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Priester und Detektiv

Priester und Detektiv

Titel: Priester und Detektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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der sie endlich anlangten, standen zwei türkisenblaue Blumentöpfe. Ein Diener von der grämlichen Sorte – groß, hager, grau und lautlos – öffnete und murmelte, Prinz Saradin sei augenblicklich abwesend, werde aber stündlich zurückerwartet; das Haus sei für ihn und seine Gäste bereit. Das Vorweisen der Karte mit den grünen Schriftzügen entfachte ein Fünkchen Leben in dem Pergamentgesichte dieses bedrückten Vasallen und mit einer gewissen unsicheren Höflichkeit ersuchte er die Fremden, zu bleiben. »Sr. Durchlaucht kann jede Minute hier sein und würde sehr bedauern, jemanden, den er eingeladen habe, zu verfehlen. Wir haben Befehl stets ein kaltes Frühstück für ihn und seine Freunde bereit zu halten und ich bin sicher, er wird wünschen, daß serviert wird.«
    Angetrieben von der Neugier für dieses kleine Abenteuer nahm Flambeau die Einladung herablassend an und folgte dem Alten, der ihn mit vielen Umständlichkeiten in den langen hell getäfelten Raum geleitete. Es war nichts besonders Bemerkenswertes daran mit Ausnahme der ungewöhnlichen, abwechselnd aufeinanderfolgenden vielen breiten und niederen Fenster und breiten und niederen rechteckigen Spiegel, die dem Zimmer etwas eigenartig Luftiges und Wesenloses verliehen. Man hatte die Empfindung, als speise man im Freien. Ein paar Bilder hingen in den Ecken, das eine große graue Photographie eines sehr jungen Mannes in Uniform, das andere eine rote Kreideskizze zweier Knaben mit langem Haar. Auf Flambeaus Frage, ob das Soldatenporträt den Prinzen darstelle, antwortete der Diener kurz verneinend es sei des Prinzen jüngerer Brüder, Hauptmann Stephan Saradin, erklärte er. Und damit schien der Alte plötzlich einzutrocknen und alle Lust für weitere Unterhaltung verloren zu haben.
    Nachdem das Frühstück mit ausgezeichnetem Kaffee seinen Abschluß gefunden hatte, wurden die Gäste mit dem Garten, der Bibliothek und der Haushälterin bekannt gemacht, einer dunkelhaarigen, schönen Frau von nicht wenig eindrucksvoller Erscheinung, so etwas wie eine plutonische Madonna. Wie es schien, waren sie und der Diener die einzigen Überlebenden aus des Prinzen ursprünglichem, ausländischem Haushalte, während alle anderen Dienstboten im Hause neu und von der Haushälterin in Norfolk aufgenommen waren. Letztere hörte auf den Namen Mrs. Anthony, doch verriet ihre Aussprache einen leichten italienischen Akzent und Flambeau zweifelte nicht, daß Anthony nur ein mehr lateinischer Name ins Norfolkische übersetzt war. Mr. Paul, der Diener, ermangelte gleichfalls nicht leiser Anzeichen ausländischer Abstammung, wenngleich er der Sprache wie dem Auftreten nach Engländer schien wie viele der abgeschliffensten Bedienten des kosmopolitischen Adels.
    So hübsch und einzig der Ort war, so lag doch eine gewisse merkwürdig lichte Trauer darüber. Stunden wurden dort zu Tagen. Die langen fensterreichen Räume erfüllte helles Tageslicht, dennoch schien es wie tot. Und durch jedes andere zufällige Geräusch, den laut gesprochener Worte, das Klirren der Gläser oder den Schritt der Dienstboten konnte man auf allen Seiten des Hauses das schwermütige Rauschen des Flusses vernehmen.
    »Wir sind um eine falsche Ecke gebogen und nach einem Orte gekommen, wo nicht alles richtig ist.« meinte Father Brown, durch das Fenster auf das graugrüne Schilf und die silbernen Fluten hinausblickend. »Aber tut nichts, man kann manchmal auch Gutes tun, indem man die richtige Person am unrichtigen Orte ist.«
    Father Brown, obwohl für gewöhnlich ein Schweiger, war ein eigentümlich anziehender kleiner Mann und während jener wenigen aber endlosen Stunden versank er unbewußt tiefer in die Geheimnisse des Schilfhauses als es seinem Freunde trotz dessen Berufes gegeben war. Er besaß jene Gabe des teilnehmenden Schweigens und ohne selbst kaum ein Wort zu äußern, erfuhr er höchstwahrscheinlich von seinen neuen Bekanntschaften alles, was diese auf alle Fälle auszuplaudern bereit waren. Der Aufwärter schien in der Tat von Natur auch nicht mitteilsam. Er verriet eine mürrische und beinahe tierische Anhänglichkeit an seinen Herrn, dem, wie er sagte, sehr schlecht mitgespielt worden sei. Der Hauptfeind schien der Bruder Seiner Durchlaucht und sein Name genügte allein schon, des Alten eingefallene Wangen sich in die Länge ziehen und seine Papageinase sich rümpfen zu machen. Hauptmann Stephan mußte ein Tunichtgut sein und hatte seinen gutherzigen Bruder um Hunderte und Tausende

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