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Priester und Detektiv

Priester und Detektiv

Titel: Priester und Detektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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Entzücken des Mädchens, die starre Bewunderung und die klobigen Dankäußerungen des Obersten, sowie das Staunen der ganzen Gruppe trinkend.
    »Ich werde sie jetzt wieder einstecken, meine Liebe,« sagte Fischer, indem er das Kästchen zurück in seinen Rockschoß steckte. »Ich mußte gut darauf aufpassen, als ich hierher fuhr. Es sind die drei großen afrikanischen Diamanten, genannt die ›Sternschnuppen‹, so oft wurden sie schon gestohlen. Alle großen Spitzbuben sind hinter ihnen her, aber selbst die Leute von der Straße und von den Hotels hätten es kaum vermocht, ihre Finger davon zu lassen. Es hätte ja sein können, daß ich sie unterwegs verlor.«
    »Ganz natürlich, muß ich schon sagen.« brummte der Mann mit der roten Binde. »Ich würde sie nicht schelten, wenn sie sie an sich genommen hätten. Wenn sie Brot verlangen und Sie geben ihnen nicht einmal einen Stein, dann meine ich, hätten sie den Stein wohl selber nehmen können.«
    »Ich will Sie nicht so reden hören!« schrie das Mädchen in merkwürdigem Erglühen. »Sie haben erst angefangen, so zu reden, seit Sie so ein entsetzlicher – ich weiß nicht was geworden sind. Sie wissen schon, was ich meine, wie heißt man doch einen Mann, der auch einen Kaminkehrer umarmen würde?«
    »Einen Heiligen,« antwortete Father Brown.
    »Ich glaube,« warf Sir Leopold ein, indem er von oben herab lächelte, »Ruby meint einen Sozialisten.«
    »Einen Radikalen nennt man nicht einen Mann, der von Radischen lebt,« bemerkte Crook mit einiger Ungeduld, »und konservativ heißt nicht einer, der Konserven macht. Ebensowenig ist ein Sozialist ein Mensch, der sich einen sozialen, also einen Gesellschaftsabend an der Seite eines Kaminkehrers wünscht. Unter einem Sozialisten versteht man einen Mann, der fordert, daß alle Kamine gekehrt und alle Kaminkehrer dafür bezahlt werden.«
    »– aber der Ihnen nicht erlauben will,« fügte der Priester mit leiser Stimme hinzu, »daß Sie selbst der Besitzer Ihres eigenen Russes seien.«
    Crook sah ihn mit einem Blick von Interesse und sogar Achtung an. »Wünscht jemand Ruß zu besitzen?« fragte er.
    »Es könnte doch einmal sein.« erwiderte Brown sinnend. »Ich habe gehört, Gärtner bedienen sich seiner. Und einmal machte ich an Weihnachten sechs Kinder glücklich, ausschließlich mit Ruß, äußerlich angewendet, als der St. Nikolaus sich nicht einfand.«
    »O, großartig,« klatschte Ruby, »o, ich wollte, Sie würden es dieser Gesellschaft vormachen.«
    Der lärmende Kanadier erhob in lautem Beifalle seine Stimme, und auch der Geldmann ließ die seinige hören, allerdings mißbilligend, als an der vorderen Doppeltüre ein Schlag ertönte. Der Priester öffnete, und es zeigte sich wieder der Blick auf den vorderen Garten mit seinem Immergrün; seinen Fichten usw.; jetzt in Dunkel getaucht gegen einen prächtigen violetten Sonnenuntergang. Die auf diese weise gewissermaßen eingerahmte Szene war so farbensatt und phantastisch, wie der Hintergrund einer Bühne, so daß man auf einen Augenblick die unscheinbare Gestalt, welche in der Türe stand, vergaß. Sie sah ein wenig mitgenommen aus, steckte in einem abgetragenen Überrocke, augenscheinlich ein ganz gewöhnlicher Bote.
    »Ist jemand von den Herrschaften Mr. Blount?« fragte dieser, und wies im Zweifel einen Brief vor.
    Mr. Blount trat herzu und blieb laut beteuernd vor jenem stehen. Offensichtlich überrascht ließ er den Briefumschlag auf und las; sein Gesicht färbte sich ein wenig, um sich sofort wieder aufzuheitern, dann wandte er sich an seinen Schwager und Gastgeber.
    »Tut mir leid, daß ich so viele Ungelegenheit verursache, Oberst,« entschuldigte er sich mit froher, kolonialer Höflichkeit, »aber würde es dir Umstände machen, wenn mich heute abends hier ein alter Bekannter besuchen würde, geschäftlich? Tatsächlich ist es Florian, der berühmte Akrobat und Komiker; ich kannte ihn vor vielen Jahren drüben im Westen (er ist von Geburt ein französischer Kanadier) und scheint ein Geschäft für mich zu haben, obwohl ich mir nicht denken kann, welches.«
    »Natürlich, natürlich,« antwortete der Oberst leichthin. »Mein lieber Junge, jeden deiner Freunde! Ohne Zweifel wird er eine Bereicherung für uns bedeuten.«
    »O, der ist schon dazu zu haben, sich sein Gesicht zu schwärzen, wenn du das meinst; auch weiß macht er es und ich zweifle nicht, er ist bereit, auch euch allen etwas weiß zu machen. Ich bin allerdings mehr für die alte, lustige

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