.
    »Hallo! hallo!« schrie der junge Mann mit dem roten Halstuche, »das ist jemand, der jedenfalls auf der rechten Seite geboren ist. Ich wußte gar nicht, Fräulein Adams, daß Ihr St. Nikolaus so modern ist, wie dieser da.«
    »O, das ist ja mein Großvater, Sir Leopold Fischer. Er kommt immer zum Stephanstage.« Dann nach einer unschuldigen, kleinen Pause, welche unbewußt ein klein wenig Mangel an Begeisterung verriet, fügte Ruby Adams hinzu: »Er ist sehr gut.«
    John Crook, der Journalist, hatte von dem hervorragenden Großstadtmagnaten schon gehört und es war nicht sein Fehler, wenn der Großstadtmagnat noch nicht von ihm gehört hatte, denn in gewissen Artikeln im »Clarion« und der »Neuen Zeit« war Sir Leopold Fischer sehr kräftig mitgenommen worden. Doch er sagte nichts, sondern beobachtete nur finster das Abladen des Kraftwagens, was ein ziemlich langer Vorgang war. Ein großer, hübscher Chauffeur kam vorne heraus und ein kleiner, hübscher Bedienter kam hinten heraus und zwischen beiden stellten sie Sir Leopold auf die Torschwelle nieder und begannen, ihn auszupacken wie ein besonders empfindliches und peinlich geschütztes Paket. Pelze genug, um einen Bazar damit zu eröffnen, Felle von allen Tieren des Waldes und Schals von allen Regenbogenfarben wurden nacheinander abgewickelt, bis sie etwas enthüllten, was einer menschlichen Gestalt ähnelte, nämlich einen freundlichen, aber fremdaussehenden alten Herrn mit grauem Ziegenbarte und gewinnendem Lächeln, der seine Pelzhandschuhe aneinander rieb.
    Lange ehe diese Enthüllung sich ganz vollzogen hatte, hatten sich die beiden großen Flügeltüren der Vorhalle mitten aufgetan und Oberst Adams, der Vater der bepelzten jungen Dame, war selbst herausgekommen, seinen ausgezeichneten Gast zum Eintreten zu laden. Er war ein hochgewachsener, sonnenverbrannter und sehr schweigsamer Mann, der eine rote fezartige Pelzmütze trug, was ihm das Aussehen der englischen Sirdars oder Paschas in Ägypten verlieh. Bei ihm befand sich sein vor kurzem aus Kanada zurückgekehrter Schwager, ein starker und ziemlich geräuschvoller, junger Grundbesitzer mit einem gelben Bart, ein gewisser Jakob Blount. Dazu kam noch die bedeutungslosere Gestalt des Priesters von der benachbarten römisch-katholischen Kirche, denn des Obersten verstorbene Frau war Katholikin gewesen, und die Kinder waren, wie dies in solchen Fällen oft geschieht, ihr hierin gefolgt. Alles an dem Priester bis herab zu seinem Namen ›Brown‹ schien des Besonderen zu entbehren; dennoch hatte der Oberst in ihm einen nicht üblen Gesellschafter gefunden und lud ihn häufig zu derlei Familienveranstaltungen ein.
    In der großen Vorhalle des Hauses gab es genügend Raum selbst für Sir Leopold und die Beseitigung seiner Hüllen. Vorhalle und Gang waren im Verhältnisse zum Hause übermäßig geräumig und bildeten gewissermaßen einen einzigen großen Raum mit der Eingangstüre an dem einen und dem Treppenaufgange an dem anderen Ende. Gegenüber dem großen Kaminfeuer, über dem des Obersten Säbel hing, wurde der ganze Vorgang zu seinem Abschluss gebracht und die Gesellschaft einschließlich des melancholischen Crook Sir Leopold Fischer vorgestellt. Dieser ehrenwerte Geldmann schien jedoch immer noch mit einzelnen Teilen seiner gutgeschnittenen Kleidung beschäftigt zu sein und brachte endlich aus einer innersten Gehrocktasche ein schwarzes, länglichrundes Gehäuse zum Vorschein; von dem er strahlenden Auges erklärte, es sei sein Weihnachtsgeschenk für sein Patenkind.
    Mit ungezwungener Selbstgefälligkeit, die etwas Entwaffnendes an sich hatte, hielt er ihnen allen das Gehäuse hin. Ein Druck, es sprang auf und ringsum war alles halb geblendet. Es war wie wenn eine Krystallfontäne ihnen in die Augen entgegensprang. In einem Neste aus orangefarbenem Sammet lagen wie drei Eier drei weiße und feurige Diamanten, welche die Luft ringsum in Brand zu setzen schienen. Fischer stand strahlend von Wohlwollen und tief das Erstaunen und

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