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Priester und Detektiv

Priester und Detektiv

Titel: Priester und Detektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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Provinzen, so kleinen Flüssen, daß das Boot wie ein zwischen Wiesen und Kornfeldern über Land segelndes Zauberboot aussah. Das Fahrzeug reichte gerade für die zwei Personen aus, es gab nur noch Platz für das Notwendigste und Flambeau hatte es mit solchen Dingen angefüllt, wie sie seine besondere Philosophie für Nötig erachtete. Sie beschränkten sich im wesentlichen anscheinend auf vier Dinge: Lachs in Büchsen, falls er darnach Hunger empfände, geladene Revolver, falls ihn nach Kampf gelüstete, eine Flasche Kognak, wahrscheinlich für den Fall, daß er ohnmächtig würde, und einen Priester, wahrscheinlich für den Fall, daß er sterben würde. Mit diesem leichten Gepäck schaukelte er langsam die kleinen Norfolkflusse hinab, den Broads zu, wobei er sich an den überhängenden Gärten und Wiesen, den widergespiegelten Herrensitzen und Dörfern ergötzte, hier und da verweilend, in Teichen und Winkeln zu fischen und, je nachdem, auch das Ufer zu genießen.
    Wie ein richtiger Philosoph verfolgte Flambeau kein bestimmtes Ziel bei seinem Urlaub, doch wie ein richtiger Philosoph hatte er auch eine Begründung für ihn. Er verfolgte gewissermaßen einen halben Zweck, den er gerade ernst genug nahm, daß ein Erfolg die Krönung des Urlaubes bedeutet hätte, und gerade so leicht, daß ein Mißerfolg den Urlaub nicht verdorben haben würde. Vor vielen Jahren, als er noch Apachenkönig und die bekannteste Person von Paris war, hatte er oft wunderliche Zuschriften des Beifalls, der Anschuldigung, ja sogar der Liebe erhalten; eine aber war besonders in seinem Gedächtnis haften geblieben. Sie bestand einfach in einer Visitenkarte in einem Briefumschlage mit englischer Briefmarke. Auf der Rückseite der Karte war mit grüner Tinte in Französisch geschrieben: »Sollten Sie je sich zurückziehen und ein anständiger Mensch werden, dann kommen Sie mich besuchen. Ich möchte Sie kennenlernen,. denn ich kenne alle anderen großen Männer meiner Zeit. Jener Kniff, wie Sie den einen Geheimpolizisten durch den anderen verhaften ließen, war der glänzendste Streich in der französischen Geschichte.« Auf der Vorderseite der Karte stand in üblicher Form gedruckt: »Prinz Saradin, Schilf-Haus, Schilf-Insel, Norfolk.«
    Er hatte sich damals nicht weiter um den Prinzen bekümmert, als indem er in Erfahrung brachte, daß jener in Süditalien als glänzende und elegante Erscheinung bekannt war. Man erzählte sich in seiner Jugend sei er mit einer verheirateten Frau hohen Ranges durchgegangen. Die Entführung selbst hatte in seinen Gesellschaftskreisen wenig Aufsehen gemacht, aber infolge einer damit verbundenen Tragödie hatte sie sich aufgedrängt, nämlich wegen des mutmaßlichen Selbstmordes des betrogenen Gatten, der sich in Sizilien anscheinend in einen Abgrund gestürzt hatte. Der Prinz lebte dann einige Zeit in Wien, doch schien er seine letzten Jahre in beständigem und ruhelosem Reisen verbracht zu haben. Als jedoch Flambeau, wie der Prinz selbst, eine europäische Berühmtheit zu sein aufgegeben und sich in England niedergelassen hatte, kam es ihm in den Sinn, diesem hervorragenden Einsiedler in den Norfolk Broads überraschend einen Besuch abzustatten. Ob er den Ort finden würde, davon hatte er keine Ahnung, und in der Tat war dieser auch ziemlich klein und einsam gelegen. Doch wie das so kam, er fand ihn, ehe er e« erwartet hatte.
    Sie hatten eines Abends ihr Boot unter einer mit hohem Gras und niederen zugestutzten Bäumen bewachsenen Uferbank festgemacht. Nach dem harten Rudern hatte sich der Schlaf früh eingestellt und durch einen entsprechenden Zufall erwachten sie, ehe es hell war, genauer gesprochen, sie erwachten, ehe es Tag war, denn ein großer Mond wie eine Zitrone ging eben erst hinter dem Walde hohen Grases über ihren Köpfen unter und der Himmel trug ein lebhaftes Blauviolett, nächtlich aber Klar. In den beiden Freunden tauchten gleichzeitig Kindheitsträume auf, die Zeit der Elfen und Abenteuer, da hohes Gras sich wie ein Wald über uns wölbte. So gegen den großen tiefen Mond gesehen sahen die Gänseblümchen tatsächlich wie Riesengänseblümchen und der Löwenzahn wirklich wie Riesenlöwenzahn aus. Es erinnerte auch an eine Wandstreifendekoration eines Kinderzimmers. Das Flußbett lag so tief, daß die Wurzeln der Sträucher und Blumen über ihnen hingen und sie von unten nach dem Grase emporblickten.
    »Wahrhaftig,« meinte Flambeau, »es ist gerade wie im Märchenland!«
    Father Brown saß

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