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Priester und Detektiv

Priester und Detektiv

Titel: Priester und Detektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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kerzengerade im Boot und bekreuzte sich. Seine Bewegung war so unvermittelt, daß sein Freund ihn ein wenig anstarrte und fragte, was denn los sei.
    »Die Leute, welche die mittelalterlichen Balladen schrieben,« antwortete der Priester, »wußten mehr von Geistergeschichten als Sie. Es sind nicht hübsche Dinge allein, die sich im Märchenland zutragen.«
    »Ach, Unsinn!« rief Flambeau. »Nur Hübsches könnte unter solch einem unschuldigen Monde geschehen. Ich wäre dafür, weiterzurudern und zu sehen, was wirklich kommt. Wir könnten sterben und vermodern, bevor wir je wieder einen solchen Mond und eine solche Stimmung finden.«
    »Angenommen,« erklärte Father Brown. »Ich habe ja nie gesagt, es sei unter allen Umständen unrecht, ins Märchenland einzudringen. Ich sagte nur, es sei immer gefährlich.«
    Langsam ruderten sie den erwachenden Fluß hinan, das glimmende Violett des Himmels und das blasse Gold des Mondes erstarben mehr und mehr und verloren sich in das weite farblose Gewölbe, das den Tinten des Sonnenaufganges vorangeht. Als die ersten leisen Streifen von Rot und Gold und Grau den Horizont von einem Ende zum anderen durcheilten, brachen sie sich an der schwarzen Masse einer Stadt oder eines Dorfes, das gerade etwas weiter oben am Flusse lag. Es war bereits leichtes Dämmerlicht, das alles sichtbar machte, als sie unter den herabhängenden Dächern und Brücken dieses Orts anlangten. Die. Häuser mit ihren langen niederen steilen Dächern sahen aus wie mächtige, graue und rote Rinder, die an den Fluß zur Tränke herabgestiegen waren. Das sich ausbreitende und weitende Dämmerlicht hatte sich schon in arbeitsames Tageslicht gewandelt, noch ehe sie ein lebendes Geschöpf auf den Stegen und Brücken dieses stillen Städtchens erblickten. Schließlich sahen sie einen sehr ruhigen behäbigen Mann in Hemdärmeln mit einem Gesichte so rund wie der eben versunkene Vollmond und Strahlensträngen eines roten Bartes längs der unteren Rundung, der an einen Pfahl gelehnt vor der trägen Flut stand. Mit einem nicht weiter zu erklärenden, inneren Drange erhob sich Flambeau im schwankenden Boote zu seiner vollen Höhe und rief dem Manne zu, ob er die Schilfinsel und Schilfhaus Kenne. Des behäbigen Mannes Lächeln verbreiterte sich allmählig und stumm wies er flußaufwärts nach der nächsten Biegung. Flambeau ruderte ohne ein weiteres Wort zu verlieren voran.
    Das Boot fuhr noch um manche solche grasige Ecke und folgte noch mancher solchen schilfreichen und schweigenden Stromstrecke, doch ehe das Suchen anfing, eintönig zu werden, waren sie um eine besonders scharfe Ecke gebogen und in die Stille einer Art Teich oder See gelangt, dessen Anblick sie instinktiv anhalten ließ. Denn inmitten dieser sich erweiternden Wasserfläche und ringsum von Schilf eingefaßt lag eine lange flache Insel, deren ganze Länge ein langes flaches Haus wie ein Bungalow, erbaut aus Bambus oder irgend einem anderen zähen tropischen Rohre, sich hinzog. Die aufragenden Bambusstocke, aus denen die Mauern bestanden, waren hellgelb, die schräg darauf ruhenden Rohre, die das Dach bildeten, zeigten ein dunkles Rot oder Braun, sonst aber machte das langgestreckte Haus den Eindruck des Eintönigen und Einförmigen. Der frühe Morgenwind raschelte in dem die Insel umgebenden Schilfe und sang durch das eigenartig gerippte Haus wie auf einer riesigen Hirtenflöte.
    »Wahrhaftig!« rief Flambeau. »das ist der Ort, endlich!« Hier ist die Schilfinsel, wenn je es eine solche gibt! hier ist das Schilfhaus oder nirgends! Ich glaube, der Dicke mit dem roten Barte war eine Fee.«
    »Kann sein,« bemerkte Father Brown unparteilich. »Aber wenn schon, dann war er eine böse Fee.« Aber während er noch sprach, hatte der ungestüme Flambeau in dem raschelnden Schilfe angelegt und sie standen auf der langen merkwürdigen Insel neben dem seltsamen stillen Hause.
    Es kehrte seine Rückseite dem Fluße und dem einzigen Landungsstege zu, der Haupteingang lag auf der anderen Seite und blickte nach dem Inselgarten hinaus. Die Ankömmlinge nahten sich ihm daher auf einem schmalen Pfade, der dicht unter dem niederen Dachrande an fast allen drei Seiten des Hauses entlang lief. Durch drei verschiedene Fenster blickten sie auf drei verschiedenen Seiten in denselben langen, gutbeleuchteten und mit lichtem Holze getäfelten Raum, welcher eine große Anzahl Spiegel enthielt und für ein elegantes Frühstück hergerichtet war. Zu beiden Seiten der Vordertüre, an

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