PRIM: Netzpiraten (German Edition)
ich das erst von PRIM?“
Der Einwurf wurde ignoriert, auch weil der Präsident aufstand und sich an Krienitz und Vermille wandte: „Ich möchte um 7 Uhr eine erste Einschätzung über diese Mitteilung auf meinem Schreibtisch haben, Tim. Und sagen Sie McFarlane Bescheid, dass er Beagle für 10 Uhr einberufen soll, Mrs. Krienitz! Deren Beurteilung möchte ich bis zum Mittag auf dem Tisch haben. Ich werde danach unter Umständen die Leiter der Geheimdienste zusammenrufen. Karl informiere ich selbst. Er muss aber dringend erst einmal ausschlafen.“
Samantha Krienitz sammelte die Ausdrucke ein. Nur der Präsident gab seinen nicht her.
* * *
In der Arena wurde es laut. Caroline Cooper beschwerte sich darüber, dass sie nicht über die Imitate informiert worden war und auch nicht über die DNA-Markierung der Steine. Charles Moore stellte sich demonstrativ an ihre Seite.
„Warum haben Sie es den anderen gesagt und mir und Mrs. Cooper nicht?“, fragte er Hoover.
Hoover ließ ein paar Sekunden vergehen. Dann blickte er Moore an und antwortete: „Wir haben es niemandem in Beagle gesagt, und ich denke, dass auch der Secret Service niemanden informiert hat. Es ist nicht gut, wenn zu viele Personen in Dinge eingeweiht werden, die besser geheim bleiben sollten.“
Die Antwort schien Moore nur noch mehr aufzuregen. „Sie wollen mir doch nicht erzählen, dass die anderen nicht Bescheid wussten! Blunt? Miss Lormant?“ Er schrie die Namen und starrte erst den CIA-Mann und dann Alice an.
„Ich bin nicht darüber informiert worden, Moore“, sagte Alice ganz ruhig. „In der NSA sind wir intelligent genug, uns solche Details zu denken.“
„Ich denke, das genügt,“ unterbrach Krienitz die Auseinandersetzung mit ihrer jeden Widerspruch ausschließenden Stimme.
Es wurde lange an einer Beurteilung für den Präsidenten gefeilt. McFarlane hatte die Einschätzung des Secret Service vom Morgen verteilt und legte Wert darauf, dass Beagle nicht zu sehr davon abwich. Schließlich einigte man sich darauf, das Papier des Secret Service lediglich zu ergänzen und dabei die abweichenden Ansichten der einzelnen Dienste anzuführen.
Weder Hoover noch McFarlane waren in der Lage, genaue Angaben darüber zu machen, wie viele Leute von den Imitaten und wie viele von dem Besprühen der Strasssteine mit künstlicher DNA-Tinktur wussten. Die Schätzungen gingen von sechs bis sechzehn Leuten beim Strass und von fünf bis elf bei der DNA-Markierung. Diese Frage spielte eine Rolle bei der Einschätzung, ob PRIM mit Insiderwissen operierten, die Prüfung selbst vorgenommen hatten oder nur mit Mutmaßungen arbeiteten. Natürlich wurde die Insider-Vermutung vom Secret Service und vom FBI zurückgewiesen. Krienitz ordnete dennoch eine Überprüfung an.
Alice hatte inzwischen mit Suchmaschinen im Internet einige Angaben über Diebstahlsicherung mittels DNA-Spray gefunden. Die Beschichtung war zwar unsichtbar, aber unter UV-Licht doch sofort erkennbar. „Warum haben Sie das DNA-Markierungsmittel eingesetzt, obwohl wir doch inzwischen vom Experten Arriver gehört haben, dass Diamanten mit UV-Licht auf ihre Echtheit geprüft werden?“, fragte sie Hoover.
„Uns war klar, dass PRIM mit und ohne DNA-Spray schnell herausfinden würden, dass es sich um einen falschen Hasen handelt. Da schien uns die Markierung ein gutes Mittel zu sein, zusätzliche Beweise für die Täterschaft in die Hände zu bekommen. Zumal Spuren der DNA bei Berührung auf die Haut übertragen und dort über drei bis vier Wochen lang nachgewiesen werden können. Die verwendeten DNA-Sequenzen sind immer einmalig, so dass wir eindeutige Zuordnungen vornehmen können.“
„Das mag ja sein, Hoover“, sagte Krienitz, die immer noch verärgert schien, „aber Sie hätten es in Beagle bekannt geben müssen. Spätestens nach der geplatzten zweiten Übergabe. Das gilt auch für Sie, McFarlane.“
Man war sich nicht einig darüber, ob man es bei dem Angebot PRIMs zur Faktorisierung mit einer neuen Situation zu tun hatte. Der Secret Service und die CIA glaubten, dass PRIM nur ein Ablenkungsmanöver unternahmen, das man nicht überbewerten sollte. Und falls PRIM die Faktoren tatsächlich angeben sollten, was man für unwahrscheinlich hielt, könnte es sich nur um Verrat handeln. Oder um eine Täuschung, die man aber bisher nicht erkennen könne. Lawrence Blunt hatte drei 500 Ziffern große Zahlen und ihre Hashwerte mitgebracht. Er bestand darauf, sie für die
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