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PRIM: Netzpiraten (German Edition)

PRIM: Netzpiraten (German Edition)

Titel: PRIM: Netzpiraten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Enss
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falschen Namen eingeschlichen hatte, Ann-Louise Norwood aus der Nähe beobachtet und sich ausführlich über sie informiert hatte. Das Motiv für ihr Vorgehen war weiterhin rätselhaft. Er favorisierte inzwischen eine Vermutung, wonach die falsche Ann-Louise mit richtigem Namen als prominent erkannt worden wäre oder als Frau oder Tochter eines Prominenten. Und dass auch ihr übereilter Weggang damit zusammenhing. Bei einer engeren Bindung hätte sie die Entdeckung ihres Geheimnisses fürchten müssen.
    Die Adresse in der Bronx half bei seiner Suche nicht weiter. Wahrscheinlich stimmten die Aussagen dieser Ohanian, dass sie keinerlei Verbindung zu einer Ann-Louise Norwood hatte. Und er konnte schließlich nicht die Umgebung dort oben abklappern und fragen, ob man Ann-Louise gesehen hatte. Natürlich hatte sie irgendwo in der Stadt eine Unterkunft gefunden, aber selbst wenn es in einem Hotel war und nicht bei Freunden oder Verwandten, wäre die Suche aussichtslos. Auch hatte er kein Foto, er konnte sie nur beschreiben.
    Er hatte sich dazu durchgerungen, bei Ferrentil mit unverdächtigen und beiläufigen Fragen und Bemerkungen die Sprache auf die Praktikantin zu bringen. Hatte sie sich einmal gemeldet und zufrieden über die Zeit bei DATA TODAY geäußert? Waren die Erfahrungen bei DATA TODAY hilfreich für ihre Doktorarbeit? Ferrentil antwortete ausweichend, erklärte vage, dass alles in Ordnung sei, aber immer mit der deutlich erkennbaren Absicht, das Thema Ann-Louise Norwood nicht weiter zu vertiefen.
    Was hatte Ferrentil ihm damals geraten? Er sollte sich doch einmal über Jonathan Berkner in der Katakombe informieren. Über jenen Berkner also, der seinen Chef Ferrentil veranlasst hatte, eine gewisse Ann-Louise Norwood als Praktikantin bei DATA TODAY arbeiten zu lassen. Einen Berkner, den er nicht einmal dem Namen nach gekannt hatte, obwohl er einen beträchtlichen Anteil an der Zeitung besaß. Vielleicht sollte er die Geschäftsberichte doch einmal lesen.
    Die Angaben über Jonathan M. Berkner in der Katakombe hätten ausgereicht, sechs Schreibmaschinenseiten auszufüllen. Talburn überflog die Zeilen am Bildschirm. Dann setzte er ein Sortierprogramm ein, um ein wenig Ordnung in die Datenmengen zu bringen. Er interessierte sich vor allem für alle Verbindungen und Beziehungen Berkners zu anderen Personen. Diese Personen würde er anschließend durchleuchten, sofern ihm das aussichtsreich erschien.
    Berkner lebte auf Long Island und auf den Bahamas, war zweiundsiebzig Jahre alt und zum zweiten Mal verheiratet. Aus dieser Ehe hatte er einen Sohn und zwei Töchter. Die erste Ehe war offenbar kinderlos geblieben. Über die Töchter, durchaus in einer Altersgruppe mit Ann-Louise zu vermuten, wurden keine Angaben gemacht. Er würde später versuchen, etwas über sie zu erfahren. Außerdem gab es noch eine Schwester, verheiratet und, zumindest vor etlichen Jahren, in Philadelphia lebend. Auch deren Töchter, falls es welche gab, würde er überprüfen müssen.
    Berkner besaß eine ererbte Firma in New York, Beamer & Berkner Glass Corp., die kurz nach dem zweiten Weltkrieg gegründet worden war und in der medizinische Gläser für die Pharmaindustrie, Apotheken und Krankenhäuser hergestellt wurden. Talburn hatte Glück, denn der Server bei Beamer & Berkner mit den Personaldaten war nicht gut geschützt. Er fand eine Datei mit Porträtfotos der Angestellten. Über eine vorsichtshalber nicht zu enge Einschränkung der möglichen Geburtsjahre konnte er die Anzahl der Fotos, die er sich ansehen musste, auf fünfundsechzig reduzieren. Leider gab es keine Möglichkeit, die Frauen daraus zu selektieren. Ann-Louise war nicht darunter.
    In seiner aktiven Zeit war Berkner Mitglied in einigen wirtschaftlichen Vereinigungen und Verbänden. Talburn kopierte sich die Namen in eine Textdatei und hoffte, dass er Ann-Louise finden würde, bevor er seine Recherchen auf diese Vereine und deren Mitglieder ausdehnen musste.
    Den größten Teil der Datensammlung nahmen Aufzählungen von Berkners diversen beruflichen Aktivitäten ein, darunter Geschäftsreisen mit Regierungsdelegationen ins Ausland und Auftritte als Redner oder Gastredner. Auffällig waren seine vielen Chinareisen. Offenbar waren Beamer & Berkner Teilhaber an einer Produktionsstätte für Apothekenflaschen und Präzisionspipetten in Kanton. Dann stieß Talburn auf den rätselhaften Eintrag über eine Freilassung Berkners aus chinesischer Haft nach Intervention des

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