PRIM: Netzpiraten (German Edition)
fliehen. Und zwar ohne die Beute, um sich nicht zu verraten. Hoover meint, dass es zum Täterverhalten in solchen Situationen passt, Verwüstungen anzurichten und die Beute wegzuwerfen, um die Verfolgung zu verzögern. Wir haben beim ersten Übergabeversuch gesehen, mit welchen technischen Tricks sich PRIM Informationen über unsere Verfolgungsarbeit verschafft haben. Allerdings haben wir keine Videokameras im fraglichen Bereich gefunden.“
„Können Sie noch etwas über das Rohrpostsystem und die Manipulation durch PRIM sagen?“, fragte Krienitz.
„Das übernimmt Hoover. Aber ich möchte noch ergänzen, dass der Angestellte am Empfang nahe beim Eingang des Hospitals während der fraglichen Zeit nicht durchgängig anwesend war. Ihm ist niemand aufgefallen. Von seinem Platz aus hat er keine Sicht auf die Tür zum Raum 19. Niemand im Haus konnte übrigens sagen, ob die Tür abgeschlossen war. Der Besuchsraum wird sehr selten benutzt, seitdem es im Erdgeschoss keine Krankenzimmer mehr gibt. In den Obergeschossen sind weitere Besucherzimmer. Besuchszeiten sind durchgängig von 10 Uhr morgens bis 19 Uhr abends. Besucher werden nicht kontrolliert, jeder kann frei ein- und ausgehen. Es gibt noch eine Fluchttür, aber die lässt sich nur von innen öffnen.“ Wheelwright zeigte die Tür auf dem Plan.
„Wenn PRIM überrascht wurden, dann haben sie sich vielleicht als Besucher ausgegeben und sind in den oberen Stockwerken untergetaucht“, warf Lawrence Blunt ein.
„Wir haben alle Personen im Haus überprüft, einschließlich der Patienten. Und übrigens auch alle, die zwischen unserem Überwachungsbeginn und unserem Eingreifen das Haus verlassen haben. Und wir haben sie befragt. Vorläufig ohne Ergebnis.“
Krienitz schaute in die Runde und sagte dann: „PRIM haben ja offensichtlich genaue Kenntnisse über die Rohrpostanlage. Und über die Räumlichkeiten sowohl des Colleges für die Gerichtsmedizin als auch der St. Josephs Universität und des Krankenhauses. Spricht das nicht dafür, dass sie unter Leuten zu suchen sind, die dort arbeiten?“
Es war nicht klar, ob die Frage an alle gerichtet war. „Wir räumen dieser Möglichkeit eine erhöhte Wahrscheinlichkeit ein“, antwortete Wheelwright. „Allerdings erfordert die Prüfung Zeit, weil hier sehr viele Personen in Frage kommen.“
„Ich halte es nicht für sehr wahrscheinlich, dass wir PRIM dort finden werden“, schaltete Alice sich ein. „Sie scheinen mir viel zu klug zu sein, als dass sie dieses Risiko eingehen würden. Und wir haben gestern doch gesehen, wie leicht man unauffällig und unerkannt alle Gebäude betreten kann.“
Hoover nickte, sagte aber nichts. Er zeigte eine inzwischen angefertigte Zeichnung mit Hilfe des Beamers. Sie enthielt Angaben zum Rohrpostsystem, die über einen Kartenausschnitt Philadelphias gelegt waren.
„Sie kennen die Pläne seit gestern“, begann er seinen Vortrag. „Hier sind sie zu einem zusammengefasst. PRIM haben sich alle für eine ungestörte Übergabe erforderlichen Informationen über das System besorgt. Dazu haben sie sich Zugang zum Server von Brights, der Wartungsfirma, verschafft und das System manipuliert. Und sie haben die Räumlichkeiten erkundet, die für Vorhaben am besten geeignet waren.
Bleiben wir einen Moment bei den Manipulationen. Dass PRIM einschlägige Kenntnisse über Maschinensteuerungen haben, haben wir bei den Fahrstühlen im Renaissance-Hotel gesehen. Details kennen wir noch nicht, aber eine Programmänderung ist nach den Ereignissen gestern sicher anzunehmen. Brights sprechen die Anlagen, die sie warten, über das Internet an. Die Rohrpostadresse 179 wurde im Programm von der Universität in das Hospital verlegt, an die Station 216. Merkwürdig ist allerdings, dass bei unseren Überprüfungen des Systems, mit denen wir gestern um 3 Uhr begonnen haben, die Fehlleitung nicht mehr vorkam. Wir haben erst heute Morgen die Software-Leute kontaktieren können. Sie sind in Vancouver auf einer Messe. Natürlich mussten wir sie als verdächtig einstufen. Allein schon, weil sie gestern nicht erreichbar waren. Sie sind zur Zeit unter unserer Überwachung bei der Untersuchung der Programmänderungen.“
Alice meldete sich. „Dazu kann ich etwas sagen.“ Krienitz hob die Hand und signalisierte ihr Einverständnis.
„Ich habe eben einen Anruf von meinem Team erhalten. Sie haben den Maschinencode analysiert, der uns gestern Abend von dem Brights-Mann überspielt worden ist. An die Adresse 179
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