PRIM: Netzpiraten (German Edition)
prüfenden Rundblick in den Raum. „Für den dritten Schrank bekommen wir einen Bolzenschneider. Prüfen Sie erst einmal die beiden ersten!“ Er zog die Tür zu, und sie schloss wieder ab.
Rust öffnete das erste Schloss. Im Schrank hing eine alte, sehr schmutzige Jeans. Am Boden standen halbhohe Gummischuhe. Und in dem einzigen Fach im Oberteil des Schranks standen drei Dosen Coca Cola. Der zweite Schrank war leer.
Rust berichtete an die Freundin und setzte sich dann auf den Tisch unter der Leuchte. Es vergingen etwa fünfzehn Minuten, dann meldete sich Pamela Stonington wieder.
„Bel, die nächsten Anweisungen sind da. Ich lese alles vor:
Liebe Mrs Stonington.
Rufen Sie jetzt Mrs Rust an. Sie soll die folgenden
Anweisungen sofort und zügig und ohne
Einschaltung des Agenten vor der Tür befolgen. Sie
soll die Zugangsklappe zum Pneumatischen System
an der Wand hinter dem Bild öffnen. Es befinden
sich mindestens fünf leere zylindrische
Plastikbehälter in einer Haltevorrichtung. Sie soll
einen entnehmen und den Deckel aufschrauben und
den Beutel mit den Brillanten hineintun. Dann soll
sie den Deckel zuschrauben und den Behälter wie
auf dem Plakat zum Gebrauch angezeigt in die
Aufgabevorrichtung stecken. Die einwandfreie
Arretierung des Behälters wird durch ein grünes
Licht angezeigt. Dann soll sie auf dem Tastenfeld
die Zahl 179 eingeben und an der Anzeige auf
Richtigkeit kontrollieren. Bei Falscheingabe kann
die Zahl mit der Taste DEL gelöscht und
anschließend neu eingegeben werden. Dann soll sie
die grüne Taste START drücken. Anschließend soll
sie die Dokumente zusammenrollen und ohne Pause
auf die gleiche Weise mit den anderen Behältern
hinterherschicken. Es werden unter Umständen leere
Behälter zur Auffüllung des Bestands in die
Aufgabevorrichtung eingeschossen. Mrs Rust soll
sich nicht erschrecken. Sie soll danach auf weitere
Anweisungen warten.
PRIM“
„Leg bitte nicht auf, Pam! Ich mache das jetzt, aber vielleicht muss ich nachfragen.“
Rust nahm den großen Kalender mit Tierfotografien von der Wand. Das aufgeschlagene Blatt zeigte den Monat April und vier neugierig in die Kamera blickende Fuchswelpen. Das Foto war wohl interessanter als das aktuelle Datum. Hinter dem Kalender kam eine Art Wandschrank zum Vorschein, mit rechts und links angeschlagenen, hellgrün angemalten Metalltüren mit eingelassenen Griffen. Auf der linken Klappe stand eine schwarze 1, auf der rechten eine 2. Sie öffnete beide Flügel. Die Aufgabevorrichtung sah so aus, wie PRIM sie beschrieben hatten. An der rechten Seite war eine Art Gebrauchsanweisung auf einer metallenen Tafel angebracht. Sie bestand nur aus stark vereinfachten Bildern, Piktogrammen, als ob sie für Leute gedacht war, die nicht lesen konnten oder kein Amerikanisch verstanden.
Sie zog einen der leeren, durchsichtigen Plastikbehälter aus der Halterung und schraubte den blauen Deckel ab. Dann hob sie den Koffer auf einen der Tische, schloss ihn auf und nahm den Beutel heraus. Er passte problemlos in den Behälter. Sie verschloss ihn mit dem Deckel und steckte ihn in die Aufgabevorrichtung. Der Behälter rutschte von allein in die richtige Lage, und die grüne Anzeige leuchtete auf.
„Einhundertneunundsiebzig?“, fragte sie.
„Richtig. Eins, sieben, neun.“
Rust tippte die Zahl ein. 179 erschien in schwarzen Ziffern auf dem kleinen Tableau. Darunter stand: Drücken Sie START.
Die Druckluft schoss mit einem kurzen, lautem Zischen in die Rohrleitung. Der Behälter verschwand blitzschnell mit einem satten „Flopp“. Danach leiseres, längeres Zischen, während der Druckausgleich stattfand. Die Anzeigen erloschen.
„Die Wurst ist weg.“ Rust klang verblüfft, obwohl sie doch selbst den Transport in die Wege geleitet hatte.
„Verstanden. Lass dir etwas Zeit mit den Büchern!“
Rust legte die Zertifikate und die Urkunden auf den Tisch. Sie durfte nicht auffällig bummeln, falls sie von PRIM beobachtet wurde. Sie machte sechs etwa gleich hohe Stapel aus den Papieren. Dann überlegte sie, als ob sie unsicher war, dass die Papiere eines Stapels in den Behälter passten. Sie legte die Papiere wieder zu einem großen Stapel zusammen und schichtete sie dann neu in sieben Stapeln auf. Sie achtete darauf, die
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